Der 1×12 Testrun auf den Balmberg !

Ich bin erstmals mit der 1×12 Gruppe auf meinem Scott Genius 710 unterwegs und fahre die Standardtestrunde – die alte Balmbergstrasse. Wie immer gilt: Schaffe ich mit der Schaltung diese Steigung, ist das Mountainbike ready für alle Untaten in den Alpen. Erst muss ich mich an die freie linke Hand gewöhnen und immer wieder zuckt der Finger und sucht nach dem Umwerfer. Nach einiger Zeit gewöhnt man sich ans Schalten mit nur einer Hand. Ich bin überrascht wie gut die Schaltung arbeitet – selbst unter Last lassen sich mehrere Gänge mit einem ‚Klick‘ schalten. Weder während dem Aufstieg, noch beim Abstieg fehlen mir irgendwelche Zwischengänge. Schliesslich schaffe ich es fahrend bis auf den Berg mit der Erkenntnis, dass der limitierende Faktor weiterhin nicht die Schaltung, sondern der Kreislauf ist.

Seit 2018 ist der direkte Wanderweg vom Stierenberg durchs ‚Gschliff‘ zum Hofbergli gesperrt und irgendwie macht es nicht den Anschein, als man die Passage noch sanieren will. Ich schaue mir das heute genauer an. Der Weg scheint weiterhin trotz ‚Sperrung‘ begangen zu werden und mindestens Absturzgefahr besteht keine. Der Fels oberhalb des Weges sieht definitiv nicht sehr gesund aus und jeder muss da das Risiko selber abschätzen. Für Mountainbiker ist die Umgehung leider keine echte Option. Hoffentlich findet sich hier irgendwann wieder eine sichere Lösung.

Ich geniesse den bekannten Downhill runter nach Günsberg und kann schaltungstechnisch nichts Negatives feststellen. Die Kette sitzt straff auf den Zahnrädern trotz teilweise bedenklich ’schräger‘ Kettenlinie.

Erster Eindruck: Top und gefühlt keine echter Unterschied zu 2×10 und viel Respekt vor der aktuellen Technik. Zweiter Eindruck: Auch während meinem Valley Hopping durch die Schweizer Alpen in diesem Frühsommer funktionierte die Schaltung rauf, runter und geradeaus klaglos. Ich bin ziemlich begeistert und denke, dass ich mit dem Upgrade eine sehr sinnvolle Investition gemacht habe. Langzeittest – wir werden sehen.

Statistik: 28.2 km, ca. 887 Höhenmeter, Fahrzeit 2:30 h

Scott Genius 710 – Upgrade auf 1×12 !

Mein Scott Genius 710 hat sechs Jahre auf dem Buckel und so stellt sich langsam die Frage nach der Zukunft. Neukauf oder Upgrade? Ich bin mit dem Mountainbike und seiner Geometrie sehr zufrieden und die wichtigsten Teile wie Rahmen, Dämpfer, Lager und Gabel scheinen noch in Schuss zu sein. Selbst die absenkbare Sattelstütze hat nur wenig Spiel und funktioniert klaglos. Einzig die Naben klingen nicht mehr so frisch.

Am meisten Mehrwert hätte ich mit einem Upgrade der Schaltung von 2×10 auf 1×12. Die Vorteile scheinen auf den ersten Blick klar. Der Ritzelrechner weist mit einer 10 – 51er Kassette und einem 34er Kettenblatt die fast gleiche Übersetzungsbandbreite wie mit der 2×10 Schaltung aus. Natürlich fällt in Form des Umwerfers und dem Schalthebel und -zug etwas an Gewicht und anfällige Technik weg. Bin gespannt wie sich die Übersetzung in der Praxis fährt.

