Der Lago ist nicht der einzige Lago der Region. Nördlich von Riva liegt hoch über dem Tal der Lago die Tenno – Ziel der heutigen Tour. Ich habe auf dem GPS wieder einige der offiziellen Touren zusammengemischt. Die Anfahrt erfolgt diesmal westlich des Monte Brione auf dem erneut wunderbar ausgebauten Radweg bis nach Varone. Bei Dorfbeginn zweigen wir rechts nach Varignano (100m) ab.
Hatte ich gestern gedacht, dass man Betonwege nicht mehr steiler in den Hang giessen kann, werde ich heute eines Besseren belehrt. Der Aufstieg nach Volta di No (ca 320m) ist von der Marke ‚grausam‘. In direkter Linie geht es durch den Olivenhain einen holprigen Betonweg rauf. Dank den Rillen ist der Grip kein Problem – dafür die Oberschenkel. Meine Frau pedalt elektrisiert vorbei. 🙁 Wenigsten gibt es rasch wieder einen tollen Blick auf die Ebene.
Oberhalb von Cologna queren wir auf einem Panoramaweg in Richtung Frapporta, einem Felsrücken bei Tenno mit dem gleichnamigen Castello di Tenno als Blickfang. Es lohnt sich in jedem Fall durch die engen Gassen bis an die Spitze von Frapporta (410m) zu fahren und die Aussicht in Richtung Gardasee zu geniessen.
Runter zur Kirche San Lorenzo folgt gar ein kurzer Singletrail. Wir fahren auf dem Kirchenweg wieder hinauf nach Tenno durch noch engere Gassen. Anstatt der Strasse folgen wir einem kurzen Abschnitt der MTB Route 742 bis hinauf nach Ville del Monte.
Einige Meter weiter oben liegt Canale di Tenno (600m). Etwas unvorbereitet tauchen wir mit einem Schlag ins Mittelalter ein. Hier ist die Zeit stehengeblieben. Eindrücklich die Architektur und die gedrungene Bauart des Dorfes mit all seinen Gassen und hölzernen Balkonen. In den Gemäuern haben sich einige Künstler eingenistet und wir geniessen die ruhige Atmosphäre bei einem kühlen Getränk.
Weit ist es nun nicht mehr bis zum Lago di Tenno (570m). Der kleine Badestrand ist überlaufen von Gästen und ganze Sippen suchen einen Picknick Platz. Trotzdem ist der türkisblaue See eine Augenweide. Wir schieben unsere Mountainbikes auf dem Uferweg um den See und fahren dann rauf zum riesigen Parkplatz. Hier sind nicht nur viele Autos, sondern noch viel mehr Motorradfahrer, scheint eine beliebte Strecke zu sein. Während ich bei einem Bier die Mountainbikes bewache, isst meine Frau auf der Panoramaterrasse des Albergo Stella Alpina eine scheinbar sehr gute Forelle. 😉
Zuerst auf einem breiten Radweg entlang der Hauptstrasse, danach auf einer verfallenen Strasse rund um die Galleria San Martino und schliesslich auf der hübschen Strada della Luna, fahren wir in die Ortschaft Campi (680m). Wer hier noch Lust auf Höhenmeter hat, kann auf den Monte Tombio (841m) mit dem gleichnamigen Sperrwerk aufsteigen. Wir lassen es sein und fahren lieber abwärts.
Entlang der Bergflanke des Monte Englo geht es gemütlich in Richtung Riva. Der Pinzatrail ist mal eine Strasse, dann ein Schotterweg und über kurze Strecken tatsächlich ein Trail. Die Schotterpassagen verleiten zu Abfahrten mit höherer Geschwindigkeit. Linkerhand sieht man immer wieder in die Ebene von Riva und hinüber zum Monte Brione.
Kein Wunder ist die Bergflanke militärisch gut geschützt. Immer wieder sind Festungsbauten aus verschiedenen Epochen zu entdecken. Hier zweigen auch Klettersteige und ausgesetzte Wanderwege ins Rocchetta Massiv bzw zur Cima SAT ab. Der Bergzug war Frontgebiet im ersten Weltkrieg und ist durchzogen von Stollen, Werken, Stellungen und Schützengräben. So erstaunen die Wegweiser des Sentiero della Pace nicht.
Die Abfahrt dauert und trotz dem wechselnden Untergrund kommt durchaus Flow auf. Wir fahren noch nicht runter nach Riva, sondern verlängern bis zur Bastione. Der Festungsturm datiert aus der Zeit, als die Venezianer im Mittelalter den See und die Handelswege im Griff hatten und schützen mussten. Runter nach Riva folgen wir dem wohl bestausgebauten Serpentinenweg, den ich jemals gesehen habe.
Wir fahren durch Riva und alles dem See entlang zurück nach Torbole. Ich wundere mich, dass trotz einem straffen Wind und bösem Dunst halb Italien am Strand zu liegen scheint. Die Auflösung folgt in Torbole: Heute ist der Tag der Befreiung Italiens, der jährlich am 25. April gefeiert wird. Leider spielte das Nordende des Gardasees auch im zweiten Weltkrieg eine Rolle. Hier führte mit der ‚blauen Linie‚ die letzte deutsche Verteidigungsstellung durch. Bei der Kirche in Torbole erinnern viele Schautafel an die Eroberung durch die 10. US Gebirgsdivision.
Wir verarbeiten die vielfältigen Eindrücke dieses Mountainbike-Tages in der Bar alla Sega.
Statistik: 36.3 km, ca. 907 Höhenmeter, Fahrzeit 3:53 h