Die Panoramatour auf die Seiser Alm !

Bikeferien mit meiner Frau bei tollem Wetter in den Dolomiten und ich liege mit einer bösen Erkältung wie ein schlaffer Sack im Bett. Gestern machte meine Frau eine e-Bike Entdeckertour über die steinerne Stadt (Tour 27), währenddessen ich im Hotel einen Ruhetag einlegte. Heute will ich raus! Wegen meinem Gesundheitszustand gibt es diese Woche statt der Sellaronda nur leichteste Touren mit Seilbahnunterstützung. 🙁

Da eignet sich die Panoramatour auf die Seiser Alm (Tour 2) bestens. Für Radfahrer im Val Gardena ein Glücksfall ist die ehemalige Grödner Bahn, welche während des Krieges für Nachschublieferungen in Rekordzeit von Klausen nach Wolkenstein durchs Tal gebaut wurde. Heute dienen weite Teile der ehemaligen Trasse als perfekte Fahrrad- und Wanderstrecke. Auf diesem Weg fahren wir von Wolkenstein runter nach Ortisei / St. Ulrich.

Für 15,70 EUR pro Person inkl Bike transportiert uns die Seilbahn von Ortisei (1220m) zur Seiser Alm bzw die Alpe di Siusi auf 2000m. Das Panorama auf den Mont Sëuc muss man erst geniessen – zusammen mit einigen Hundert Touristen. Auf breiten Wegen geht es anschliessend in weiten Kehren über die eindrückliche Hochebene.

Die Alm ist vom Charakter her tatsächlich eine Alp, wenn auch mit ganz besonderen Grössenordnungen. Während der Landschaftseindruck stimmt, ist der Auto- und Busverkehr etwas befremdlich. Zum Glück sind die Wander- und Bikewege entflechtet und so kommt man sich wenig in die Quere. Singletrails sucht man jedoch vergebens. Die sind auch nicht zwingend nötig – wird der Blick doch permanent durch die mächtigen grauen Felsformationen der Dolomiten abgelenkt. So erstaunt es nicht, dass wir uns immer wieder ins Gras setzen und die Landschaft wirken lassen.

Wir verzichten auf eine Einkehr in den vielen bekannten Hütten (zB Rauchhütte oder Saltria) und fahren auf Schotterwegen näher an Platt- und Langkofel heran. Mir geht es wirklich schlecht und die Lunge will so gar nicht mitmachen. So haue ich den kleinsten Gang rein und versuche so schonend wie möglich über die Anstiege zu kommen, während meine Frau mit dem e-Bike ausgedehnte Wartephasen einlegen muss.

Beim Berghaus Zallinger ist der Höhepunkt der Tour erreicht und auf Schotter geht es runter bis zum Monte Pana oberhalb von St. Christina. Der Schotter in den Dolomiten ist übrigens tückisch. Entweder ist er so grob, dass es doch etwas mehr als nur durchschnittliche Fahrtechnik braucht, oder er ist so fein und tief, dass man höllisch auf das Vorderrad acht geben muss, um es nicht ungewollt zu versenken. Der Höhenweg nach Wolkenstein bietet noch einige Trailpassagen zum Abschluss dieser landschaftlich tollen Tour!

Statistik: 37.7 km, ca. 305 Höhenmeter, Fahrzeit 1:54 h, Abfahrt ca. 1197 Höhenmeter

Der Langental – Juac Loop !

Erster Tag in Wolkenstein in den Dolomiten! Voller Tatendrang habe ich mir im Internet eine Entdeckertour zusammengestellt. Es ist ein Mix aus der Nr 1 ‚Langental sanft‚ der Tour zur Juac Hütte und der Tour Nr 3 ‚Sankt Jakob‚. Wir starten in unserem Hotel (1540m) und fahren über das Dorfzentrum von Wolkenstein zur Talstation der Dantercepies-Bahn.

