Mountainbiken in den Dolomiten – Wolkenstein !

Im Sommer 2016 waren wir erstmals in den Dolomiten zum Mountainbiken. Unsere Wahl fiel auf  Wolkenstein, Val Gardena. Ab Beginn fällt die Dreisprachigkeit des Tals auf. Nebst Deutsch und Italienisch spricht man Ladinisch, was deutlich an Rätoromanisch erinnert. So ist es manchmal schwierig die richtige Ortsbezeichnung zu finden. Wolkenstein ist ein Winterskiort zuhinterst im Tal, umrahmt von den mächtigen Felsen der Dolomiten. Mit den vielen Bergbahnen und der Möglichkeit in alle Richtungen Touren zu fahren, ist Wolkenstein sicher ein sehr guter Ausgangsort für Bikeferien.

Touristisch wird der Mountainbiker aktiv umworben. Dazu gehören die ausgeschilderten Biketouren, die lokale MTB Karte und ein nicht zu übersehendes Schwergewicht auf die e-MTB-Bike Zielgruppe. Weiter ist die Destination bekannt für den Sellaronda HERO Marathon und die Sellaronda Bike Days. Die Internetauftritte des Val Gardena und MTB Dolomites sind ebenfalls Top, Karten und GPS Touren inklusive. Einziger Wermutstropfen ist die Anfahrt aus der Schweiz – so 6 Stunden Fahrt muss man rechnen und via Brenner macht es je nach Staulage überhaupt keinen Spass.

Bikeferien 2016:

Bozen und Eggental !

Regentag – Shoppingtag. Wir fahren auf kurvenreichen Strassen das Val Gardena und das Eisacktal runter bis zum Südtiroler Hauptort – Bozen. Die Episode mit dem Stau auf der Brenner Autobahn für wenige Kilometer Stadtumfahrung blende ich mal aus – am besten bleibt man auf der Hauptstrasse. Während ich mich relativ rasch Kaffee und Kuchen hingebe und das Leben in der Altstadt beobachte, macht meine Frau die vielen Läden unsicher. Bozen ist jetzt nicht ein Must-See, aber die Fussgängerzone ist hübsch und der lokale Markt hat Charme.

Fast interessanter ist auf der anderen Seite der Talfer die westliche Vorstadt, die im pompösen Stil der Faschisten aus dem Boden gestampft wurde. Etwas unheimlich, aber ebenfalls sehenswert. Den Ötzi lassen wir links liegen, keine Lust auf stundenlanges Warten. So gehen wir lieber asiatisch Essen und kommen kurz vor dem ersten Wolkenbruch rechtzeitig ins Auto zurück.

Die Fahrt durch das wilde Eggental über Welschnofen zum Karersee ist regnerisch und wild. Trotz grauem Himmel leuchtet der See in schönem Türkis und ist ein Besuch wert. Ich kann mir gut vorstellen welche genialen Fotos es hier zu machen gäbe, wenn das Licht stimmt und sich die Latemartürme im See spiegeln. Auf zunehmend schlechteren und kurvigeren Strassen geht es runter ins Fassatal und damit ins Trentino, wo alles etwas italienischer wirkt.

Die Orte sehen interessant aus und vielleicht sind die nächsten Bikeferien hier. Die Berge bleiben ebenfalls dolomitig und bei Canazei drehen wir nördlich in Richtung Wolkenstein. Auf einer tollen Passstrasse schlängeln wir uns entlang der mächtigen Sellagruppe bis rauf zum Sellajoch. Die Abfahrt zum Hotel kennen wir bereits vom Mountainbike. Ein schöner Regentag.

Das Bikehotel Piccolo in Wolkenstein !

Für unseren Mountainbikeurlaub im Val Gardena suchten wir uns das Hotel Piccolo in Wolkenstein aus. Das Hotel liegt etwas ausserhalb des Dorfzentrums, welches man in wenigen Minuten erreicht. Das Piccolo setzt im Sommer voll auf Mountainbiker, was sich in Werbung und Einrichtung widerspiegelt. Während unserem Aufenthalt gab es trotzdem einen guten Gästemix aus Bikern und meist älteren Wanderern. Das Haus scheint relativ viele Stammgäste zu haben, ein gutes Zeichen.

Wir hatten ein Zimmer mit Blick auf die Stellagruppe und einem netten Erker mit Tisch. Alles relativ neu und sehr heimelig eingerichtet. Biketechnisch lässt das Hotel keine Wünsche offen. Bikegarage und -werkstatt, Tourenmaterial und sogar ein kleiner Bikepark für Anfänger hinter dem Haus. Die Halbpension ist wie immer im Südtirol ein Garant für ausreichend Kalorien für gröbere Touren. Man schlemmt sich täglich durch den tollen Mix aus italienischer und österreichischer Küche. Ganz billig ist das Hotel natürlich nicht, aber Preis/Leistung passt. Kurzum: Empfehlenswert und wir würden jederzeit wiederkommen.

