Sexten: Rundwanderung um die drei Zinnen !

Ohne die Drei Zinnen geht in den Sextner Dolomiten gar nichts. Der Naturpark der Drei Zinnen und das UNESCO Welterbe werden touristisch ausgeschlachtet wo es nur geht. So werfen wir uns heute ebenfalls ins Getümmel. Mit der Sexten Card Classic gibt es für 30 EUR den Shuttle ab Moos zum Rifugio Auronzo inklusive. Die Abfahrt ist bereits um 0730 Uhr, was eine gute Idee ist. Die Fahrt runter nach Toblach und rauf durch das Höhlensteintal zum Lago di Misurina dauert eine gute Stunde.

Entlang der Strecke fällt der Rad- / Langlaufweg auf, der auf dem Trassee der ehemaligen Dolomitenbahn bis nach Schluderbach führt. Beim Lago di Misurina, der Mautstelle und auf dem Parkplatz des Rifugio Auronzo ist dann Alpendisneyland. Hunderte Autos, Vans und Camper parken kreuz und quer, stehen vor der Mautstation im Stau und oben fluten Tausende Wanderer die Wege rund um die Drei Zinnen. Zum Glück nehmen das die Berge mit stoischer Ruhe hin.

Wir reihen uns in die Schlange ein, die Wege sind mindestens auf dem ersten Abschnitt zur Kinderwagenautobahn ausgebaut. Im Gegenuhrzeigersinn wandern wir so um die Drei Zinnen, die den Blick magisch anziehen, zuerst mit den steilen Felswänden und danach in ihrer vollen Panoramapracht. Vom Rifugio Aronzo (2330m) geht es quasi flach zum Rifugio Lavaredo (2344m) den ehemaligen Korallenriffen entlang.

Es folgt ein kurzer steiler Anstieg zum Parternsattel (2454m) und danach rein in den Felskessel und das schroffe Hochplateau der langen Alm. In der Ferne winkt bereits die Dreizinnenhütte. Wer Herausforderungen sucht, findet diese zB in den Felswänden des Paternkofel, besonders auf den Steigen aus dem ersten Weltkrieg. Auch hier befindet man sich im Frontgebiet und überall zeugen Wege und Kavernen von schlimmen Zeiten.

Mit viel Aufwand wurde ein letztes Wegstück rauf zur Dreizinnenhütte (2405m) für das Wandervolk saniert. Wir kehren auf der riesigen Terrasse ein und lassen die Aussicht auf die drei mächtigen Felstürme auf uns wirken. Schon eindrücklich und definitiv einzigartig à la Matterhorn. Wären wir fitter, könnte man nun über das Fischleintal zurück nach Moos absteigen (oder umgekehrt). Leider machen das meine Knie auf diesem Untergrund nicht mehr mit. Alternativ nehmen wir gerne eine zweite Pause mit Blick auf die Bödenseen mit.

Weiter geht es quer über die Ebene zur Langalm. Ein Graben will überquert werden, der nahrhafter ist als gedacht und wandertechnisch die eine oder andere kleinere Herausforderung hat. In jedem Fall treffen wir zahlreiche Touristen, die leicht bis stark überfordert sein. Das gipfelt später in einer Helikopterevakuation einer Person in der Nähe der Langalm. Hier sind leider Leute unterwegs, die noch selten aus der Grossstadt rausgekommen sind.

Auf dem Col di Forcellina (2283m) ist die Umrundung beinahe, auf dem Col de Medo (2324m) definitiv geschafft. Wie überall auf der Runde beeindrucken nicht nur die Blicke auf die Drei Zinnen, sondern ebenfalls jene in die vielen steilen Täler, welche in alle Richtungen abgehen. Im letzten Bild dieses Beitrags zum Beispiel 18 km runter bis zum Lago di Santa Caterina.

Obwohl viele Abschnitte traumhafte Singletrails wären, ist die Runde mit einem definitiv sinnvollen Bikeverbot belegt. Es sind einfach zu viele Besucher unterwegs und schon zu Fuss ist der Kreuzverkehr nicht überall problemlos. In einem Steinmannlifeld halten wir inne und geniessen die Berge, bevor wir wieder in den Trubel des Grossparkplatzes beim Rifugio eintauchen.

Bei kühlen Cola und Bier warten wir im Rifugio Auronzo auf die die Rückfahrt des Busshuttles. Rechtzeitig vor einem sehr heftigen Gewitter können wir in den Bus einsteigen. Die Natur hat immer das letzte Wort. 😉

Fazit: Man muss die Drei Zinnen mal gesehen haben – Alpendisneyland hin oder her. Die Wanderrunde (8 – 10 km, 390 Hm, ca 3h) ist dazu ideal, sollte aber an heissen Tagen nicht unterschätzt werden. Die Statistik trügt etwas.

Sexten: Talrunde ins Innerfeldtal !