Bei der Ciampac Hütte beginnt das eigentliche Langental. Auf den ersten Metern werden uns zwei Dinge klar: 1. Wieso waren wir nicht schon früher in den Dolomiten? Die steil aufragenden Klippen aus alten Korallenriffs müssen sich nicht vor ähnlichen Formationen in der USA verstecken! Eindrücklich hoch drei! 2. Die Dolomiten sind ein Wanderland. Da gibt es echte Wanderautobahnen und als Mountainbiker muss man Rücksicht nehmen, obwohl man überall willkommen ist.

Auf dem Karrweg fahren wir leicht steigend immer weiter ins Langental hinein. Staunend halten wir an und verrenken uns die Hälse um die umwerfenden Bergflanken zu erfassen. Hinten öffnet sich ein grüner, weiter und menschenleerer Talkessel mit dem Namen Pra da Ri (1800m). Hier inmitten des Naturparks ist Schluss mit den Mountainbikes und inmitten von Kühen lassen wir die Landschaft auf uns wirken.

Für die Abfahrt nehme ich einen alternativen Waldweg etwas abseits der Wandermassen. Es lohnt sich, wir sehen in der Steinwüste das erste Wild. Am Talausgang halten wir uns rechts und nehmen den Panorama Weg unterhalb der Burg Wolkenstein.

Die Aussicht auf Wolkenstein, die Sellagruppe und die Langkofelgruppe ist einfach nur grandios. Der Wanderweg ist breit  und problemlos fahrbar und so kommen rasch Flowgefühle auf. Der Flow ist im anschliessenden Aufstieg zum Rifugio Juac rasch verflogen – der Aufstieg über die Strasse und einen weiteren steilen Karrweg fordert mich heraus. Eine hartnäckige Erkältung zehrt an meinen Kräften. Meine Frau geniesst auf dem e-Bike den lockeren Aufstieg!

Die Juac Hütte (1905m) liegt auf einer flachen Wiese mit perfekter Aussicht nach Süden und Norden zur Sedeca und Geisler Gruppe. Es ist angenehm warm und wir bestellen etwas zu trinken, meine Frau nimmt als Nachschlag noch Semmelknödel während ich mich auf die Liegewiese lege um etwas zu schlafen. Ein kurzer Flowtrail führt runter ins Tal zu einem kleinen See und danach auf steiler und steilster Schotterstrasse in Richtung Sankt Christina.

Oberhalb der Talstation der Col Raiser Bahn halten wir rechts und fahren über eine kleine Asphaltstrasse durch den Weiler Plesdinaz entlang des Val Gardena. Mehrmals halten wir an und betrachten staunend das Panorama. An den Anblick des majestätischen Langkofels muss man sich erst mal gewöhnen. Wir folgen der Bikeroute Nr 3 und biegen in einen tollen flowigen Singletrail ein, der mit wenig Höhenverlust bis zur Sankt Jakobskirche (1560m) führt.

Die Szene ist einfach nur zum Niederknien schön. Die imposante Kirche thront hoch über dem Tal und ich nehme mir die Zeit den Friedhof zu besuchen. Was für ein Privileg hier begraben zu sein, denk ich mir. Eine Tafel bestätigt den ersten Eindruck: Älteste Kirche des Tales (ab 1283) auf der wichtigen Route Eissacktal – Venedig.

Die Abfahrt runter ins Tal nach Sankt Ulrich (1220m) ist ein grosser Spass, wenn auch einige Meter im Mittelteil vielleicht zum Absteigen zwingen. Der Rückweg auf der Grödner Talroute ist nur noch ein Ausklingen dieser tollen Einstiegstour. Der Entscheid hier eine Woche Bikeferien zu machen war richtig – es kann so weitergehen!

[map gpx=“/uploaded_files/2016-07-17_Langental_Juac.gpx“ style=“width:100%; height:400px; border:1px dotted gray;“ download=“yes“]

Statistik: 31.7 km, ca. 1165 Höhenmeter, Fahrzeit 3:14 h

Mountainbiken in der Lenzerheide !

