Samnaun: Die Ischgltrails !

Der gestrige Tag machte Lust auf mehr Trails. Früh sind wir mit unseren Mountainbikes wieder auf dem Twinliner. Der Flowtrail zur Alp Trida ist nur noch ein Zubringer für die Bahn auf den Flimsattel. Heute werden wir uns nach Österreich orientieren. Rechts der Seilbahn hat man eine tolle Aussicht ins Paznauntal. Die Touristen lösen sich mit den Kameras auf der kleinen Felsplatte, welche die beste Aussicht bietet, ab. Einige Meter daneben der Einstieg zum neuen Flimjochtrail – mehr dazu in einem nächsten Beitrag.

Auf einem schmalen Singletrail im feinen Schiefer queren wir auf der Wanderstrecke von Vorgestern hinüber bis zur Velillscharte. Die teilweise steile Abfahrt ist ein kleiner Fahrtechniktest für den Rest des Tages. Noch ein kurzes Steilstück abwärts und ein steiles Gegenstück aufwärts und wir stehen auf der Velillscharte (2590m).

Auf der einen Seite sieht man auf den Vellilsee, der wohl in erster Linie der Schneeproduktion dient. Überhaupt ist die Idalpe vollständig dem Schneesport unterworfen und im Sommer ist das nicht wirklich ein toller Anblick. Auf der anderen Seite sieht man ins Tal der Velillalpe, nicht überbaut und trotz Hinweisen auf eine Skipiste etwas natürlicher, wenn man dieses Wort hier überhaupt in den Mund nehmen kann. 😉

Ins Tal gefräst ist ein wunderbarer Singletrail, der Velill Trail. Im oberen Abschnitt sind einige künstliche Elemente eingebaut und immer wieder gibt es Anlieger und kleine Tables. Jetzt zu Saisonbeginn wurden einige Teile neu freigeschaufelt und diese Bereiche sind teilweise ruppig. Einige Trailstellen sind mit feinem Schotter gefüllt, was eine vorsichtige Vorderradführung benötigt. Ansonsten – Spass pur, mindestens bis zur oberen Velillalpe.

Nun würde der Trail in direkter Falllinie entlang des Vellilbachs zur unteren Velillalpe führen. Wir entscheiden uns für die Chickenline auf der Bergstrasse. Diese wird aktuell Instand gesetzt und schwere Lastwagen kommen uns entgegen und lassen uns Staub fressen. So nehmen wir in der Hälfte trotzdem den Trail. Vieles ist fahrbar, aber vieles auch nicht. Mein Sohn kämpft zudem mit den Wurzeln. Ein sehr starker Kontrast zu den Flowtrails im oberen Teil.

Wir sind froh, wieder auf die Skipiste einzubiegen und fahren runter bis zur imposanten Hängebrücke beim Kitzloch über den Fimbabach. Die beiden Hängebrücken im Tal sind mehr Touristenattraktion den sinnvolle Verbindungen. Dazu passt eine Flyer Bahn, in der man hoch über dem Tal durch die Lift sausen kann. Wir fahren runter bis nach Ischgl und direkt in den Berg…

…und landen mit den Mountainbikes in einem Tunnel. Rolltreppen verbinden unterirdisch die Dorfteile und die Bergbahnen. Ich bin das erste Mal in Ischgl und kann mir lebhaft vorstellen wie das im Winter zu und her gehen wird. Heute ist es sehr ruhig und wir essen in einem urchigen Restaurant zu österreichischen Preisen ein gutes Mittagessen.

Mit der Gondelbahn fahren wir vom Dorfzentrum in Ischgl in wenigen Minuten hinauf auf die Idalpe. Aussteigen und gleich auf den nächsten Sessel, der uns wieder hinauf zum Flimsattel führt. langsam gewöhnen wir uns an die Shuttles und ein schlechtes Gewissen habe ich dabei nicht. Da darf man auch nichts Negatives über die Bergbahnen und den Skibetrieb sagen. Trotzdem ist es nicht mehr normal welche Piste man hier bei der Idalpe in den Berg gebaggert hat. Da gibt es keine Welle, keinen Stein, keine Herausforderung und das Gras (oder ist das schon Rasen) hat ein Grün aus dem Giftschrank.

