Alle sind ausgeschlafen, ausgerüstet, verpflegt und bereit für einen Trail der Extraklasse – von der Fluhalp auf 2616m rund 15km auf feinsten Singletrails auf dem Europaweg runter nach Täsch auf 1449m. Doch erst geht es auf einem Alpweg am Stellisee vorbei zur Station Blauherd, wo uns unser Nicht-Guide, Roman, gut gelaunt in Empfang nimmt. Die Abfahrt verzögert sich, da sich einige Schwarznasenschafe fotogen in Szene setzen müssen.
Wir biegen auf den berühmten Europaweg ein, der Grächen mit Zermatt verbindet und als Höhenweg dem ganzen Mattertal entlang führt. Die ersten Kilometer sind erste Sahne und im oberen Teil erstaunlicherweise gut fahrbar. Das Matterhorn schlägt weiterhin mit fotografischer Anziehungskraft zu: Singletrail + Mountainbiker + Matterhorn = Foto! Doch langsam verschwindet das Horn im Rücken und das Mattertal und der Blick runter nach Täsch dominieren die Szene.
Die Traverse durch die Tufteralp führt direkt in einen Flowrausch. Tief unter uns fliesst die Mattervispa und dank des frühen Starts ist der beliebte Wanderweg noch nicht überlaufen, obwohl das Kreuzen kein echtes Problem darstellt. Wenige kurze, ruppige oder ausgesetzte Stellen können das glückliche Grinsen auf unseren Gesichter nicht trüben.
Etwas ernster wird die Situation bei der Durchquerung der Schuttrinne, die sich vom Bösentrift bis ins Tal runter zieht. An dieser Stelle war der Weg einige Zeit gesperrt, bis Schutzunterstände gegen Steinschlag gebaut wurden. Die bessere Idee ist es wohl, den Bereich mit dem Mountainbike und etwas Speed ohne anzuhalten zu durchqueren.
Im Anschluss wird nochmals ein Felsband durchquert und das eine oder andere Mal zwingen Felsblöcke auf dem Trail zum Absteigen. Beim Punkt 2136 ist der Flow vorerst zu Ende. Der Europaweg dreht in Richtung Osten bzw zur Täschalp.
Es folgen Höhenmeter, die definitiv nicht mehr fahrbar sind. Die Schiebepassage ist glücklicherweise kurz und bald breitet sich ein glattgebügelter Trail vor dem Vorderrad aus. Die grandiose Szenerie der Täschalp, umgeben von steil aufragenden 4000er, hält uns in Bann. Auf der anderen Talseite dominiert das markante 4506m hohe Weisshorn die Tour.
Schon von Weitem sehen wir das nächste Zwischenziel, die Europaweg-Hütte (2205m). Unser Besuch ist angekündigt und eigentlich sind wir auf das Mittagessen angemeldet. Weil wir zu früh sind und der Kuchen noch im Ofen bäckt, muss das Alternativmenü herhalten – eine Walliserplatte und Spaghetti. Wir fühlen uns auf der Hüttenterrasse so richtig wohl und können uns kaum von den Holzbänken lösen.
Ausgeruht spuren wir erneut auf den Singletrail des Europaweges ein und lassen es bis zum Punkt 1980 laufen. Der Flow wird nur durch Fotostopps unterbrochen. Die Szenerie will einfach auf Speicherkarte festgehalten werden. Der Höhenweg führt weiter bis nach Grächen, ist aber teilweise ab hier nicht mehr bebikebar. Ein letztes Mal geniessen wir die Ausblicke auf Matterhorn und Alpenblumen, bevor wir uns auf Waldboden, Wurzeln und Spitzkehren fokussieren.
Runter nach Täsch fahren wir auf dem auf der Landeskarte als solcher beschrifteten ‚Militärweg‘. Der Abschnitt ist i-Tupf und Dessert dieser epischen Abfahrt. Trotz vieler Spitzkehren und anspruchsvollem Untergrund ist der Weg für mich immer fahrbar. Entsprechend gross ist die Freude am Trailende über den gemeisterten Downhill. Der Körper weiss beinahe nicht mehr wohin mit dem Adrenalin und den Endorphinen!
Leider verlassen uns in Täsch (1449m) Tina und Ben: Es hat Spass gemacht mit euch und danke für die tollen Fotos! Roman wäre kein Nicht-Guide, wenn er für die Rückfahrt hinauf nach Zermatt nicht noch einen Pfeil im Köcher hätte. Wir fahren nach Zer Geedla (1701m) und nehmen den spassigen Singletrail runter zur ‚Schlangengrube‘ (Flurnamen haben die, die Mattertaler). Auf der Strasse geht es schliesslich locker zurück ins Zentrum von Zermatt.
Und was gibt es als Belohnung für die grandiose Abfahrt ? Einen Gourmet-Burger auf der Terrasse des Cervo. Bei Angusbeef und Trüffelpommes degustieren wir eine Prise des Zermatts der gehobenen Klasse. Zum Glück sind wir eingeladen. 😉 Trotzdem toll, was die jungen Hoteliers und Gastronomen hier in den letzten Jahren auf die Beine gestellt haben.
Fazit: JUST DO IT! Die Abfahrt von Rothorn oder Blauherd nach Täsch über den Europaweg ist ein Trail, den jeder Schweizer Mountainbiker gefahren haben muss. Dabei zeigt der Weg immer noch einige Ecken und Kanten, was ihn umso sympathischer macht. In der Hochsaison ist der Europaweg stark bewandert und Rücksicht ist angebracht. Am Besten legt man die Abfahrt auf die Morgen- oder Abendstunden.
ich weiss gar nicht mehr was besser war, die trails oder der burger *g* definitiv zermatt-addicted nach diesen beiden tagen 🙂