Seit Shimano seine XT 12-fach Gruppe (M8100) lanciert hat, ist dies finanzierbar, wenn auch nicht billig. Ich wage mich wegen den diversen Standards nicht selber ran und lasse den Umbau bei meinem Velohändler machen, obwohl da die Komponentenpreise im Vergleich zu den Onlineshops etwas wehtun. Dafür gibt es eine gute und sympathische Beratung. Leider lässt sich das Sncros TR 2.0 Laufrad nicht einfach auf Microspline umbauen. Wegen den klassischen Nabenbreiten von 100 mm und 142 mm kommt auch kein günstiger Laufradsatz ab Stange in Frage. Der Velomech findet schliesslich die beste Lösung: Einbau einer neuen Microspline Nabe und Umspeichen des Laufrades. Für mich top, weil so die Optik der Bikes erhalten bleibt.

Heute konnte ich das Mountainbike nach längerer Wartezeit abholen. Hier die neuen Teile und die Arbeiten: 2x DT Swiss Nabenservice, 2x neue Bremsscheiben Shimano SM-RT64, Umbau und Neueinspeichen bestehendes Laufrad auf Microspline, Shimano XT 1×12 Kassette 11-51, Shimano XT 1×12 Kurbel 175mm mit 34er Kettenblatt, Ersatz Tretlager mit Shimano BB-MT800PA , Shimano Kette CN-M9100, Shimano XT 1×12 Schaltwerk und Schalthebel, neuer Bremsbelag Vorderrad.

Umbau bei Ski-Velo-Center inkl aller Teile für 1350 CHF, davon 300 CHF Arbeit.

Und wieder neue Handschuhe !

Ein  kleiner Servicebeitrag für mich selber. Es gibt neue Handschuhe und ich greife zu den bewährten BG Dual Gel Specialized. Die Dinger kosten happige 50 CHF bei Veloplus, Grösse XL, haben sich in der Vergangenheit aber bewährt, mindestens im Tragkomfort, weniger in der Langlebigkeit. Etwas skeptisch bin ich über die neuen dickeren Gelpolster aber nach dem intensiven Gebrauch der letzten Wochen kann ich Entwarnung geben. Erster Minuspunkt: Die Verklebung des Klettverschlusses hat sich an einem Handschuh schon gelöst – Nähen ist angesagt.

Bikepacking ! – Bikepacking ?

Seit mehreren Jahren verfolge ich mit grossem Interesse die bekannten Mountainbike-Selbstversorgerrennen, wie beispielsweise die Tour Divide oder die Grenzsteintrophy. Seit einigen Jahren scheint mir daraus ein regelrechter Trend in Form von Bikepacking entstanden zu sein, dies noch befeuert durch den Gravel Bike Hype der letzten Zeit. COVID-19 sei Dank habe ich mich in den letzten Wochen etwas intensiver mit der Thematik auseinandergesetzt. Schliesslich gibt es bei geschlossenen Touristikinfrastrukturen, Grenzen und Restaurants kaum eine bessere Variante als alleine und autonom mit Zelt und Rad auf Bikepackingtour zu gehen.

Je mehr ich mich mit dem Thema auseinandersetze, umso vielfältiger werden die zu beantwortenden Fragen. Ich versuche in diesem Beitrag etwas die Gedanken zu ordnen.

Singletrail oder Feld- und Schotterwege?

Die Frage könnte man auch anders stellen: Fully oder Hardtail bzw Alpencross- oder Bikepacking Setup? Ich bin und bleibe ein Mountainbiker. Singletrails bleiben deshalb im Zentrum und schon aus diesem Grund sehe ich keinen Bedarf für ein echtes Gravelbike. Trotzdem ist es ein Fakt, dass bei Mehrtagestouren ein Grossteil der Strecke nicht auf Singletrails stattfindet. Mir bleibt aber Qualität statt Quantität wichtig – ich will geniessen, Zeit haben für Kultur, Natur und Singletrails. So bin ich mit meinem 45 km / 1800 Hm Tagesplanungsziel relativ weit von den Langstrecken Bikepackern entfernt. Die Gretchenfrage: Machen Singletrails mit einem Bikepacking-Setup Spass? Ich würde mal sagen – eher Nein! 

Übernachten und Essen?