Egal, für uns gibt es nochmals Höhenmeter hinauf zum Greitspitz und rüber zum Salaaser Kopf. Heute können wir den Grenzsingletrail noch etwas mehr geniessen. Da wir nun die Aufstiege kennen, werden die Kräfte etwas besser eingeteilt und der eine oder andere unfahrbare Meter wird fahrbar.

Statt auf der Piste zum Zeblasjoch fahren wir direkt ab dem Saalaser Kopf runter in Richtung Pischakopf zum Punkt 2617. Auf einem Singletrail queren wir das Zeblas bis zum Punkt 2467. Bereits gestern hat mir von oben diese feine Linie im grünen Gras gefallen, ob die Erwartungen erfüllt werden?

Jein! Leider haben die Kühe hier ganze Arbeit geleistet und dem Weg ziemlich zugesetzt. Speziell im oberen Teil muss man alle Fahrkünste hervorkramen um nicht mit dem Vorderrad in sumpfigen Kuhlöchern zu versinken oder mit den Pedalen an den tiefen Furchen anzuhängen. Wobei wir wohl in den letzten Tagen mit den rausgeputzten Flowtrails etwas zu sehr verwöhnt wurden. So schlimm ist es auch wieder nicht und im untereren Teil hat man mit Zäunen die Kühe zum Glück ausgesperrt. Unter dem Strich sicher eine gute Alternative zur Fahrstrasse unterhalb des Paliner Kopfs.

Der Rest der Abfahrt bleibt Vollgasschotterspass bis runter nach Samnaun Dorf und zum verdienten Bier auf der Hotelterrasse. Fazit: Ich habe noch nicht genug von den Samnauner Trails – to be continued…

Statistik: 30.4 km, ca. 257 Höhenmeter, Fahrzeit 2:02 h, ca. 2814 Höhenmeter abwärts

Samnaun: Flowtrails und Zeblasjoch !

Erster Tag auf dem Mountainbike in Samnaun. Erst mieten wir bei Zegg Sport ein Rocky Mountain Slayer 70 Fully für meinen Sohn. Im Gegensatz zu gestern ist heute Prachtswetter und wir können es kaum erwarten mit dem Twinliner zum Tridersattel hochzufahren. Die Anfahrt erfolgt auf der Talstrasse einige Kilometer runter nach Ravaisch zur Talstation (1780m). Rauf auf den Alptrider Sattel (2486m), Aussteigen, Helm richten und los geht es mit dem Trider Sattel 697 Flowtrail hinunter zur Alp Trida (2261m). Der Trail ist von der Marke ‚Murmelbahn‘, wer aber zu viel Gas gibt, sollte sich vor den schottrigen Kurven in Acht nehmen und im unteren Teil wollen einige Steinblöcke um- oder überfahren werden.

Wir steigen gleich in die Flimsattelbahn mit den charakteristischen orangen Sesseln. Die Mountainbikes werden dabei seitlich an einen Haken gehängt. Zu unserer Rechten sehen wir den Flimspitz, unter uns schlängelt sich ein weiterer Flowtrail durch die grünen Wiesen. Die Bahn spukt uns nach wenigen Minuten beim Flimsattel (2735m) raus.

Mit noch kalten Muskeln bereiten wir uns für die ersten selbst gefahrenen Höhenmeter vor. Auf schottriger Skipiste fahren wir via Viderjoch, Idjoch bis zur Greitspitz (2870m). Ich muss nicht erwähnen, dass dieser Kaltstart ziemlich hart ist, sei es in den Beinen, sei es in den Lungen. Bei mindestens zwei kurzen Rampen muss ich kapitulieren und einige Meter das Mountainbike schieben.

Die Greitspitz ist der höchste Punkt der Tour und vor uns liegt der alpine Singletrail auf dem Gart hinüber in Richtung Zeblasjoch. Der Starthang auf grobem Schotter ist eine kleine Mutprobe, danach übernimmt ein herrlicher Singletrail. Wir bewegen uns genau auf der Landesgrenze zwischen Österreich und der Schweiz. Für den Notfall hätten wir einen Ausweis im Gepäck, aber Grenzwächter auf dem Mountainbike haben wir keine gesehen. 😉

Zwischenziel ist der Salaaser Kopf (2743m). Im Gelände ist der Ischgl Ironbike Marathon ausgeschildert, der hier in einer Woche stattfindet. Um den Aufstieg fahrend zu bewältigen wurden zusätzliche Spitzkehren in den Hang gebaut. Es macht Spass auf dieser Höhe zu versuchen den Berg ohne Absteigen zu bewältigen.

