Der Corona Loop !

Lockdown – das Land in der Schockstarre. Die Grenzen sind zu, im Coop Satigny sind die Regale am Abend leergehamstert und die Armee hat mobilisiert. Das Wetter ist weiterhin grandios und entgegen dem Gebot zieht es die Menschen nach draussen. Im Gegensatz zu den Nachbarländern ist Individualsport erlaubt und halb Genf scheint das Velofahren zu entdecken. Ich treffe auf meiner Feierabendrunde auffällig viele Radfahrer und Jogger, viele davon deutlich sichtbar das erste Mal seit längerem wieder sportlich in der Natur unterwegs.

Trotz schönem Wetter fährt das schlechte Gewissen irgendwie mit. Viele Menschen in diesem Land haben zur Zeit ganz andere Sorgen als jene ihrer Freizeitgestaltung. Ich bin wieder einmal froh in einer wenig populären, dafür krisenfesten Branche zu arbeiten. Lichtblicke gibt es trotzdem – das Weingut in dem ich schlafe hat seinen Hofladen zügig ausgebaut und was soll ich sagen: ‚Es läuft‘!

Statistik: 22 km, ca. 308 Höhenmeter, Fahrzeit 1:07 h

Auf den Bözingenberg – vor dem Lockdown !

Sonntag, schönes Wetter und doch ist alles anders. Das Corona-Virus hat die Schweiz erfasst. Am 28. Februar hat der Bundesrat die besondere Lage ausgerufen und alle Veranstaltungen über 1000 Personen abgesagt. Am 13. März werden die Schulen geschlossen, ‚Social Distancing‘ wird zu einem Alltagswort und in Restaurants und Bars dürfen noch 50 Personen bedient werden. Es herrscht Angst und Unsicherheit – derweil blüht die Natur und die Feuerwanzen üben Gr…..sex.

Schönstes Ausflugswetter, aber die Weissensteinbahn hat den Betrieb bereits eingestellt und so trügt der Schein. Die Lage ist einiges trostloser als es die Bilder vermuten lassen. Eine Biketour lenkt zum Glück gründlich von möglichen Sorgen ab und ich bin irgendwie speziell motiviert. So entscheide ich mich auf der Höhe von Oberdorf wieder einmal auf den Bözingenberg zu fahren.

Traurig stimmt da einzig der verlassende Teddy auf einem Bänkli vor Grenchen. Ich bleibe auf dem bekannten Höhenweg entlang des Waldrandes der ersten Jurakette. Via Allerheiligen hinterfahre ich den Lengnauerwald um etwas Höhenmeter zu sparen. Danach gibt es den ersten Trail bei La Combe. Ich bin erstaunt bei Prés Tannevets einen See zu sehen, wo es nach Karte keinen geben dürfte.

Steil gehts rauf nach Romont (750m) und danach auf einem Forstweg entlang des Fôret de l’Envers hinauf zum Bözingenberg (929m). Noch tragen die Bäume wenig Laub und geben die Blicke auf Vauffelin frei, oder Füglisthal, wie es auf Deutsch heisst. Die Sprachgrenze ist hier virulent. 😉

Auf dem Berg ist einiges los, aber das Restaurant hat die Corona Massnahmen schon strikte umgesetzt. Auf der riesigen Terrasse sind nur einige kleine Tische verstreut und viele Gäste sitzen in der Wiese. Ich kann per Zufall einen freien Tisch ergattern und geniesse nebst der schönen Aussicht auf den Bielersee eine wunderbar asiatisch angehauchte Rösti.

Die Rückfahrt ist bekannt und führt über den Vorberg auf wenigen Trails und vielen Schotterwegen rasant nach Longeau. Danach brav das Bike schiebend über ein Teilstücks des Lengnauer Wurzelwegs und via die Neui Zälg nach Grenchen. Weiter runter in die Ebene und auf der Veloroute zurück nach Solothurn.

Bei der Durchfahrt am ‚Aaremürli‘ tummeln sich vor den Beizen und Bars hunderte von Menschen. So erstaunt es nicht, dass der Bundesrat am 16. März die ausserordentliche Lage ausruft und im Notrecht bis auf die Lebensmittelläden das ganze Land schliesst und Versammlungen von mehr als fünf Personen verbietet. ‚Stay@Home – Bleiben Sie Zuhause‘ heisst es nun!

Statistik: 48.7 km, ca. 768 Höhenmeter, Fahrzeit 3:10 h

Der Roulave Grenztrail !

Ich lote weiter die Grenzen meiner Feierabendrunde aus und dies hier im hintersten Zipfel der Schweiz im physischen Sinne. Im Grand Bois de Roulave hat es noch unentdeckte Grenztrails. Ich fahre an via Dardagny und biege links ins grosse Rebgebiet westlich des Dorfes ein.

