Die Cima Panarotta – MTB Tour 252 !

Nach der gestrigen ‚Königsetappe‘ ist heute eine lockere Tour aus dem lokalen Angebot geplant (Tour delle Pozze – Nr 252). Die 880 Höhenmeter Aufstieg von Levico Terme nach Compet spare ich mir und  nehme das Auto. Der Entscheid ist gut, da die breite, befahrene Strasse auf den Berg kein Mountainbiker-Spass ist. Noch besser fährt man gleich hoch zum Parkplatz des Gleitschirmstartplatzes bei Vetriolo auf 1480m. Ich fahre mit meiner Frau eine Zusatzschleife via die Strada dei Sori und geniessen erst später die tolle Aussicht ins Valsugana.

Vetriolo Terme ist leider richtig deprimierend. Sowohl das Thermalbad, wie die grossen schönen Badehotels stehen nur noch in Ruinen oder sehen mindestens danach aus. Eigentlich jammerschade, weil die Lage gar nicht so schlecht wäre. Wir folgen der ausgeschilderten Tour 252, welche rasch in einem unfahrbaren Karrweg mündet. Bike schieben ist angesagt und bei meiner Frau sinkt die Stimmung bereits am Morgen auf den Nullpunk. So darf ich das 20plus Kilogramm e-Bike durch den Wald schleppen. MIt dieser Tour wird Tourismus Valsugana keinen Preis gewinnen – das ist bereits jetzt klar!

Die Tour führt weiter durch die Cinque Valli von Rifugio zu Rifugio. Leider ist hier Mitte Mai noch alles geschlossen – dafür sind die Wiesen saftig und man hat immer wieder eine schöne Aussicht auf das Plateau. Ebenfalls immer wieder gib es ruppige Anstiege, ob wegen den müden Beinen von gestern oder weil sie wirklich steil sind, ist nicht so klar. Nach einem erneuten Schiebestück müssen wir erst mal eine Runde rasten.

Zum Tourhöhepunkt nach la Bassa (1833m) führt ein kurzweiliger Wiesentrail. Auch heute geht es nicht ohne die Erinnerung an den ersten Weltkrieg. Die Front durchs Valsugana setzt sich hier unterhalb des Monte Panarotta fort und die ehemaligen Befestigungen und die Schützengrabenlinien sind überdeutlich im Gelände sichtbar. Wir verweilen wegen dem strammen Wind nicht lange und nehmen die Abfahrt durch den Wald nach Vetriolo unter die Stollenreifen.

Leider ist die Abfahrt nichts Spezielles, die Singletrail-Schiebepassagen der ersten Tourhälfte fehlen nun und die Höhenmeter werden auf Schotter vernichtet. VIelleicht könnte man die Tour in die umgekehrte Richtung fahren? Beim Albergo Aurora in Compet lassen wir die Runde bei Bier und Speckplättli ausklingen. Ich überzeuge meine Frau das Auto ins Tal zu fahren und hoffe auf eine 880 Hm Singlerailabfahrt runter nach Levico Terme.

Das erweist sich als Wunschtraum, die Realität ist steilster grobschottriger Bremsenkillermist – nicht empfehlenswert. Zum Glück bin ich am Morgen nicht mit dem Mountainbike nach Compet raufgefahren, ich hätte mich am Abend mächtig geärgert. Wenigstens bin ich fast gleichzeitig wie meine Frau wieder im Hotel.

Fazit: Keine Tour die man gefahren sein muss und ebenfalls keine Tour, welche sich speziell für e-Bikes eignet. Überhaupt erstaunlich, dass es sich bei dieser Runde um eine Tour der offiziellen Mountainbikekarte handelt. Wer später im Jahr vor Ort ist und Lust auf eine Rifugiotour hat, dem kann sie jedoch empfohlen werden.

Statistik: 33.8 km, ca. 987 Höhenmeter, Fahrzeit 3:26 h, 1822 Höhenmeter Abfahrt

Die Panoramatour Cima Vezzena !

Die Weltkriegsfront zwischen Italien und dem Kaiserreich verlief mitten durch das Valsugana, genauer gesagt quer zum Tal. Das taktische Prinzip im Stellungskrieg war einfach: ‚Wer Höhe hat, der hat!‘. Entsprechend wurden armierte Forts an die höchsten Stellen gebaut und deren Versorgung mit abenteuerlichen, von Feindbeschuss geschützten Militärwegen und Seilbahnen sichergestellt. Das sieht man besonders gut am Fort Cima Vezzena, welches auf 1908m Höhe über dem Tal thront und dem Kaiserjägerweg, welcher die Felswand in abenteuerlichen Schleifen überwindet (siehe erstes Bild mit der Strasse im Vordergrund und dem Fort auf der Bergspitze im Hintergrund).