Ich war ja schon mehrmals in der Lenzerheide und habe festgestellt, dass es hier im Blog noch keine Übersichtsseite zum ‚Bikespot Lenzerheide‘ gibt. Das hole ich nun gerne nach. Um es auf einen Punkt zu bringen: Mit der Lenzerheide kann man nichts falsch machen. Sie bietet die ganze Palette und Spielarten von Mountainbiken an, die Trails sind top und die Infrastruktur hervorragend. Hervorzuheben sind die vielen Bikehotels und die ‚Gratisnutzung‘ aller Bergbahnen ab einer Übernachtung. Die Webseite der Lenzerheide bietet alle gewünschten Infos inklusive GPS Track Downloads.

In diesem Sinne: RIDE, SLEEP, RIDE.

Bikeferien 2016

Bikewochenende 2011

Bikeferien 2007

Bikehotels

 

Die Bikehotels in der Lenzerheide !

Der Titel dieses Beitrags verspricht etwas viel, aber ich will nur kurz meine ganz subjektive Meinung zu den bisher besuchten Bikehotels in der Lenzerheide abgeben. Betreffend Preis/Leistung fliegen alle auf hohem Schweizer (Preis-) Niveau und ein Vergleich mit den Nachbarstaaten wollen wir gar nicht wagen.

Während einem Mountainbike Weltcup kurzfristig ein Hotel zu buchen ist fast unmöglich. Trotzdem fanden wir noch ein 3-Bett Zimmer im Hotel Stätzerhorn in Parpan. Die Lage ist soweit in Ordnung – man ist per Bike in 30′ in der Lenzerheide. Ansonsten gibt es nicht viel zu sagen: Einfache, ältere Zimmer; gute bürgerliche Küche; freundliche Bedienung; familienfreundlich; Mountainbiker willkommen und abschliessbarer Raum vorhanden, aber kein eigentliches Bikehotel.

Das Hotel Collina im Dorfzentrum der Lenzerheide ist dagegen ein Klassiker unter den lokalen Bikehotels. Die Zimmer sind einfach, aber in Ordnung. Für Mountainbiker gibt es das volle Servicepaket und die Wirtefamilie hilft gerne bei irgendwelchen bikespezifischen Wünschen weiter. Das Essen ist sehr gut. Toller Wäscheservice und ein extrem netter Zimmerservice! Einzig die Sauna fällt etwas ab. Fazit: Perfekt für Mountainbiker, sofern man es sich leisten kann. Preis / Leistung ist für mich gut.

Im 2011 haben wir im Berghotel Tgantieni übernachtet. Das Hotel liegt einsam auf halber Höhe zum Piz Scalottas auf 1790m und ist per Auto erreichbar. Vorteile: Das Hotel liegt direkt an den Trails, tolle Aussicht auf die Lenzerheide und man hat seine Ruhe. Nachteile: ‚Ausgang‘ ist etwas schwierig und man sollte am besten Halbpension buchen (was aber beim guten Essen kein Problem ist). Das Hotel wird übrigens vom ehemaligen Skirennfahrer Beltrametti geführt, dürfte dem einen oder anderen noch ein Begriff sein. Aus meiner Sicht ebenfalls eine Empfehlung – je nachdem was man sucht.

Aus dem Jahr 2007 noch ein Beitrag zum Hotel Dieschen.

Die via Spluga – Viamala Wanderung !

Wir haben Bikeferien, sind auf der Lenzerheide, schauen am Morgen aus dem Fenster und ahnten es schon gestern – Der Piz Scalottas ist in Schnee gehüllt und es ist ..schkalt! Das wird heute gar nix mit Mountainbiken. Irgendwie habe ich etwas Pech mit den Sommerferien. Sei’s drum, beim Frühstück hecken wir den Plan B aus, nach Thusis und danach über die Via Spluga in die Viamala Schlucht und retour. Beim Parkplatz in Thusis empfängt uns im Gebiet Übernolla eine Brandruine. Hier standen gestern zwei Gebäude lichterloh in Flammen. Eindrücklich! In diesem Kontext steht ebenfalls die Geschichte von Thusis, das 1845 fast vollständig niederbrannte und danach auf dem Reissbrett neu aufgebaut wurde. Interessant!

