Mountainbiken am Gardasee !

Mountainbike-Paradies Lago di Garda – nicht untertrieben. Wir sind von unseren ersten Mountainbike-Ferien in Torbole schwer begeistert, das perfekte Frühlingswetter und die spektakulären Touren sowie das feine Essen haben das richtige ‚Gesamtpaket‘ ausgemacht. Hier die Tourenübersicht:

Bikeferien 2018:

 

Bezüglich Bike-Infrastruktur habe ich bisher kein vergleichbares Gebiet erlebt. Zwischen Torbole und Riva reiht sich ein Bikeshop an den anderen – Vermietstationen, Shuttle-Unternehmen, Ersatzteile – es fehlt an gar nichts. Im Gelände sind alle Touren sehr gut ausgeschildert und über die tollen Zubringerradwege habe ich bereits gesprochen. Wer eher auf Klettern steht, findet sein Paradies in Arco und wer lieber surft, ist in Torbole gut bedient.

Online ist die erste Anlaufstelle die Garda Trentino Webseite. Alle Mountainbiketouren sind ebenfalls online inkl GPS Tracks verfügbar. Trotzdem hab ich noch etwas im Netz recherchiert, da viele Trails um den Gardasee entweder ziemlich downhillig oder grobschottrig sein können und eher nichts für meine Frau (und mich) sind. Vor Ort und in den Bikehotels ist ebenfalls eine sehr nützliche Bike Map der Region verfügbar. Ich habe mir noch zusätzlich die Supertrailmap Lago di Garda Nord gegönnt, obwohl ich sie nicht wirklich gebraucht habe.

Negativ? Der Ort ist echt völlig von Mountainbikern überlaufen und wer alleine auf den Trails sein will, muss sich vielleicht einen anderen Ort suchen. Uns hat es kaum gestört.

In diesem Sinne – Bis zum nächsten Mal !

Gardasee: Das Aktivhotel SantaLucia – Torbole !

Für unsere Bikeferien am Gardasee haben wir uns eines der bekannteren Mountainbike-Hotels der Region ausgesucht, das Aktivhotel Santa Lucia in Torbole. Das Hotel liegt in einem kleinen Tal am Dorfausgang. Die Lage ist wirklich top und zudem sehr ruhig. Einzig die Zufahrt per Auto ist etwas tricky und jeden Abend muss man nochmals durch die steile Gasse hinauf zum Hotel. Das Zentrum von Torbole und der See sind zu Fuss in einigen Minuten erreichbar. Speziell gefallen hat uns, dass alle Hebel in Bewegung gesetzt wurden, damit wir die ganze Woche in unserem Zimmer bleiben konnten, obwohl ich das letzte Zimmer während der Bikefestival-Woche gebucht hatte und noch einen Tag verlängerte.

Die Gastgeber sind sehr aufmerksam und von Check-In bis zum Check-Out steht die Rezeption für alle Fragen und Auskünfte zur Verfügung. Unser Zimmer ist modern eingerichtet und hat einen schönen Blick auf die grünen Olivenhaine und das Schwimmbad. Am Abend gibt es noch ein gutes Glas Wein im Hotel und einmal pro Woche ein Pizzabuffet. Ansonsten kann man zu Fuss genügend Essgelegenheiten erreichen. Speziell meiner Frau gefiel noch die wöchentliche Weindegustation im Garten des Hotels. 😉

Bezüglich der Mountainbike-Infrastruktur lässt das Hotel keinerlei Wünsche offen und ist definitiv professionell eingerichtet. Das umfasst Werkstatt, abschliessbaren Bikekeller, Bikegetränken, Waschgelegenheiten, Wäscheservice und vieles mehr. Super sind ebenfalls die Schliessfächer für Helm und Schuhe. Da erstaunt es nicht, dass sich in dieser Woche auch Elite-Fahrer mit Team im Hotel tummeln. Gefühlt war das Hotel zu mindestens 2/3 mit Mountainbikern belegt.

Fazit: Empfehlenswert – Wir würden und werden wieder hingehen !

Gardasee: Das BIKE-Festival und Rückreise !

Der letzte Tag und Rückreisetag unserer Bikeferien. Wir checken aus und fahren nochmals rüber nach Riva zum legendären BIKE-Festival. Mein Benchmark sind die Bikedays bei uns zu Hause in Solothurn und tatsächlich ist das Riva Festival nochmals eine Nummer grösser. Schon die ganze Woche wirft das Festival seine Schatten voraus – überall sind Vans und Fahnen diverser Hersteller zu sehen und im Gelände ist seit einer Woche die Strecke des Marathons ausgeschildert.

Inhaltlich ist das Festival wie alle anderen auch und nur dafür muss keiner nach Riva fahren. Trotzdem ist die Stimmung elektrisierend und alle geniessen die warme Frühlingssonne am Lago. Gefühlter Megatrend am Festival: Bikesteigen und alle möglichen und unmöglichen Mountainbike-Tragsysteme. Nun, da werde ich nicht mehr einsteigen – ich bin froh, wenn ich ohne e-Bike noch einige Jahre die steilen Rampen und Militärstrassen raufkomme.