Eine Woche Val Müstair, eine Woche Bormio und nun an den nächsten Spot, diese Woche gemeinsam mit meiner Frau. Wir sind in Moos (1346m) bei Sexten in den Dolomiten! Am ersten Tag gibt es eine gemütliche ‚rund ums Hotel‘ Tour. Wir nehmen die Talstrasse bis zum Wellnesscamping Sexten. Schnell wird klar, die Talstrasse ist in jedem Fall zu meiden! Wir wechseln deshalb die Bachseite und fahren über Wurzeltrails und einen kleinen Höhenweg zurück in Richtung Moos.

Von der Höhe hat man einen schönen Panoramablick auf die Sextner Dolomiten und das Fischleintal. Bei der Bergbahn Signaue biege ich kurz auf den neuen MTB Technik Parcour ein, nun ja, nichts besonders. Weiter geht es dem Weissbach entlang, der später zum Sextenbach mutiert, runter bis auf den Dorfplatz des gleichnamigen Hauptortes zu einem Kaffee.

Wir haben das Innerfeldtal zum Ziel und biegen bald auf ein Strässchen ein, welches durch einen wunderschönen Lärchenwald ins Tal rauf führt. Rund um die Bäume ist Wiese und überall stehen kleine Hütten, wohl um das Heu aufzubewahren. Eine wirklich speziell schöne Szenerie! Rasch ändert sich die Landschaft, wir rauher, wilder und wir fahren alsbald auf typischem Dolomitenschotter weiter. Schliesslich öffnet sich das Tal und gibt den Blick auf die Dolomitenkogel frei, konkret auf die Dreischusterspitze.

Zum Glück ist das Tal im Sommer (bis auf einen Shuttlebus bis Antoniusstein) verkehrsfrei. Selbst so ist in der Dreischusterhütte (1626m) einiges los und wir haben Glück, um noch einen Platz für ein rustikales Mittagessen zu ergattern. Im Prinzip wäre die Abfahrt auf dem Trail, sprich Talwanderweg, möglich. Aber an einem Sonntag macht das keinen Sinn, zu viel Wandervolk.

So fahren wir auf der rassigen Schotterpiste runter, macht auch Spass. Im untersten Teil nehme ich doch noch den Singletrail der rechten Talflanke entlang, runter zum kleinen Stausee. Auf dem schönen Radweg geht es zurück nach Moss ins Hotel und in die Sauna. Das war gar nicht so schlecht für eine Angewöhnungstour!

Statistik 31.4 km, ca. 752 Höhenmeter, Fahrzeit 2:46 h

Veltlin: Ponte nel Celio !

Der heutige Tagesausflug führt uns ab Bormio das ganze Veltlin runter bis nach Ardenno. Wir verzichten bewusst auf die Autostrasse, wo sie denn vorhanden ist, und geniessen die Eindrücke des Tales. Nebst dem Vinschgau, dem Wallis und dem Aostatal, ist das Veltlin ein weiteres breites Quertal der Alpen mit ganz eigenem Charakter. Wenige Kilometer nach Bormio halten wir am Gedenkstein des Bergsturzes von Morignone, der 1987 ein Dorf und 53 Leben ausgelöscht hat. Kaum zu glauben, wenn man heute auf den Schuttkegel blickt.

Bei Tirano gibt es einen Notfallabstecher über die Grenze ins Val Poschiavo um den Snus-Nachschub des Sohnes sicherzustellen. 😉 Weiter nach Sondrio inklusive einer Kurzbesichtigung per Auto. Bei Ardenno biegen wir nach Sirta ab und fahren die abenteuerliche Serpentinenstrasse rauf ins Val di Tartano. Ziel ist die Tibetanerbrücke oder der Ponte nel Cielo. Mit 140m Höhe scheinbar die höchste Hängeseilbrücke Europas. In jedem Fall sehenswert! Wir sind beinahe alleine unterwegs, in zwei Wochen ist hier wohl die Hölle los und die Brückentickets müssen online reserviert werden. Im Anschluss gibt es im Albergo Miralago so richtig urchiges Essen.

Auf direkterem Weg geht es zurück nach Bormio, rechtzeitig zum abendlichen Stadtrundgangritual mit Aperol Spritz und tollen Apéroplättli zu den Drinks. Zum Abschluss des kleinen Bormioabstechers gibt es noch ein sehr gutes Nachtessen im Ristorante e Enoteca Guanella. Speziell: Man kann den Wein in der Enoteca einkaufen und dann am Tisch trinken. Das nächste Mal sind in Bormio dann die Thermen auf der To Do Liste.

Bormio: Wanderung zum Monte Scorluzzo !