Die Tour unter den Geislern !

Die Mountainbike Ferien in Wolkenstein neigen sich bereits wieder dem Ende entgegen. Wir greifen die Chance zu einer Tour mit Liftunterstützung bevor die kühle Sommerfront uns einholt. Wir wechseln den Berghang und fahren die Tour Nr 8, unter den Geislern, (Link 1, Link 2) in der Wohlfühlvariante. Wieder profitieren wir vom Trasse der ehemaligen Gröden Bahn für die Fahrt nach St. Ulrich / Ortisei (1265m).

Auf der Abfahrt geht es an der Fischburg vorbei, welche als Modell am Wegesrand und in echt auf der anderen Talseite thront. Leider ist sie in Privatbesitz und nicht zu besichtigen. In St. Ulrich besteigen wir erst die Gondelbahn nach Furnes und dann die grosse Gondel hinauf zur Secëda auf 2480m. Die rund 1200 Höhenmeter kosten 24,80 EUR inkl Bike. Nicht billig, aber meine schlaffen Beine danken es mir. 😉

Oben Panorama pur! Auf der einen Seite sieht man runter nach Raschötz, der Höhenweg über der Waldgrenze zur Kreuzkapelle gut erkennbar. Auf der anderen Seite sieht man in den Kessel der Secëda Alp, die Geisler Gruppe und in der Ferne erneut Sella, Lankofel und Rosengarten. Immer noch schön – auch wenn die Sonne nicht scheint.

Auf ungewohnt alpinen Singletrails fahren wir über saftige Wiesen und durch felsige Landschaften. Dabei wechseln sich Superflowpassagen mit verblockten Strecken ab. Speziell ist eine längere Strecke auf mit Betonsteinen ‚gepflasterten‘ schmalen Trails. Meine Frau muss einige Male das schwere Bike über steinige Stufen heben, was bei mir Ansätze von Schadenfreude hervorruft.

Bei der Alm Troier machen wir Verschnaufpause und bewundern zum x-ten Mal die Aussicht auf die massiven Korallenberge zu unseren Füssen. Da kann man sich das ehemalige tropische Meer mit den Lagunen gut vorstellen.

Einige Kilometer weiter kehren wir in der Hütte Piera Longia ein. Ich brauche immer noch einen Erkältungstee und das Wetter passt gut dazu. An so einem Tag halten sie die Wanderer in Grenzen und der nächste Lift ist relativ weit entfernt. Schön die Ruhe!

Die Alphütte liegt an einem tollen Ort. Auf der einen Seite Panorama, im Rücken die mächtigen Felswände des Geisler. Hier wird der Tourenname richtig spür- und greifbar. Die Felsformationen in der Nähe erinnern zudem an Moria – Orkalarm! 😉

Zwischen Murmeltieren hindurch fahren wir einen steilen Karrweg runter in Richtung Col Raiser. Wir vermeiden die Wandermassen an der Bergstation und zweigen direkt zur Regensburger Hütte ab. Der Nebel kriecht die Talflanken hoch und so ruft uns erneut Speis und Trank in die Hütte.

Der Rest der Tour verläuft auf bekannten Wegen. In der Gegenrichtung fahren wir ein kurzes Stück rauf zur Juac Hütte und erst steiler, danach gemütlicher, auf dem Höhen- und Kreuzweg bis ins Langental. Unterhalb der Ruine Wolkenstein haben wir ein grosses Flowgrinsen im Gesicht!

Die Verarbeitung der Erlebnisse und Eindrücke dieser tollen Tour machen wir bei Semmelknödel, Bier und lokaler Volksmusik in der Ciampac – Hütte. Damit haben wir die wichtigsten Touren an den Talflanken von Wolkenstein gefahren und die Checkliste ‚Val Gardena für Anfänger‘ erfüllt. Das nächste Mal bin ich hoffentlich fit für die Stufe 2!

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Statistik: 25.4 km, ca. 124 Höhenmeter, Fahrzeit 1:37 h, Abfahrt ca. 1301 Höhenmeter

Grödner Joch – Sellajoch – Steinerne Stadt !

Sehr schönes Wetter für eine noch schönere Tour. Wir wählen die Tour Nr 4: Sellajoch – Steinerne Stadt. An meinem Ruhetag hat meine Frau bereits einen Teil der Strecke mit dem E-Bike erkundet. Da ich weiterhin schwach auf der Lunge bin, suche ich einen Weg, um den Aufstieg von Wolkenstein (1540m) auf das Sellajoch (2180m) etwas abzukürzen. Da bietet sich die Gondelbahn auf Dantercepies (2298m) natürlich an. Der Spass kostet 15,50 EUR inkl Bike pro Person und Weg.

