Feierabendtour ins Genfer Hinterland – Ziel ist das ‚Le Mandement‘. Auf der Landkarte umfasst dies die Region der Gemeinen Dardagny, Russin und Satigny, die sich westlich der Stadt befinden. In der Landschaft präsentiert sich das Mandement als grünes Weingebiet auf und entlang des Hügelzuges nördlich der Rhone. Es ist heiss und ich fahre möglichst im schattigen Wald in Richtung Aire-la-Ville.
In der Ebene fallen die frohen Sonnenblumenfelder ins Auge mit der im Hintergrund etwas weniger romantischen Kehrichtverbrennungsanlage von Cheneviers mit den beiden markanten Hochkaminen. Bei der Barrage de Verbois muss ich immer kurz anhalten und staunen – über das mächtige Stauwerk, das die Rhone eindämmt, bevor sie wieder frei und wilder nach Frankreich fliessen kann.
Hinauf nach Russin nehme ich den brutal steilen, direkten Weg vom Bahnhof durch die Rebberge zum Schulhausplatz mit der schönsten Aussicht über Stadt und Kanton Genf. Das kleine Kirchlein des Ortes hat sich ebenfalls eine Toplage hoch über der Rhone ausgesucht. Auf Nebenstrassen geht es weiter durchs Mandement und seine Rebberge bis zum Ort Peissy. Der historische, überdachte Dorfbrunnen rettet mich einmal mehr vor akutem Verdursten. 😉
Die Reben sind prall behängt mit Trauben und mindestens nach dem Volumen dürfte das ein guter Jahrgang werden. Die Gemeinde Satigny ist übrigens die grösste Weinbaugemeinde der Schweiz, kaum zu glauben, im dicht besiedelten Kanton Genf. Im Kontrast zu den vielen teuren renovierten Gebäuden steht der beinahe baufällige Wasserturm von Choully. Der Weinbauweiler ist um das herrschaftliche Château de Choully drapiert. Die alteingesessenen Genfer Familien haben sich die wunderbare Landschaft schon früh einverleibt.
Mit 505m über Meer ist Choully in den Top 3 der höchsten Punkte des Kantons und so blickt man weit in alle Himmelsrichtungen, oben beispielsweise runter zum CERN und zur nahen Landesgrenze. Via Bourdigny fahre ich durch die Reben runter zum Nant d’Avril. Der Bach ist im oberen Teil bis auf einen jüngst renaturierten Abschnitt komplett kanalisiert und eine relativ abweisende stinkende Rinne mit vielen Graffiti an den Kanalmauern.
Je weiter man dem Nant d’Avril folgt, umso mehr wird er zu einem kühlen Tal mit viel grüner Natur. Der Weg entlang des Baches ist breit und bis auf einen kurzen Anstieg gut zu befahren – wegen den vielen Spaziergängern lasse ich dennoch den Finger auf der Bremse. Immer wilder schlängelt sich der Bach runter nach Peney Dessous, wo er in die gestaute Rhone mündet. Der Eindruck auf der Karte hat nicht getäuscht – eine weitere Trail- und Naturentdeckung.
Alles über den Nant d’Avril gibt es beim Kanton zu lesen.
Statistik: 36.1 km, ca. 350 Höhenmeter, Fahrzeit 2:13 h