Wir geniessen die Aussicht und den Panoramablick nach Süden in die Schweiz und nach Norden nach Österreich. Auf der Schweizer Seite liegt die Hochebene des Ravaischer Salaas und es lockt eine feine beige Linie – vielleicht ein Singletrail für einen anderen Tag?

Obwohl es 20°C ist, kühlt der Wind die verschwitzten Klamotten rasch durch und so fahren wir weiter auf Singletrails zum Zeblasjoch (2538m). Dazu queren wir den Schotterhang des Paliner Kopf auf dem breiten Skipistenweg. Etwas darunter steht die österreichische Zollhütte, eine historische Eigenart, versuchte man doch mit diesen Hütten hoch in den Bergen den florierenden Schmuggel einzudämmen. Genützt hat es nicht viel, Samnaun ist ja nicht umsonst Zollfreigebiet.

Nachdem wir einige Minuten durch eine Kuhherde aufgehalten wurden, fahren wir auf Highspeed-Schotterpisten 700 Höhenmeter durch das Val Musauna nach Samnaun Dorf (1840m). Mein Sohn testet dabei den Grip des Vorderrades und die Widerstandsfähigkeit eines Knies gegen den groben Schotter. 😉 Leider gibt es keine Singletrails, aber dafür entschädigt die einsame, nicht mit Skibauten verunstaltete Landschaft des einsamen Tales. Im Hotel Camona am Dorfeingang machen wir Mittagpause. Wir haben Lust auf mehr und fahren wieder durchs Dorf runter zum Twinliner.

Beim zweiten Mal macht der 697 Flowtrail bereits so viel Spass, dass wir gleich nochmals mit der Alptrider Sattelbahn nach oben fahren. Bei der dritten Befahrung muss ich mich etwas einbremsen, um nicht übermütig zu werden – hier noch etwas weiter springen, da noch etwas enger in die Kurve. In die nächste Bahn – rauf zum Flimsattel.

Auf dem Flimsattel darf das obligatorische Grenzbild nicht fehlen, je ein Rad des Mountainbikes in einem anderen Land. Links des Speichersees liegt der Einstieg zum nächsten Trail. Unterhalb der Sesselbahn führt der Viderjoch 697 Flowtrail zurück zur Alp Trida. Auch dieser Trail wurde durch Claudio Caluori in den Hang geshaped und ich lass einfach mal die Bilder sprechen.

Bei der Alp Trida nehmen wir die ‚Talabfahrt‘ in Form des Duty Free Ride 697. Der Flowfaktor ist hoch wie bei den beiden anderen Trails. Einzig die Anzahl der Spitzkehren wird etwas übertrieben, was sich an den vielen Abkürzungen in der direkten Falllinie äussert. Aber jedem das seine. Ein älterer e-MTBiker hat jedenfalls seine liebe Mühe mit dem Trail. Ich weiss zwar nicht, wieso man hier ein e-Bike braucht, wenn man sowieso alle Höhenmeter mit der Bahn zurücklegen kann.

Bei Chams wechseln wir die Talseite und fahren gar auf einigen Metern Northshore Trails. Das halbe Tal ist auf den Beinen und am Heuen. Da kriegt man als Feriengast fast ein schlechtes Gewissen. Im Talgrund liegt bei der Unteralp der scheinbar grösste Findling der Schweiz. Nun ja, so gross ist der auch nicht.

Zeitweise auf Feldwegen, teilweise steil über die Skipiste, verlieren wir die letzten Höhenmeter, bis wir in Laret (1745m) ankommen. Wir versuchen möglichst keine Höhenmeter zu verlieren und queren auf einer Nebenstrasse und dann auf dem Wanderweg dem Hang entlang nach Ravaisch. Die letzten Meter nach Samnaun Dorf sind etwas anstrengend, aber machbar.

