Und wieder mal ein Sommeraktionärstag auf der Adelboden – Sillerenbühlbahn. Wir kombinieren die Anfahrt mit einer Mountainbiketour von und ab Frutigen Bahnhof (780m). Grundlage ist die Spisse-Lisi Tour aus dem Internet. Den Aufstieg nach Adelboden machen wir auf der alten Adelbodnerstrasse, die in halber Höhe die rechte Talflanke des Engstligentals hinaufführt. Interessant ist übrigens, dass die moderne Strasse erst vor weniger als hundert Jahren entlang der Talsohle gebaut wurde. Nix mit gemütlichem Einfahren – Entweder bin ich eine Konditionsmemme oder die ersten Kilometer hinauf zur Stockweid sind richtig steil!
Die Fahrt auf dem engen Asphaltsträsschen ist wunderbar (ausser vielleicht die zeitweise zu kreuzenden Autos). Unten im Tal wälzt sich der Touristenverkehr und in der Ferne lockt bereits das Tagesziel, die Sillerenbühl (1972m) mit dem markanten Klettergerüstturm. Im Restaurant Elsigbach gibt es einen Kaffee- und Gipfelihalt in der langsam wärmer werdenden Morgensonne. Via Bunderle kommen wir in Adelboden und an der Talstation der Bahn (1262m) an. Die Wege nach Bergläger sind uns dann bestens vom Skifahren im Winter bekannt.
An der Station Bergläger wird gebaut. Das vom Slalom Weltcup berühmte Chuenisbärgli wird mit einer neuen Bahn an das Skigebiet Adelboden – Lenk angeschlossen. Das geht natürlich nicht ohne einige Narben mehr in der Bergwelt. Ich verzichte auf die fast 500 Höhenmeter auf die Sillerenbühl und nehme die Gondel. Meine Frau fährt mit dem E-Mountainbike hinauf, was auch mit Motorunterstützung eine reife Leistung ist.
Zusammen mit unseren Eltern geniessen wir den Sommertag auf der Terrasse der Restaurants. Adelboden – Sillerenbühl hat sich zu einem richtigen Trotinett-Mekka entwickelt. Wie staunen wer sich da alles mit dem Trotti den Berg runter wagt. Nach dem Dessert machen wir uns ebenfalls wieder auf die Räder und fahren auf der anderen Seite hinunter nach Aebi und über die Horebrügg. Anschliessend geht es rasant weiter bis ins Zentrum von Adelboden (1350m), wo ich mich von meiner Frau verabschiede. Im Gegensatz zu ihr werde ich auf der linken Talseite nach Frutigen fahren. Diese Flanke der Niesenkette ist durchzogen von vielen Gräben und den dazwischenliegenden Alpen, den Spissen, die Bikeabenteuer versprechen.
Kurz nach Adelboden taucht man sofort in die wilde Seite des Entschligetals ein, mit der durch den Tschentebach tief in den Fels gegrabenen Cholereschlucht. Auf der Brücke der Fahrstrasse kann man tief in die Schlucht hineinsehen. Leider habe ich keine Zeit um den spannend aussehenden Schluchtweg zu begehen. Ich fahre weiter über Wiesen- und Waldtrails hinunter ins nächste Seitental, wo eine neue Brücke den Otterebach überquert. Auf der anderen Talseite wartet die erste von mehreren Schiebe- und Tragepassagen hinauf auf die Spissen.
Das nächste Hindernis ist der Sackgrabe mit dem Bettbach. Der Singletrail in den Graben ist toll – leider wird er immer ausgesetzter und die letzten Meter sollte man schieben. Der Pfad bleibt ausgesetzt und ich steige immer wieder mal vom Rad, schliesslich will ich nichts riskieren. Die Landschaft ist urchig und der lose Schieferstein und die feuchten Hänge setzen dem Weg zu.
Auf den Alpen zwischen den Gräben wechselt die Szenerie jeweils vollständig. Auf der Fahrt durch saftige Bergwiesen sieht man weit das Tal runter bis zum Niederhorn und auf die andere Talseite mit der Strecke vom Vormittag. Zurück zu den Gräben – der nächste Kandidat ist der Ladholzgrabe und die wackelige Brücke um den Bach zu überqueren gibt dem Namen des Grabens alle Ehre.
In den Gräben und Spissen finden sich Spuren einer interessanten wirtschaftlichen Vergangenheit des Engstligetals. Während etwas mehr als hundert Jahren wurde hier unter härtesten Bedingungen Schiefer abgebaut. Die Schieferschichten sind in den Gräben allgegenwärtig. Von nun an hat es wieder einen Fahrweg und somit keine Singeltrails mehr.
Trotzdem sind die Durchquerungen des Lintergrabe und des Chratzeregrabens eindrücklich. Mit viel Aufwand hat man hier den Weg in den losen Schiefer gebaut. Bei den letzten beiden Hindernissen musste man mit schwererem Geschütz auffahren. Der Gempelegrabe und der Zwüschebächgrabe wurden mit viel Beton hintertunnelt. Ein Tipp: Einfach mutig ins Schwarze fahren, bis der Bewegungssensor das Licht anschaltet. 😉
Eigentlich würde es mit dem Gantenbach noch einen weiterern Graben vor Frutigen geben, der lässt sich aber nicht mehr so einfach durchqueren. So fahre ich bei Hostatt ins Tal runter und dann der Entschlige entlang zurück nach Frutigen.
[map gpx=“/uploaded_files/2015-08-22_Sillernbuehl.gpx“ style=“width:100%; height:400px; border:1px dotted gray;“ download=“no“]
Fazit: Landschaftlich und historisch interessante Tour durch das Engstligetal – Asphalt auf der rechten und abrutschende, ausgesetzte Wege mit Tragepassagen an der linken Talflanke.
Statistik Tour: 51.1 km, ca. 1391 Höhenmeter, Fahrzeit 3:51h
Hoi Norbert, danke für den Kommentar! Ich habe deine Beiträge zum Aufenthalt in der Schweiz gesehen, muss aber noch Zeit finden um alles Nachzulesen. Freut mich, dass Du dich trotz hohem Franken nicht abschrecken lässt und immer wieder Biketouren in unserer schönen Landschaft fährst. Irgendwann treffen wir uns definitiv. Beste Grüsse, Spoony
hi spoony, da hätten wir uns fast getroffen! Das wäre mal was gewesen! Und dann die sonnigen Trails oberhalb von Adelboden gefahren. Den Spissi Lisi Trail haben wir wegen schlechten Wetters weggelassen, eingeplant war er auch. Wir haben uns dann von den Wasserfällen rund um Adelboden nass regnen lassen. Die beiden folgenden sonnigen Tagen haben uns wieder getrocknet…
LG aus dem Saarland, Norbert