Die Grenzziehung ist insofern interessant, als der markante Hügel geografisch mit dem Rest von Genf durch den tiefen Graben der Allondon getrennt ist. Fast am höchsten Punkt, an bester Aussichtslage, markiert ein grosser Stein die Grenze zwischen Frankreich und der Schweiz. Die Grenzen sind noch offen aber die Krise wird kommen – heute gab es den ersten bestätigten COVID-19 Fall im Tessin.

Es folgt der ‚Grenzwächtertrail‘, welcher mich auf der Karte anlachte. Dabei hätte ich es besser wissen müssen! Wie im ganzen Le Mandament sind die Wälder eine einzige Sumpflandschaft. Wenn es gaaanz trocken ist, wäre der Weg spassig, so ist es einfach nur ein Eiertanz von Schlammloch zu Schlammloch. Die vielen Pferdespuren verbessern die Wegbeschaffenheit nicht und natürlich werde ich den Weg künftig mit dem Mountainbike ebenfalls meiden.

Ab der Holzbrücke bei Essertines ist der Weg wieder fahrbar und so geht es via Malval zurück nach ‚Hause‘. Für die Statistik sei darauf verwiesen, dass es heute zu Ende Februar 23°C warm war und es damit die erste kurz-kurz Tour des Jahres gab.

Statistik: 21.8 km, ca. 411 Höhenmeter, Fahrzeit 1:29 h

Der La Plaine Loop !

Tolles Wetter für meine Feierabendrunde in Satigny und Nein, ich bin nicht unter die Paraglider gegangen, mir ist es auf dem Mountainbike luftig genug. Der Mann machte bei Choully beim steten Wind seine Übungen und als ich nach einer Stunde wieder vorbei kam, war er immer noch dabei. Die erste Entdeckung brachte ein Blick auf das Verzeichnis der historischen Verkehrswege. Der Pont de Nant du Châtelet ist von nationaler Bedeutung. Die massive Steinbrücke aus dem 18 Jh. war Bestandteil der historischen Route links der Rhone von Genf in Richtung Bellgarde.

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Ich suche einen Umweg durch die Reben um die am Abend wegen den Grenzgängern oft verkehrsreiche Strasse von Le Moulin nach Dardagny zu meiden. Oberhalb von La Plaine ist der ganze Hang mit Reben bepflanzt. Zu dieser Jahreszeit sind diese akkurat zurückgeschnitten und warten darauf neu zu spriessen. La Plaine ist übrigens das letzte linksufrige Dorf bevor die Landesgrenze zu Frankreich in der Mitte der Rhone verläuft.

Ich folge einem Singletrail hart an der Landesgrenze um wieder hinauf nach Dardagny zu kommen. Am Wegesrand sind die ersten wilden Frühlingsblumen am blühen. In der Abendsonne leuchten die Blüten so grell, dass meine Kamera Probleme mit dem Scharfstellen hat. Ich muss mich etwas durch den morastigen Boden kämpfen, bevor ich in Dardagny wieder die Standardstrecke erreiche. Fazit: Eine schöne Abendrunde im Hinterland von Satigny.

Statistik: 20.8 km, ca. 352 Höhenmeter, Fahrzeit 1:08 h

Die Malval Loops !

Ich habe Freude an meiner wieder entdeckten Feierabendrunde im Hinterland von Genf. Mit dem Ti29-40 fährt es sich zudem schön leicht. Auf der ersten Runde ist das wortwörtlich zu nehmen, vergass ich doch meine Bikehose. Den Unterschied merkte ich erst in der Tourenhälfte. 😉 Fazit: Kein Mensch braucht für kurze Touren gepolsterte Bikehosen. 😉 Umkehrpunkt der Tour ist jeweils Malval, ein kleiner Weiler über einem Rebberg, geografisch abgetrennt durch die Allondon von Genf und der Schweiz. Einige unscheinbare Häuser mit 35 Einwohnern auf dem Land – möchte man denken.

Einen Blick in den Eintrag zu Malval im Historischen Lektion der Schweiz lässt umso mehr staunen. Das Dorf ist uralt und hat eine reiche Geschichte. Unten im Tal besuche ich auf dem zweiten Loop noch kurz die Kapelle, welche ebenfalls mitten im Nirgendwo steht, aus dem Jahr 1300 stammt und seit 1544 eine reformierte Kirche ist. Da habe ich auf meiner Runde noch viel zu entdecken!

Loop 1: Statistik: 19.1 km, ca. 325 Höhenmeter, Fahrzeit 1:00 h, 21.01.2020
Loop 2: Statistik: 19.2 km, ca. 314 Höhenmeter, Fahrzeit 1:00 h, 27.01.2020