Ich wollte schon immer mal die Viamala zu Fuss besuchen. Heute fährt man mit dem Auto im Tunnel durch und sieht kaum etwas von jenem geschichtsträchtigen Ort, der während Jahrhunderten DIE Schlüsselstelle im alpenquerenden Süd-Nord Handel war. Der Einstieg in die Wanderung ist heftig. Nach der Überquerung des Hinterrheins steigen wir in mehr oder weniger direkter Linie zum Felssporn mit der Burg Hohen Rätien auf. Mein Sohn legt dabei ein knackiges Tempo vor. 😉

Etwas unterhalb des Gipfels mündet der Wanderweg in die historische Route, die hoch über dem Fluss die Schlucht umgeht. Für die Besichtigung der Burganlage ist nach dem Selbstzahler Prinzip ein Obolus von 5 CHF zu entrichten. Etwas teuer und unüblich, denk ich mir. Die Burganlage ist aber erstens in Privatbesitz und zweitens sehr schön hergerichtet.

Der Panoramablick vom Bergfried ins Domleschg ist super und in der anderen Richtung sehen wir den weiteren Wegverlauf links und rechts des Rheins. Wer schwindelfrei ist, kann sich an den Abgrund wagen und einen Blick runter auf Thusis riskieren. Fühlt sich basejumpmässig an!

Es folgt ein toller Wanderweg, immer hart dem Abgrund entlang, auf der sogenannten Via Spluga, der uralten Verbindung zwischen Thusis und Chiavenna. Höhepunkt dieses Abschnittes ist sicher der Traversiner Steg, welcher mit 56m Spannweite das gleichnamige Tobel überquert. Das Bikeverbotsschild ist übrigens insofern überflüssig, als der Weg definitiv nicht zum Befahren geeignet ist.

Immer tiefer geht es in die Schlucht rein, bis uns der Wanderweg am Besucher-‚Bunker‘ der Viamala Schlucht ausspuckt. Der Eintritt kostet 6 CHF und wir freuen uns erst einmal auf ein Kaffee auf der architektonisch eher speziellen Terrasse. Danach geht es viele Treppen runter in die Schlucht.

Die Schlucht selber ist nun nicht die Schlucht der Schlüchte, aber durchaus sehenswert, speziell weil sie sehr gut beschildert ist und viele interessante Dinge beschrieben werden. So tobte hier früher der Rhein bei Hochwasser fast auf Strassenhöhe durch die Schlucht – heute unvorstellbar!

Nicht verpassen sollte man einen kleinen Abstecher zu den historischen Brücken von 1739 und 1935. Die Verkehrswege stehen in der Viamala definitiv im Zentrum und an einer Felswand sind noch die Spuren einer mittelalterlichen oder eventuell noch älteren Galerie erkennbar. Die A13 umfährt die Stelle heute 300m weiter innen im Berg.

Der Rückweg erwandern wir auf der linken Talseite durch das verlorene Loch zurück nach Thusis. In der Alten Post von Rongellen kehren wir erst ein. Sehr freundliche Bedienung und sehr historisches Setting, sag ich da – empfehlenswert!

Zwischen Rongellen und Thusis führt der Weg auf der alten Kommerzialstrasse durch das sogenannte verlorene Loch. Die Stimmung auf der Strasse ist einzigartig. Eine relativ moderne Strasse wird hier dem Verfall preisgegeben. Eindrücklich zu sehen was passiert, wenn es keinen Unterhalt mehr gibt und wie gewalttätig die Natur in den Bergen ist.

Fazit: Eine tolle Wanderung durch die Viamala mit einem Highlight nach dem anderen. Auf den verlinkten Webseiten findet sich sehr viel Informationsmaterial, wie wir es uns aus Graubünden gewohnt sind. So füge ich hier nur noch die Statistiken der beiden Routen aus dem Viamala Wanderprospekt bei.

Hinweg: Route A / Thusis – Veia Traversina – Besucherzentrum, 7km, +640 / – 470hm, 3h10′
Rückweg: Route B / Besucherzentrum – Verlorenes Loch – Thusis, 5km, -500 / +330m, 2h20′