Die Gondelfahrt lohnt sich. Die Panoramablicke auf die Sellagruppe und die Langkofelgruppe sind fantastisch. Wir verweilen länger auf der Terrasse und geniessen die Aussicht. In der Ferne lockt bereits das Zwischenziel, das Sellajoch. Doch erst geht es auf Schottertrails ziemlich steil runter zum Grödner Joch (2121m).

Auf der Passstrasse fahren wir runter bis oberhalb Plan de Gralba (1789m) und queren danach auf kurzen spassigen Trails auf die Passtrasse zum Sellajoch. Die Auffahrt auf der engen Strasse ist kein Spass. Es bleibt fast kein Platz für Fahrradfahrer und die Kurven sind oft sehr uneinsichtig. Biker müssten im Prinzip nicht auf der Strasse fahren. Die Route verläuft entlang des Talgrundes auf einer Schotterstrasse. Ich bin trotzdem froh, als der Aufstieg vorbei ist und ich endlich meine Frau wieder treffe, die dank e-Bike bereits bei Kaffee und Kuchen sitzt.

Kein Aufenthalt auf einem Joch ohne die Gelegenheit zu nutzen auf die andere Seite zu schauen. Dazu braucht es einige Höhenmeter bis zum Rifugio Valentini (2218m). Von dort hat man eine tolle Aussicht zur (noch) vergletscherten Marmoladagruppe und zum Col Rodela.

Danach kehre ich um und folge dem Trail bzw Schotterweg in Richtung steinerne Stadt. Die drei Türme der Grohmannspitze, der Fünffingerspitze und dem Langkofeleck thronen mächtig über dem Trail und sind kaum auf ein einziges Bild zu bringen. Lustig ist die Stehgondelbahn zur Toni Demetz Hütte in der Langkofelscharte. Die Geschichte der Hütte liest sich im übrigen sehr spannend!

Das nächste Highlight ist die steinerne Stadt, einem Bergsturzgebiet. Die mächtigen Felsen laden zu Kletterexperimenten ein, welche ausgiebig genutzt werden. Die Mischung aus Felsspitzen und kleinen Bäumen ist einzigartig und regt die Fantasie an – eben eine steinerne Stadt.

Ein Aussichtspunkt mit Informationstafel auf 2240m lässt den Blick weit über die Sellagruppe schweifen – ideal für Panoramabilder. Etwas erstaunlich sind die Baurabeiten für einen neuen Skilift. Da wird unzimperlich mit dem Bagger in die Landschaft eingegriffen. Aber wie ich immer wieder sage – ohne Wintersport hätten wir auf diesen Höhen kaum bebikebare Wege.

Der Weg rüber zum nächsten Rifugio ist keine wirklicher Singletrail, sondern eher eine Wanderautobahn. Auf dem Sellajoch parken Hunderte von Autos an allen möglichen und unmöglichen Orten und viele Ausflügler tummeln sich nun auf diesem Wanderweg. Mit etwas Rücksicht kommt man aneinander vorbei, aber einsames Biken ist hier sicher nicht!

Im Rifugio Emilio Comici kehren wir ein und geniessen die warme Sonne. Hier ist ebenfalls die Hölle los. Nebst all den Besuchern drehen noch zwei Hubschrauber ihre Runden, der eine für die Bauarbeiten am Skilift und der andere für eine Rettung eines Kletterers irgendwo in der mächtigen Felswand über uns. So sind wir froh weiterzukommen. Nur wenige Meter weiter in der Abfahrt durch das Sas Sfendu wird es sofort viel ruhiger. Nun gibt es richtige Singeltrails und steile Abschnitte auf einer Skipiste.

Im Wald wechseln sich unfahrbare Grobschottertrails mit flowigen Feinschotterwegen ab und schon bald sind wir wieder oberhalb von Wolkenstein. Eine sehr erlebnis- und abwechslungsreiche Runde mit extrem viel Panoramafaktor und hohem Rifugioanteil! Ausklingen lässt man die Tour bei einem Weissbier auf dem Dorfplatz von Wolkenstein.

Die Touren rund um Wolkenstein und im Val Gardena sind übrigens gut ausgeschildert und Mountainbiker sind auf fast allen Wegen willkommen. Trotzdem kann es an schönen Sommertagen schon sehr eng auf den Wanderwegen werden. Echte Konflikte haben wir aber nirgends erlebt, alles freundlich, alles gut.

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Statistik: 24.2 km, ca. 536 Höhenmeter, Fahrzeit 2:28 h, Abfahrt ca. 1154 Höhenmeter