Mit 3000 Höhenmeter Downhill in den Armen spüren wir den Tag. Das Fazit ist klar: Hier in Samnaun kann man Flowtrail fahren und Bahnen shuttlen bis zum Umfallen. Sehr zufrieden geniessen wir das Finisherbier im El Rico. Die lange und komplizierte Anfahrt nach Samnaun hat sich bisher voll gelohnt.

Statistik: 40.3 km, ca. 454 Höhenmeter, Fahrzeit 2:21 h, ca. 3003 Höhenmeter abwärts

Samnaun: Die Wanderung auf den Flimspitz (2928m) !

Erster Sommerferientag in Samnaun und das Wetter ist besch…..! Meine Frau nutzt die Gratisbergbahnen, welche im Übernachtungspreis im Sommer inbegriffen sind. Poppige orange Gondeln tragen sie über die Landesgrenze nach Ischgl. Ich und mein Sohn steigen auf dem Alptrider Sattel (2486m) aus. Gut eingepackt in Goretex visieren wir das heutige Wanderziel an, den Flimspitz. Zuerst geht es einige Meter runter in Richtung Alp Trida.

Die Männerwanderung artet schon nach wenigen Minuten in einen Eilmarsch aus. Der Jungspund zieht vorne weg. Ich lasse das nicht auf mir sitzen und drehe taktisch klug beim steilen Aufstieg zur Seenplatte ‚Bei den Seen‘ (2545m) an der Geschwindigkeitsschraube. 😉 Für kurze Zeit kann ich den Sohnemann abhängen. Bei einem Findling in der Nähe der Seen müssen wir ausgepumpt rasten und entscheiden gemeinsam es etwas gemütlicher anzugehen.

Der steile Aufstieg zum Flimjoch (2756m) geht in die Beine. Weil der normale Weg teilweise noch im Restschnee liegt, müssen wir einige Abkürzungen nehmen. Es folgt der Endspurt hinauf zum eisernen Gipfelkreuz der Flimspitze (2928m). Im Aufstieg wird es immer wie felsiger und das eine oder andere Mal müssen die Hände an den Fels. Bis auf eine Schlüsselstelle über eine schräg abfallende Felsplatte ist alles problemlos machbar. Oben rasten wir trotz Sichtweite von vielleicht 20m eine Weile. Immer wieder schön auf einem Gipfel zu sein!

Ein Klettersteig führt vom Flimsattel her auf die Flimspitze. Heute ist jedoch niemand unterwegs. Wir steigen wieder ab zum Flimjoch, überqueren die Landesgrenze nach Österreich und wandern in einem Halbkreis hinüber auf den Flimsattel (2750m).  Dabei queren wir nicht nur ein grösseres Schneefeld, sondern ebenfalls die Mountainbikepiste runter zur Idalpe. Das sieht mir in den nächsten Tagen nach Flow aus!

Auf dem Flimsattel ist die Umsteigestation für die länderquerende Sesselbahn in dicken Nebel gehüllt. Wir haben noch etwas Kraft in den Waden und wandern via Viderjoch und den langen Gratweg des Alptrider Eck zurück zum Alptrider Sattel. Eines ist klar: Diesen Weg werden wir noch 100%ig mit dem Mountainbike fahren! Auf dem Sattel angekommen warten wir im tollen Panoramarestaurant bei einer gutbezahlten Suppe auf meine Frau. Mit Gondelbahn und Ortsbus geht es zurück ins Hotel in Samnaun Dorf.

Die Le Mandement – Satigny Tour !

Feierabendtour ins Genfer Hinterland – Ziel ist das ‚Le Mandement‘. Auf der Landkarte umfasst dies die Region der Gemeinen Dardagny, Russin und Satigny, die sich westlich der Stadt befinden. In der Landschaft präsentiert sich das Mandement als grünes Weingebiet auf und entlang des Hügelzuges nördlich der Rhone. Es ist heiss und ich fahre möglichst im schattigen Wald in Richtung Aire-la-Ville.

In der Ebene fallen die frohen Sonnenblumenfelder ins Auge mit der im Hintergrund etwas weniger romantischen Kehrichtverbrennungsanlage von Cheneviers mit den beiden markanten Hochkaminen. Bei der Barrage de Verbois muss ich immer kurz anhalten und staunen – über das mächtige Stauwerk, das die Rhone eindämmt, bevor sie wieder frei und wilder nach Frankreich fliessen kann.