Die entscheidende Frage ist wohl jene nach dem Zelt. Wer im Zelt übernachten will, kommt nicht an Bikepacking vorbei und die Konsequenz ist meistens ein Hardtail, da sich an einem Fully all die Ausrüstung nur schwer unterbringen lässt (bzw keine Drops mehr zulässt ohne das irgendwas ansteht). Das gilt doppelt, wenn man selber kochen will. Für mich persönlich gehören Zelt und selber kochen zusammen. Wenn schon Camping, dann richtig. Nur kalt essen wäre für mich keine Option. Da die Ausrüstung superleicht sind muss, ist eine bedeutende Investition nötig. Wir sprechen von Zelt (zB MSR Hubba NX), von Schlafsack und Matte. Die Debatte um diese drei Ausrüstungsgegenstände füllt ganze Internetforen. Natürlich lockt das verklärte und romantische Bild von der wilden Campingübernachtung, aber meine gefühlte Realität ist geprägt von frierenden oder verschwitzten Nächten, von der Suche nach dem idealen, ungestörten, ebenen, heringfreundlichen Stellplatz, von harten Böden und geräderten Rücken. Wenn ich ehrlich bin? Ich bin zu alt (bzw. zu bequem) um eine Woche zu zelten, speziell wenn die Bedingungen nicht perfekt sind und finanziell kann ich mir Hotels und Restaurants leisten. Zudem ist Wildzelten in der Schweiz oft illegal und ungestörte Plätze sind nicht einfach zu finden. 

Das Bikepacking-Bike?

Mein Titanium Hardtail würde sich grundsätzlich wohl für den Aufbau eines Bikepacking Bikes eignen. Der Teufel liegt aber im Detail. So ist mein Rahmendreieck nicht sehr grosszügig bemessen. Entsprechend schwierig fällt die Suche nach den Taschen aus und wer keine Masstasche anfertigen lässt, kauft beinahe besser die Tasche und danach das Bike. 😉 Problematisch ist so oder so die Unterbringung der Flüssigkeit. Für die Schweiz reicht zum Glück eine Flasche und vielleicht noch 0.5l Notvorrat aus. Ein weiteres Problem ist die Mobilität des Gepäcks. In der Variante Hotel will man mit wenigen Handgriffen am Abend und Morgen das Gepäck mit aufs Zimmer nehmen können. Da fallen fest montierte Packsäcke und -rollen schon mal weg.  

Fazit ?

Bikepacking ist für mich persönlich ein Outdoortraum, den ich lieber im Internet konsumiere als in der Realität mit einem vollgepackten Bike auf Singletrails auszuleben. So habe ich zur Zeit meinen Kompromiss für gefunden: 

  • Mehrtagestouren – Hardtail mit Rahmentasche, leichter Rucksack und gut ist.
  • 1-2 Übernachtungen im alpinen Gelände – Fully mit optimiertem Rucksack.

Soweit meine aktuelle Einschätzung… Wenn ich im Alter noch zum Radreisenden werde, werde ich diese Zeilen sicher revidieren. 

Entlang des Doubs: Biaufond nach Goumois !

Der Doubs ist bekanntlich auf der ganzen Länge bebikebar und so bot sich heute ab Saignelégier  (991m) eine Rundtour runter zum Fluss an. An schönen Tagen gibt es auf dem Flussuferweg Konfliktpotential mit Wanderern, auf unserem heutigen Abschnitt ist dies jedoch kein Thema. Wir starten in Richtung Le Noirmont, als ein Schild eine Strassensperrung der Route de la Goule ankündigt. Da es am steilen Abgang zum Doubs nicht viele Wegalternativen gibt, muss ich erst die Karte konsultieren – Weg ist frei, alles in Ordnung.