Zusammen mit meinem Sohn steht heute eine Männerwanderung auf dem Programm, da bietet sich das ehemalige Frontgebiet aus dem 1. Weltkrieg auf dem Stilfserjoch an. Von Bormio fahre ich erneut die zahlreichen Kurven rauf bis zur Passhöhe auf den Umbrail (PS: Ein guter Tipp, da man bei Start ab Stilfserjoch am Schluss sonst die Passstrasse raufwandern muss). Von da geht es zum Warmwerden auf dem Schweizer Nachschubweg bis auf die Dreisprachenspitze. Ich habe habe bereits mehrfach auf meinen Biketouren über diesen besonderen Ort berichtet. Überall werden auf Schautafeln die Geschehnisse zwischen 1914 und 1918 erklärt und mit dem Gelände verbunden.

Wir wandern heute auf und rund um den 3094m hohen Monte Scorluzzo, der wegen seiner ‚Feldherrenposition‘ über dem Stilfserjoch und der Frontlinie eine besondere Bedeutung hatte. Sämtliche Informationen sind auf der Webseite des Vereins Stelvio-Umbrail zu finden.  Der Weg inklusive eines steilen Serpentinenabstieges ins Braulio-Tal ist im Netz ebenfalls als Mountainbiketour zu finden, jedoch (aus meiner Sicht gerechtfertigt) mit durchwachsenen Kommentaren.

Wir machen uns auf der hässlichen Schotterskipiste vom Stilfserjoch auf in Richtung Gipfel, der schon bald erreicht ist. Wir befinden uns hier auf der Seite von Österreich-Ungarn, das im Krieg den Gipfel unter Kontrolle hatte. Überall sind die Hinterlassenschaften des Krieges noch zu erkennen, wenn auch weniger gut wie auf der italienischen Seite. Grund: Die Italiener können einfach Trockenmauern für die Ewigkeit bauen!

Auf dem Gipfel geniessen wir die gute Aussicht und das Panorama auf die ganze Region und besonders runter ins Dreiländereck. Weiter geht es den flachen Bergrücken entlang, den Filone del Mot. Gut sichtbar die letzte österreichische Stellung, Resten des Drahthindernisses, gefolgt von wenigen hundert Metern Niemandsland und dann rein in die erste italienische Stellung. Da die Italiener am Vorderhang die Höhe nicht hatten, verwundern die umfangreichen, tiefen Schützengräben, teils überdeckt, nicht.

Es folgt das Highlight, das sogenannte Alpinidörfchen, auch ‚Kleines Machu Picchu‚ genannt. Am Hinterhang, ausserhalb der österreichischen Artillerie, schweben die Reste der Häuser eines grossen Lagers am steilen Hang. Hierhin lief die italienische Versorgung, über einen abenteuerlichen Weg durch die Felswand und mit einer Seilbahn. Sehr beeindruckend! Wir suchen etwas länger nach dem richtigen Weg runter auf die Piano di Scorluzzo, wo nebst weiteren Stellungen, die Natur uns wieder in die Gegenwart zurückholt.

Zum Abschluss wandern wir rund um einen weiteren Bergrücken des Scorluzzo und anschliessend im weiten Bogen runter zur Passstrasse und hinüber auf den Umbrailpass zum parkierten Auto. Eine wirklich tolle Tour für alle, welche nur ein wenig militärhistorisch interessiert sind. Mit dem Mountainbike würde ich sie nicht machen, da gibt es mit dem Goldsee und dem Forcola ganz andere Klassiker in der Region.

Statistik: 14 km, 3:30 h reine Wanderzeit, 993 Höhenmeter

Bormio: Ruhetag in Sulden !

Die erste Woche ist mit Mountainbiken im Val Müstair verbracht. Nun geht es weiter für einige Ferientage gemeinsam mit meinem Sohn. Ich fahre über den Umbrail, der übrigens mittlerweile die letzte Schotterpassage verloren hat, nach Bormio und quartiere mich im Hotel Sertorelli Reit ein. Gute Lage für einige Tage, leicht erhöht über der Altstadt. Was tun an einem Ruhetag?

Ich fahre am morgen früh die endlosen Kurven rauf zum Stilfserjoch und auf der anderen Seite runter ins Trafoital. So ein Pass macht bei wenig Verkehr selbst mit einem Auto Spass und ausnahmsweise muss mal der sportliche Fahrmodus arbeiten. Ich nehme einen Augenschein im Suldtal, wo die berühmte Mountainbikeroute über das Madritschjoch durchführt. Auto in Sulden parkiert und mit der neuen Gondelbahn rauf zur Kanzel auf 2348m.

Die Beine sind müde und so lasse ich mögliche Wanderrouten sein und verbringe den halben Tag auf der Terrasse. Vor mir liegt das gesamte Ortlermassiv und ich schmökere einmal mehr in der Literatur des 1. Weltkrieges. Dazu ein Bier (aus Friesland – WTF?) und später ein perfekter Apfelstrudel. Das sind Ruhetage nach meinem Geschmack.