Auf dem Latrejefeld angekommen, setzte ich mich zuerst ins hohe Gras und genoss die Aussicht in die beiden Himmelsrichtungen – zur einen Seite die Wiesen des Suldtals, zur anderen Seite das Kiental mit der Blüemlisalp und dem Ärmighore. Die Blümlisalp ist übrigens der einzige Schneeberg des Berner Oberlandes, den man auf dieser Tour sieht. Die Viertausender halten sich jeweils versteckt.
Beim Blick in den Rucksack muss ich feststellen, dass ich sowohl das Portemonnaie, wie auch die eingekaufte Zwischenverpflegung im Auto liegen gelassen hatte… Trottel! Zum Glück habe ich wenigstens ein Sandwich und ein alter Riegel aus Gran Canaria dabei. In Zukunft lege ich mir sowohl in der Satteltasche, wie im Rucksack wieder ein versteckter Geldvorrat an. 😉 So muss ich mir die Verpflegung etwas einteilen. Viele Einkehrmöglichkeiten gibt es aber auf dieser Tour (ausser in Kiental) sowieso nicht.
Die Abfahrt zum Mittelgrund ist ein steiler und gut fahrbarer Wiesentrail. Danach geht es auf einer Schotterstrasse bis zum Gruenerli im Spiggegrund (komische Flurnamen haben die Oberländer..). Hier habe ich noch kurz überlegt in Richtung Chilchfluepass aufzufahren, aber die Tour hat schon genügend Höhenmeter. Leider zickte mein GPS rum und so sind die Distanzangaben (eher zu wenig) und die Höhenmeterangaben (eher zu viel) mit Vorsicht zu geniessen. Auf dem Talsträsschen fahre ich runter ins Kiental nach Kiental (958m).
Mittlerweile ist es richtig warm geworden und dank einer öffentlichen Toilette kann ich meinen Wasservorrat wieder auffüllen. Das ist bitter nötig, denn nun geht es kurvenreich den Berg hoch in Richtung Renggpass. Auf dem Weg fällt mir ein Felsenloch hoch oben auf dem Dreispitz auf. Ob da wohl auch einmal pro Jahr die Sonne durchscheint? Meine Beine werden immer wie schwerer und bis zur Staldeweid kämpfe ich mich mit einigen Pausen den Berg hoch. Danach sind leider die Batterien leer und die letzten dreihundert Höhenmeter muss ich viel schieben. Theoretisch wäre mit entsprechend frischen Beinen wohl noch einiges fahrbar, obwohl der zick-zack Weg schon heftig steil ist.
Ziemlich ausgepumpt gibt es auf dem Renggpass (1817m) nochmals eine ausgiebige Pause. Zu sehen gibt es mehr als genug. Es folgt eine abschliessende Traversierung hinauf in Richtung Wätterlatte. Das Weglein wird immer unfahrbarer und am Ende muss man das Mountainbike steil durchs Buschwerk auf die Krete der Wätterlatte tragen. Als dank für die Anstrengung gibt es wieder ein schönes Panorama und eine Biketragepassage auf der anderen Seite runter. 😉
Doch schon bald fahre ich oberhalb von Fulematti wieder auf einem Wiesentrail und danach führt eine ziemlich epische Abfahrt auf der Schotterstrasse runter durch den Bawald. Im Blick immer der Niesen, diesmal in der Nachmittagssonne. Ich habe keine Lust mehr auf knifflige Abschnitte und bleibe auf dem Weg, obwohl ich mich frage, ob der direkte Wanderweg fahrbar wäre. Bei der Steiweid biege ich auf die nationale Alpine Bike No 1 Route, die hier in einem grossen Bogen ins Suldtal hinein führt.
Hinten in Suld geht es über den gleichnamigen Bach und danach auf der Zufahrtsstrasse wieder raus aus dem Tal nach Aeschiried und runter zum Auto! Fazit: Eine wunderbare Voralpentour durch eine menschenleere und einsame Landschaft mit einigen knackigen Aufstiegen. Der Trailanteil hält sich dabei in Grenzen und der Loop über Brunni ist nur für Fans. Doch das Suldtal ist die Tour in jedem Fall schon wert! Es gibt definitiv schöne, wenig bekannte Ecken im Berner Oberland abseits der touristischen Hotspots.
Statistik: 57.4 km, ca. 2703 Höhenmeter, Fahrzeit 6:45 h
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hammer tour würde ich sagen, jede menge hm auf die kilometer. die bilder erst dazu, ich täume schon wieder.
Danke Stefan für die immer wieder netten Kommentare – Feedback motiviert!
bei dir ist das schöne als Genuss-Biker, du hälst oft auch an um diese tollen fotos für deine berichte zu machen. da hab ich meist gar keine zeit zu da ich fast immer zum training aufs rad gehe. da genieße ich dann immer die blicke in deinem blog und die schönen touren.