Wir fahren von unserem Hotel in Levico Terme via Talboden (440m) bis zur anderen Talseite zum Einstieg des 1910 gebauten Kaiserjägerweges. Die Strasse ist sowohl panorama- wie bautechnisch ein Genuss und entsprechend gemütlich fahren wir hoch. Na ja, bei meiner Frau ist dank e-Bike die Definition von ‚gemütlich‘ etwas rasanter. Ich räche mich auf halber Höhe, indem wir ein Stück der alten Strasse nehmen. Der Weg ist in solch einem schlechten Zustand, dass meine Frau das schwere e-Bike über den groben Schotter tragen muss. 😉 Spass beiseite, der alte Abschnitt lohnt sich in keinem Fall!

Ich bewältige den Anstieg ausserordentlich gut – die Kaiserjäger bauten die Strasse nicht zu steil und die vielen Kurven und Tunnel machen das Ganze sehr abwechslungsreich. Trotzdem ist der Wasservorrat langsam leer und ich könnte eine Erfrischung vertragen. Auf der Anhöhe sieht das Albergo Montevere seeehr geschlossen aus und auch das Hotel Vezzena beim gleichnamigen Pass ist geschlossen. Zum Glück hat dazwischen bei der Talstation des Skiliftes das Ristorante Rivetta geöffnet.

Gestärkt fahren wir erst bis zum Passo Vezzena (1440m) und danach in Nordrichtung auf einer für den Verkehr gesperrten Militärstrasse bis zum Forte di Busa Verle. Das Werk wurde von der italienischen Artillerie in Schutt und Asche geschossen. Die Strasse verläuft hier auf der ehemaligen Frontlinie. Ich kürze auf einem Singletrail querfeld – das durch Granattrichter und Schützengräben zernarbte Gelände dient heute als spassige Trailwiese. Nun ja – trotzdem irgendwie beklemmend.

Nach einem Waldstück, das den Pflückverbotsschildern nach wohl nur so von Steinpilzen wimmelt, biegen wir links auf die Werkstrasse zum Posten Vezzena ein. Ich stelle mich auf längere Schiebepassagen ein, aber nein, die nachschubgerechte Strasse ist bis auf wenige Ausnahmen und mit etwas Fahrtechnik (Schotter) bis zum Gipfelgrat fahrbar. Erst für die letzten Meter lassen wir die Mountainbikes stehen und erkunden zu Fuss die Cima Vezzena (1908m).

Wir sind ziemlich stolz, den Aufstieg geschafft zu haben und selbst meine Frau ist überrascht, dass die Batterie ihres e-Bikes diesen souverän wegsteckte. Etwas frustrierend für das Fitnessgefühl war einzig ein jüngeres Ehepaar, welches mit dem Babyanhänger (ohne Motor) die gleiche Tour fuhr. 😉 Der Gipfel ist aktuell eine Baustelle, weil die fragilen und freistehenden Überreste des Beobachtungspostens gesichert werden. Die Aussicht in alle Himmelsrichtungen und speziell runter ins Valsugana ist episch!

Wir lassen die Szenerie noch länger wirken und erkunden die mächtige Feste von allen Seiten. Danach fahren wir auf dem gleichen Weg wieder ab bis nach Montevere. Wir wollen im Ristorante Rivetta noch etwas Essen und werden mit hervorragenden Pennette al Arrabbiata verwöhnt, ‚al dente‘ wie sie nur in Italien sein können! Die Originaltour bietet übrigens noch eine Abfahrt auf der direkteren Linie. Mit einer guten Vorausahnung (Treppen, ausgesetzte Trails) sende ich meine Frau auf die Kaiserjägerstrasse zurück ins Hotel und nehme den zweiten Abschnitt der Tour alleine unter die Räder.

Ein wunderbarer frühlingshafter hellgrüner Waldweg führt über die Hochebene zum Weiler Bertoldi. Weniger erwarte ich die leichten Anstiege, welche sich nach all den Höhenmetern in meinen Oberschenkeln spürbar bemerkbar machen. Vor Virti, unweit des ehemaligen Hauptquartiers der k.u.k Armee, biegen wir auf einen Abschnitt  des Sentiero della Pace ein. Im ersten Teil finden sich interessante Kunstwerke im Wald, welche die tragische Geschichte thematisieren. Die Strecke ist teilweise ein Abschnitt der berühmten 100 km dei Forti.