Hinauf nach Russin nehme ich den brutal steilen, direkten Weg vom Bahnhof durch die Rebberge zum Schulhausplatz mit der schönsten Aussicht über Stadt und Kanton Genf. Das kleine Kirchlein des Ortes hat sich ebenfalls eine Toplage hoch über der Rhone ausgesucht. Auf Nebenstrassen geht es weiter durchs Mandement und seine Rebberge bis zum Ort Peissy. Der historische, überdachte Dorfbrunnen rettet mich einmal mehr vor akutem Verdursten. 😉

Die Reben sind prall behängt mit Trauben und mindestens nach dem Volumen dürfte das ein guter Jahrgang werden. Die Gemeinde Satigny ist übrigens die grösste Weinbaugemeinde der Schweiz, kaum zu glauben, im dicht besiedelten Kanton Genf. Im Kontrast zu den vielen teuren renovierten Gebäuden steht der beinahe baufällige Wasserturm von Choully. Der Weinbauweiler ist um das herrschaftliche Château  de Choully drapiert. Die alteingesessenen Genfer Familien haben sich die wunderbare Landschaft schon früh einverleibt.

Mit 505m über Meer ist Choully in den Top 3 der höchsten Punkte des Kantons und so blickt man weit in alle Himmelsrichtungen, oben beispielsweise runter zum CERN und zur nahen Landesgrenze. Via Bourdigny fahre ich durch die Reben runter zum Nant d’Avril. Der Bach ist im oberen Teil bis auf einen jüngst renaturierten Abschnitt komplett kanalisiert und eine relativ abweisende stinkende Rinne mit vielen Graffiti an den Kanalmauern.

Je weiter man dem Nant d’Avril folgt, umso mehr wird er zu einem kühlen Tal mit viel grüner Natur. Der Weg entlang des Baches ist breit und bis auf einen kurzen Anstieg gut zu befahren – wegen den vielen Spaziergängern lasse ich dennoch den Finger auf der Bremse. Immer wilder schlängelt sich der Bach runter nach Peney Dessous, wo er in die gestaute Rhone mündet. Der Eindruck auf der Karte hat nicht getäuscht – eine weitere Trail- und Naturentdeckung.

Alles über den Nant d’Avril gibt es beim Kanton zu lesen.

Statistik: 36.1 km, ca. 350 Höhenmeter, Fahrzeit 2:13 h

Mountainbiken auf dem Kaiserstuhl !

Meine Tochter verbringt einen Tag am Sea you Festival am Tunisee nördlich von Freiburg im Breisgau. Für mich und meine Frau ist das eine gute Gelegenheit den Shuttle Dienst mit dem Angenehmen zu verbinden und eine Mountainbike Tour in uns unbekanntem Gebiet zu fahren. Das Ziel ist die Umrundung des Kaiserstuhls. Wir parkieren das Auto auf dem Parkplatz des Schwimmbades von Bötzingen und fahren erst auf der Landstrasse nach Eichstetten am Kaiserstuhl.

Frau hat bereits Hunger und so irren wir auf der Suche nach einem Restaurant durch Eichstetten, bis wir in einem mässig guten Café etwas zu Essen kriegen. Im Internet habe ich mir eine schöne Tour zusammengeklickt, die grob der Kaiser Tour folgt. Endlich pedalen wir durch die Hohlwege und die Rebberge für welche die Region bekannt ist. Die dem vulkanischen Untergrund abgerungenen Terrassen schlängeln sich wie Höhenlinienplateaus um die 16 Millionen Jahre alte Caldera. Am Vogelsang Pass (372m) biegen wir auf die eigentliche Krete zur Umrundung des Kaiserstuhls ab. Ein steiler Wiesentrail führt durchs wunderbare Naturschutzgebiet Badberg Haseschacher Buck.