Statistik: 9.4 km, ca. 51 Höhenmeter, Fahrzeit 00:52 h

Die Rückfahrt folgte ‚untendurch‘ auf hässlichen Autobahnen und inklusive Staus via Bergamont, Monza, Como und A2 zurück nach Hause. Der einzige Nachteil des Garadsees – vom Schweizer Mittelland muss man locker mit 6h Fahrt rechnen, etwas viel! Da war die gestaffelte Hinfahrt mit zwei Übernachtungen im Engadin und im Vinschgau einiges entspannter. 😉

Gardasee: Die Anaconda Wanderung !

Es ist ausgebiked – meine Frau hat heute Lust auf Wellness und einen Coiffeurbesuch in Nago. Die Gelegenheit um den Spuren des ersten Weltkrieges zu folgen und in Schützengräben rumzuklettern. Dazu eignet sich der Bergkamm des Monte Corno bzw der Busata direkt oberhalb von Nago. Erst wandern wir direkt ab dem Hotel auf dem uralten Weg von Torbole durch das Valletta di Santa Lucia rauf nach Nago. Hier haben übrigens die Venezianer im Jahr 1439 ganze Galeeren Fitzcarraldo-mässig das Tal raufzog – unglaublich.

Ich verabschiede mich von meiner Frau und steige beim Parkplatz am Dorfeingang in Richtung Felsgrat auf. Auf dem Weg gibt es nicht nur schöne Aussichten runter nach Nago, sondern ebenfalls riesige historische Gletschermühlen zu besichtigen. Auf verschlungenen Wegen, teils auf abenteuerlichen Treppen und entlang abfallender Felswände, gewinne ich an Höhe.

Ja höher ich komme, umso mehr liegt mir der Gardasee und die Landschaft zu Füssen. Auf der anderen Talseite thront der 1223m hohe Dos Remit. Die k.u.k Truppen und die italienischen Linien lagen hier Aug in Aug. Während des ganzen Krieges galt nur eine Devise: Wer höher liegt, der hat den Vorteil. Also vorbei an den ersten Stellungen bis zum tollen, alten Kastanienhain oder Castagneto auf 400m Höhe.

Die Bergflanke ist durchzogen von alten und noch älteren Wegen. Obwohl oft verwittert, sind die Militärwege gut zu erkennen. Man sieht die alten Stützmauern und noch typischer sind die moderaten Steigungswinkel und die relativ grossen Kurvenradien. Wie alle militärischen Versorgungswege dieser Zeit sind sie im totem Winkel der gegnerischen Artillerie am ‚Hinterhang‘ gebaut.

Bei der Busa dei Capitani wurde unterhalb von mächtigen Felsen ein halbes Heerlager aufgebaut. Heute sehen die Hüttenresten im grünen Wald eher wie eine Szene aus einem Mittelalter- oder Fantasyfilm aus. Die Ruinen lassen auch heute noch die Lebensumstände der Soldaten erahnen. Weiter geht es zu den Tre Croci auf 611m und damit zurück zur Krete.

Dieser Krete entlang führt der legendäre Anaconda Bike Trail – der Name ist Programm. Leider herrscht auf dem Anaconda heute ein absolutes Bikeverbot und so bin ich zu Fuss besser unterwegs. Die ganze Krete ist durchzogen von einem Netz aus Beobachtungsposten und Schützengräben. Im Zuge des 100 Jahr Jubiläums des ersten Weltkrieges wurde in die alten Wege investiert und die ganze Frontlinie ist hervorragend beschildert und Instand gesetzt.

Die Stellung Preda Busa ist ein erstes Highlight. Die Felskrete wurde von hinten mit Gräben und Tunneln durchlöchert und enge, aus dem Fels geschlagene Gräben, führen zu ‚Felsenfenster‘ mit fantastischen Aussichten auf den Gardasee. Da schlägt das Entdeckerherz trotz des wenig lustigen Hintergrundes höher!

Ebenso interessant sind die Erklärungen der verschiedenen militärischen Infrastrukturen. So wurde ein kleines Kraftwerk in den Fels gehauen um riesige Bogenlampen – Scheinwerfer zu betreiben, die aus Felskavernen wohl das halbe Tal ausleuchten konnten. Den Kavernen nach zu urteilen wurden die Scheinwerfer bei Gebrauch nach vorne geschoben und blieben sonst durch den Fels geschützt.

Einige Meter weiter findet sich der k.u.k Kommandostand des Frontabschnittes, ein einfaches, an die Felswand angeschmiegtes Steinhaus. Rundherum haben Besucher zahlreichen verrosteten hundertjährigen Metallschrott deponiert. Ziemlich eindrücklich, könnte doch jeder Gegenstand seine eigene Geschichte erzählen. Eigentlich will ich gar nicht genau wissen was hier sonst noch so alles im Boden liegt. 🙁

Man könnte nun bis auf den 1280m hohen Monte Creino weiterwandern. Ich spare mir das für ein anderes Mal, denn auf halber Höhe kann man mit dem Mountainbike auf den Naranch Trail einsteigen. So kehre ich auf 720m um und folge weiter den Wegweisern, die in allen Richtungen auf weitere Zeugnisse der kriegerischen Vergangenheit weisen. Viele Freiwillige haben hier wirklich eine tolle Arbeit geleistet.