Bei der Anrissstelle eines Felssturzbandes beginnt der Singletrail runter ins Tal. Die ersten Meter sind etwas anspruchsvoll und ausgesetzt. Danach folgen einige steile Treppen, die nur tragend zu bewältigen sind. Der Lohn für den Einstieg ist eine Abfahrt der Superlative. Der Trail auf dem Wanderweg 225 ist immer leicht ausgesetzt, aber nie schwierig. Ein Genuss! PS: Der ein Stockwerk darunter liegende Sentiero 291 ist übrigens nicht (mehr) fahrbar und scheint nur mit Klettersteigausrüstung bewältigbar.

Ob dem Panoramablick fällt es schwer sich auf das Vorderrad zu konzentrieren. Zum Glück hat es Rastplätze, die einfach nur nach Pause schreien. Zum Gesamterlebnis trägt noch bei, dass ich auf dem Weg trotz tollem Wetter völlig alleine unterwegs bin. Lassen wir das untenstehende Bild zeigen, was Worte nur schwierig beschreiben können. Der Rest der Abfahrt im unteren Teil ist Schotter High-Speed Flow.

Fazit: Episch historische Tour mit einem knackigen Aufstieg, den verdienten Panoramablicken sowie einer etwas ausgesetzten, aber genialen Singletrailabfahrt ins Valsugana. Alternativ zum Kaiserjägerweg könnte man den Sentiero della Pace Trail auch via Valle und Carbonare anfahren.

Statistik: 53.4 km, ca. 1840 Höhenmeter, Fahrzeit 5:31 h

Der Ausflug nach Trient !

Bereits am zweiten Tag unserer Ferien im Val Sugana lassen wir die Mountainbikes im Hotelkeller und fahren ins 30 Minuten entfernte Trient, dem Hauptort des Trentino. Der Ausflug ist ein Ehekompromiss, meine Frau erwartet zu Recht vom Urlaub mehr als steinige und staubige Trails und so ist der eine oder andere Shopping- und Verwöhntag immer eingeplant. Wir parkieren in der Nähe des Bahnhofes und erkunden die Altstadt zu Fuss.

Rasch landen wir auf dem wunderbaren Piazza del Duomo. Im besten Kaffee am Platz trinke ich einen perfekten Caffe Freddo und geniesse den am frühen Morgen wenig belebten Platz. An solchen Orten kann ich gut  und gerne einige Stunden verweilen um die mittelalterliche Szenerie und die modernen Menschen zu beobachten. Etwas später erkunde ich den Rest der Stadt währenddessen meine Frau die italienischen Modegeschäfte plündert. 😉

Viel mehr gibt es nicht zu erzählen, ausser dass der Dom zur Zeit von Innen leider nicht viel hergibt, da er umfangreich renoviert wird. Trient bzw Trento ist in jedem Fall einen halbtägigen, mit Museumsbesuch ganztägigen, Besuch wert. Wer sich vorgängig mit einer Geschichtslektüre einstimmt, profitiert danach doppelt und sieht die Stadt nochmals mit ganz anderen Augen. Der Ausflug hat Spass gemacht und morgen sind wir somit fit für die Königsetappe dieser Mountainbikewoche!

Die Forts am Lago di Levico !

Wir sind gut in Levico Terme angekommen und starten unsere Mountainbike Woche mit einer Genusstour rund um die beiden Seen am Eingang des Valsugana, dem Lago di Levico und dem Lago di Coldonazzo. Immer dabei in dieser Region sind die militärhistorischen Zeugen, heute das Forte Colle delle Benne und das Forte di Tenna. Wir verlassen Levico Terme in Richtung Westen und steigen sofort auf einer alter Militärstrasse den Hügel empor.

Nur wenige Höhenmeter reichen um den Blick auf die beiden Seen freizugeben, die tiefblau, eingerahmt von grünen Hügeln den Taleingang beherrschen. Der Sommer ist hier in Italien deutlich früher im Saft als bei uns zu Hause. Das Forte Colle delle Benne wurde 1882 von Österreich-Ungarn gebaut und schützte die Strasse in Richtung Trient. Feindzugewandt sind diese Festungswerke jeweils extrem abgeflacht um keinen Angriffspunkt für die Geschosse zu bieten.

Wir parken die Mountainbikes auf dem vordersten Festungswall und schauen uns das Bauwerk von aussen an. Auf einen Museumsbesuch haben wir am Morgen früh noch keine Lust. Während meine Frau auf dem gleichen Weg zurück an den Lidostrand von Levico Terme fährt, benütze ich einen kurzen, aber spassigen Singletrail mit Serpentinen durch den Wald.