Auf einem Waldsträsschen queren wir entlang des Doubstal durch den Bois de Ban bis zum Weiler Cerneux-Godat (914m). Eine schöne Strecke obwohl man nur selten durch die Bäume ins Tal sieht. Eindrücklich wie sich der Doubs durch den Plateaujura gegraben hat. Überhaupt ist der Doubs mit seiner Ost-West Schleife durch die Schweiz ein lustiger Fluss. Schliesslich stechen wir runter in Richtung Biaufond. Meine Frau wird auf dem engen Strässchen durch den Postboten verfolgt. 😉 Mit dem Forellenessen im bekannten Restaurant wird nichts – ausgebucht.

Der erste Abschnitt zwischen Biaufond und dem Punkt 665 oberhalb der ‚Ruine Moulin de la Mort‘ sieht auf der Karte problemlos aus. In der Realität ist es ein gröberes Auf und Ab über vorwiegend matschige Trails mitsamt einiger Schiebepassagen. Der alte Weg wird öfters umgangen weil er wohl abgerutscht ist. Insgesamt zu viel für meine Frau und ihr e-Bike, welche bereits das Handtuch werfen will. Zum Glück wird es ab der Moulin besser, der Weg breiter, zunehmend idyllischer und für den Rest der Tour immer fahrbar.

Beinahe endlos zieht sich der Waldweg über den Felsstufen der Schlucht dem Doubs entlang, bis wir bei La Bouège das erste Mal auf Flusshöhe sind. Wir kehren in der hübschen Auberge de la Bouège zum Mittagessen ein. Leider sind die Besitzer an diesem schönen Tag komplett überfordert, mit den Gästen und den Corona-Massnahmen. Es wird nichts mit Essen und wir fahren weiter nach La Goule, einem der raren Fluss- und Grenzübergänge der Region – wegen Corona geschlossen. Historisch interessantes Detail: Die Landesgrenze verläuft nicht in der Flussmitte, sondern am rechten Ufer.

Es folgt ein toller Abschnitt, teils auf Singletrails, entlang des Flusses bis nach Goumois. Unterwegs hoffen wir auf ein weiteres Forellenrestaurant, das Le Theusseret, leider ebenfalls geschlossen. Also weiter bis nach Goumois, wo das Hôtel du Doubs einlädt. Leider zu spät, Küche geschlossen, wir überleben mit dem Zuckerschock einer hervorragenden Crème Brûlée.

Goumois (493m) ist interessant, wurde doch der Ort durch den Wiener Kongress 1815 in eine Schweizer Seite und eine französische Seite geteilt. Trotzdem gibt es noch heute nur einen gemeinsamen Friedhof. Entsprechen ‚offen‘ ist die Grenze, selbst in Corona-Zeiten. Während auf der Schweizer Seite penibel genau die Einreise kontrolliert wird, ist auf französischer Seite ‚Tag der offenen Türe‘. Die Tour entlang des Doubs ist anstrengender als gedacht und wir verzichten auf die Weiterfahrt bis Soubey. Schliesslich müssen wir noch aus der Schlucht aufs Plateau der Freiberge kommen.

Nach Goumois führt eine kleine Strasse in einer angenehmen Steigung via Vautenaivre nach Les Pommerats (893m) hinauf. Gleich zu Beginn geht es rund um den Affenfelsen und ausnahmsweise braucht man nicht viel Fantasie um in diesem Felssporn einen Affenkopf zu erkennen. In Saignelégier erholen wir uns bei Bier und Speck von dieser Tour. 😉

Danach geht es zurück ins Hotel Cristal und später zu einem feinen Abendessen ins Café du Soleil neben der grossen Concour Halle in Saignelégier. Die Präsentation der Gerichte ist künstlerisch und die Produkte sind sehr lokal, inklusive allerlei Eingemachtes zum Verkauf. Eine ausdrückliche Empfehlung!

Fazit: Der Doubs zeigt teilweise seine Zähne und nicht jedes Restaurant hat immer geöffnet. Die Landschaft ist aber so einzigartig, dass sich die Tour in jedem Fall lohnt. Wer keine Lust auf matschige Schiebepassagen hat, meidet vielleicht die Schlaufe bei Biaufond.

Statistik: 45.3 km, ca. 921 Höhenmeter, Fahrzeit 3:45 h