Mitten im Wald treffe ich auf einen frisch ausgegrabenen Schützengraben. Erst hier wird deutlich, wie der Bergrücken zu Kriegszeiten ausgesehen haben mag – ohne viel Wald und durchzogen von einem Netz aus Gräben. Ebenfalls eindrücklich der Stützpunkt Perlone – hier wurden für die Geschütze grosse Tunnel aus dem Fels gehauen. Oberhalb der Stellung erinnert ein Gedenkkreuz vor grandioser Kulisse an die Opfer des Krieges.

Auf einem teils sehr steilen Weg geht es in mehr oder weniger direkter Linie runter nach Nago. Dabei nehme ich natürlich noch ein letztes Fort mit, das jedoch vom Bau her eher aus einer früheren Zeit datiert. Ziemlich geschafft komme ich im Hotel an und bin nun ebenfalls bereit für etwas Wellness und ein Bad im Hotelschwimmbecken.

PS: Wer sich noch vertiefter für die Festungswerke in der Region interessiert, dem kann ich diese Seite empfehlen. Interessant ist besonders die Karte mit dem Verlauf des Stellungskrieges.

Statistik: 14.4 km, ca. 879 Höhenmeter, Fahrzeit 4:03 h

Gardasee: Die Lago di Ledro Tour !

Neuer Tag, neuer Lago. Wir fahren eine Runde hinauf zum Lago di Ledro. Auf 655m Höhe hat sich durch einen Bergsturz im gleichnamigen Tal ein stattlicher See gebildet. Es wird täglich dunstiger über dem Gardasee und auch etwas kühler, wobei 23°C im April noch kein Drama sind. Die Anfahrt folgt über Riva und die Ponale. Ich schaue mir dabei das Festungswerk Tagliata del Ponale noch etwas genauer an. Alleine hier könnte man wohl einen Tag verbringen.

Nach dem Belvedere bleiben wir nun auf der Ponale und schrauben uns einige Spitzkehren nach oben. Tief unter uns die Ruine des ehemaligen Elektrizitätswerkes Rovereto. Sobald wir die Höhe des Tals erreicht haben, biegt die alte Ponale in die heutige Hauptstrasse ein, die durch einen langen Tunnel von Riva hier nach oben führt. Zum Glück bleiben wir nur einige Meter auf der Strasse und queren dann den Bach auf die andere Talseite.

Ab hier führt ein ruhiger Weg, mal steiler, mal flacher hinauf nach Molina di Ledro und damit ans Südufer des Sees. Wir beginnen die Umfahrung im Uhrzeigersinn. Erst eine kurvige Strasse, danach ein kurvigerer Waldweg führen entlang des Sees. Immer wieder schimmert dabei das türkisblaue Wasser durch den frühlingsgrünen Wald – sehr schön!

Am Nordufer des Sees müssen wir nicht lange nach einem Restaurant suchen. Schon von weitem winken die Fahnen von Ghost. Der Fahrradhersteller hat hier vor dem BIKE-Festival Riva sein Promotions- und Testcamp aufgestellt. Auf lustigen Schaukeltischen bestellen wir im Albergo Franco e Adriana etwas zu Essen – Fisch und Dessert.

Ich fotografiere noch ein wenig an der Strandpromenade von Pieve die Ledro. Weiter geht es dem See entlang zurück an den Ausgangspunkt. Der eigentliche Seeuferweg ist nicht wirklich für Mountainbikes gedacht, aber an diesem ruhigen Tag ohne viele Wanderer interessiert das nicht mal die Gemeindearbeiter. Auf der Strasse selber ist die Fahrt weniger lustig, die Italiener fahren auf den engen Strassen relativ zügig.

Am Seeende wurde übrigens noch ein Pfahlbauerdorf entdeckt. Der Ort ist heute UNESCO Welterbe und als Museum eingerichtet. Na ja, Pfahlbauer haben wir in der Schweiz an unseren Seen ja genug. Ziemlich rasant geht es auf Schotter wieder zurück in Richtung Gardasee.

Anstatt wieder die Talseite zu wechseln, bleiben wir auf der Antica Via del Ponale. Der Weg ist zu grossen Teilen aus dem Fels gehauen und eine kleine Fahrtechnikübung. Mir macht es aber Spass, während meine Frau etwas weniger fröhlich das schwere e-Bike die Treppe runterträgt. 😉 Den Weg zurück nach Torbole muss ich hier nicht mehr beschreiben.

Statistik: 40.9 km, ca. 741 Höhenmeter, Fahrzeit 3:21 h