Unten am See führt ein wunderbarer Uferweg den ganzen Lago di Levico entlang bis nach Fornaselle. Leider gibt es ein explizites Bikeverbot auf dieser Strecke und tatsächlich macht dies an einem schönen Sonntag wie dem heutigen Sinn. Trotzdem fahren und schieben wir an den Ausflüglern vorbei – zu schön ist der Seeuferweg und zu stark befahren ist die alternative Hauptstrasse hangwärts. Auf der anderen Seeseite ist BIken wieder legal, der Weg mindestens so toll und die Wanderer nehmen deutlich ab.

Beim Forte Tenna, das auf dem Hügel zwischen den beiden Seen liegt, hat man einen wunderbaren Blick auf Levico Terme. Das Fort selber ist heute nicht zugänglich und durch ein massives Eisengitter (das Foto täuscht) abgesperrt.  Es folgt ein wunderbarer Weg der Krete entlang zum Colle di Tenna und der Kapelle San Valentino. Der Wanderweg ist ideal um sich an den lokalen Untergrund zu gewöhnen – für jurageschädigte Kalksteintrailfahrer ist das aber kein Problem. 😉

Man sollte sich übrigens durch den gesperrten Weg nicht beirren lassen – sonst verpasst man den tollen Höhenweg auf halber Hügelhöhe entlang des Lago di Caldonazzo. Zwischen Reben und Obstbäumen fahren wir via Tenna, Ischia und Pozza bis runter an den See bei San Cristoforo. Hier ist wieder die Hölle los und die Suche nach einem kleinen Imbiss schlägt leider fehl.

Während meine Frau eine Toilette und etwas Essbares sucht, mache ich am steinigen Strand von San Cristoforo die verdiente Pause und lege mich ins Gras. Das schöne Wetter und das spezielle Licht animiert zu einem kleinen Fotoshooting ‚See mit Mountainbike‘!

Nach etwas Suchen finden wir den richtigen Zugang zum Valsugana Radweg, der teilweise aufwändig entlang der Hauptstrasse gebaut wurde. Im Genussradlermodus fahren wir alles dem See entlang bis nach Caldonazzo. Meine Frau hat leider immer noch nichts gegessen und in der Ferne künden sich dunkle Wolken an. Ich mahne zur Eile, was die Stimmung nicht hebt – mit leerem Magen fährt es sich nur halb so gut.

Die Ebene zwischen Caldonazzo und Levico Terme ist dicht bepflanzt mit Obstplantagen und der Radweg führt mitten durch. Wir drücken aufs Gas, weil uns die schwarzen Wolken immer mehr im Genick sitzen, Blitz und Donner inklusive. Während ich mich den steilen Anstieg durch Levico Terme ins Hotel kämpfe, hat meine Frau den Turbo Modus des e-Bikes genutzt und sitzt bereits auf der Hotelterrasse vor einem Bier. Kaum habe ich das Bike abgestellt, regnet es aus Kübeln – genau richtig, um diese schöne Einsteigertour bei einem Bier ausklingen zu lassen.

Statistik: 36.9 km, ca. 766 Höhenmeter, Fahrzeit 3:17

Der Reckenacher Trailloop !

Das G710 ist definitiv wieder einsatzbereit, trotzdem schadet eine kleine Testrunde nicht. Zu Beginn begleite ich meine Tochter via Sankt Niklaus und das Schloss Waldegg auf ihrer Joggingtour nach Riedholz. Das Wetter ist prächtig und die Temperaturen endlich sommerlich. Irgendwie habe ich Lust auf ein paar Trails!

Startpunkt für die lokalen Geheimtrails der Marke ‚kurz, aber schön‘ ist eine gerodete Wiese ob Attiswil auf 770m mit dem Namen ‚Reckenacher‘. Ein Kiesweg, wunderschön umrahmt von alten Hochstammbäumen, durchschneidet den Acker und der Blick auf die Alpen und das Mittelland lädt zum Verweilen ein. Trotz Sonntag pflanzt eine Gruppe Ausländer, wohl Polen, die Wiese mit Setzlingen an. Ich lege mich erst mal für ein kleines Nickerchen hin.

Es folgt der tolle Trail durch den Bärlauch runter nach Bann und danach via Günsberg auf der Strasse und durch den Rüttenenwald zurück nach Solothurn. Kurz, heftig, schön!

PS: Das Scott G710 ist wieder fahrbereit und ‚im Saft‘. Der Technikbeitrag folgt.

Statistik: 21.8 km, ca. 545 Höhenmeter, Fahrzeit 1:48 h