Wir queren die zweithöchste Erhebung des alten Kraters, die Eichelspitze (521m), westlich und folgen der Krete in einem ständigen Auf und Ab bis zum Bahlinger Eck (434m). Auf Singletrails und Waldrandwiesentrails fahren wir gegen Osten bis zum Katharinenberg (492m). Die Katharinenkapelle markiert den nördlichen Eckpunkt unser Rundtour und wir geniessen beim lokalen Kiosk eine kleine Erfrischung. Das Wetter ist heute durchzogen und so sind nur sehr wenige Wanderer unterwegs und wir stören mit unseren Mountainbikes niemanden.

Am Himmel zeigen sich die ersten Gewitterwolken und ich hoffe, dass sich die Regenfront vom Kaiserstuhl fernhält. Zuerst gibt es ein kurze, wurzlige und ruppige Abfahrt bis zum Amolterer Eck. Entlang des Katharinenpfades fahren wir der Krete entlang zur Staffelberg-Hütte. Immer wieder haben wir einen wunderbaren Blick auf den ersten Teil der Tour und auf die markante Antenne des Totenkopfes.

Oberhalb von Vogtsburg fahren wir entlang der alten Reben, die in diesem Jahr ordentlich mit jungen, fülligen Trauben behängt sind. Die Terrassierung des halben Berges nimmt nochmals grössere Dimensionen an. Es scheint, dass man hier ab den 60er Jahren mit maschinellem Grosseinsatz die bebaubare Fläche für den Rebbau weiter vergrösserte. Der gut bearbeitbaren Lössboden machten dies erst möglich.

Bei Mondhalde (370m) haben wir einen fantastischen Blick in Richtung Vogesen und die Rheinebene. Wir erkennen in der Ferne die Burgen unserer Touren im Frühjahr im Raum Colmar und ich würde mal schätzen, dass man an gut sichtigen Tagen sicher bis nach Basel und zum Jura sieht.

Mit den ersten Regentropfen finden wir Unterschlupf für Kaffee und Kuchen beziehungsweise einen Eiskaffee im Gasthaus zum Bären in Oberrotweil. Der Regen geht vorbei und wir fahren unsere Kreisrunde weiter gegen Süden und Osten. Auf verlassenen Schotterwegen geniessen wir die spezielle Landschaft und den Fernblick in die Ebene. Plötzlich stehe ich vor einem Rehkitz, das nach seiner Mutter ruft, welche bald mit einem Sprung den Weg überquert und zusammen mit dem Kitz im Unterholz verschwindet. Eine schöne Begegnung!

Den südlichen Umkehrpunkt markiert das Gasthaus Lenzenberg (360m). Hier sitzt man tatsächlich wie auf einem riesigen Stuhl oder Thron und blickt über die Ebene ins Sundgau. Im Moment zieht ein kräftiges Gewitter mit Blitz und Donner über Mulhouse in Richtung Vogesen. Tolles Schauspiel! Der ursprüngliche Plan war es, den Neulindenpfad rauf zum Totenkopf (557m) zu nehmen. Doch wir sind langsam etwas müde und der Weg scheint mir bergauf nicht ideal zu sein. So nehmen wir noch ein kräftigendes Bier und fahren den Plan B: Auf einer Forststrasse zur Adlernesthütte, die Antenne Neunlindenturm mindestens teilweise im Blick. Die Wahl war gut, zwar keine Singletrails, aber eine kurzweilige, waldige Traverse durch die Südflanke des Totenkopfs bis zum Häfelbuck.

Hier endet die Umrundung des Kaiserstuhls und wir fahren via Spielplatz Hohrainbuck runter nach Bötzingen und zurück zum Auto beim Freibad. Der Regen sitzt uns nun echt im Nacken und so kommen wir mit den ersten Tropfen beim Auto an. Danach gibt es noch eine gute Pizza im nahen Restaurant Castello, bevor wir unsere Tochter abholen und in die Schweiz zurückfahren.

Fazit: Eine geologische, kuturhistorische und landschaftlich extrem interessante Tour in einer Region, die man oft nur von der Autobahn aus wahrnimmt. Angesichts der nicht gerade Mountainbike-freundlichen Regeln im Badenwürtenbergland hatte die Tour zudem einen relativ hohen Trail Anteil. Für mich war das wieder mal eine echte Entdeckung!

Statistik: 47.3 km, ca. 1046 Höhenmeter, Fahrzeit 3:48 h