Der Farnern – Wangen an der Aare Schneeloop !

Die Bise geht immer noch und ich hab keine Lust. Trotzdem raffe ich mich auf und steige in die Bikekleider. Der Plan heute: Im Windschutz des Waldes dem Jurasüdfuss entlang nach Wangen an der Aare zu fahren. Im Rüttenenwald im famosen Chalchgrabe ist die Unlust verflogen und ich passe meine Route nach dem Motto ‚im Zweifel bergauf‘ an. So fahre ich alles im Wald, bis es auf der Höhe Niederwil keine Alternative mehr gibt.

Also rauf nach Günsberg! Die Jurahöhen sind schön mit Schnee gezuckert. Wo ich normalerweise auf dem Reckenachertrail runterkomme geht es nun auf dem Waldweg nach oben. Bei 700 m überrascht mich der Schnee. Die ersten Meter sind noch gut fahrbar. Danach wird es im getauten Schnee echt kräftezehrend und spätestens auf dem offenen Feld des Reckenachers ist teilweise Schneeschieben angesagt.

Was bleibt ist die tolle Aussicht auf dem Reckenacher. Ich bin ausgepumpt und setze mich bei der Feuerstelle für ein Pause hin. Was gibt es schöneres als im Schnee mit Blick auf das Mitteland aus der Thermoskanne heissen Tee zu schlürfen und eine Packung gedörrte Äpfel zu essen. 😉

Weiter geht es nach Farnern. Ich staune immer wieder über die Lage dieses Dorfes auf 799m – einfach toll! Die Kälte schleicht sich in die Kleider und ich habe genug. Die rasante Abfahrt runter nach Wiedlisbach hat natürlich nicht wirklich aufgewärmt. Dafür war ich schnell an der Aare.

Der Rest der Tour ist rasch erzählt. In Wangen an der Aare über die Holzbrücke und entlang der Aare zurück nach Solothurn. So wurde aus der unmotivierten Samstagstour doch noch ein echtes Erlebnis!

Statistik: 33.7 km, ca. 627 Höhenmeter, Fahrzeit 2:32 h

Die Herzfrequenztour nach Neuchâtel !

Nebelgrau, Temperaturen unter 10°C und eine Mörderbise. Da gibt es nur eine Fahrrichtung – gegen Westen. Ich fasse einen kühnen Plan – mit heftigem Rückenwind alles auf der Mittelland-Veloroute von Solothurn bis nach Neuchâtel und dann mit dem Zug zurück. 😉 Das werden gegen 70km sein, also die Kräfte etwas einteilen und mal schauen ob ich unterwegs in Coronazeiten nicht erfriere. Los entlang der Aare, vorbei an den Winterstörchen in Altreu, die je länger je mehr keine Lust mehr haben in den Süden zu ziehen. Wer dagegen Lust hat, kann den Störchen per Webcam direkt ins Schlafzimmer schauen.

Die Veloroute ist wirklich sehr schön angelegt und fast immer vom Verkehr entkoppelt, mit kleinen Ausnahmen in Erlach und vor Neuenburg. Bei Büren führt eine kleine Brücke elegant über den alten Arm der Aare, dem Häftli. Alles dem Aarekanal entlang fahre ich bis zum Wehr in Port, welches zur Zeit saniert wird. Wie geplant treibt die Bise den Radler mit einer Leichtigkeit gegen Westen und oft kratzt die Geschwindigkeit an der 30 km/h Grenze. Was für eine Freude!

Bei Schwadernau gab es einen kurzen Stopp wegen einem lustigen Schild. Leider sind zur Zeit das Restaurant wie auch der Nordpol unerreichbar weit weg. Obwohl ich nach irgendwelchen Take-Away Gelegenheiten Ausschau halte, verpflege ich mich am Ende aus dem Rucksack. Hier werden übrigens Versuche mit Reisanbau betrieben. Wenn das Feld ’nass und grün‘ ist, dürfte der Anblick etwas interessanter sein.

Ab Ipsach ist die Radroute entlang des Bielersees Neuland für mich, mindestens in dieser Richtung. Beim kurzen Aufstieg nach Lattrigen warten die einzigen nennenswerten Höhenmeter der ganzen Tour. Hier hat man einen schönen Blick über den Bielersee, zur Kirche von Ligerz und weiter zur St. Petersinsel. Na Ja, wenigsten vor meinem geistigen Auge, in der Realität ist alles ziemlich grau. Nächster Stopp ist das relativ neue Kraftwerk bei Hagneck. Eindrücklich was hier gebaut wurde, die Technik, aber besonders die ökologische Aufwertung der Aaremündung.

Es rollt gut, zum Glück, weil der gerade Abschnitt entlang der Kantonsstrasse ab Lüscherz würde mir sonst wohl auf die Psyche gehen. 😉 Weiter dem Seeende entlang rüber nach Erlach und entlang des Jolimont bis zum Gefängnis oder formeller, der Justizvollzugsanstalt St. Johannsen. Durchs Grissenmoos fahre ich entlang des Zihlkanals zum Neuenburgersee.

Den strategischen Übergang über die Kantons- und Sprachgrenze bzw der alten und neuen Zihl bewacht das gleichnamige Schloss. Die Tore sind zu, das Schloss ist leider in Privatbesitz. Ich bleibe noch kurze Zeit auf der deutschsprachigen Seite des Röstigrabens, bis es bei der Eisenbahnbrücke keine Alternative mehr gibt. Am anderen Ufer der Thielle angekommen, geht es durch die Quartiere von Marin zum Lac de Neuchâtel.

Vielleicht liegt es am welschen Flair, in jedem Fall grüsst die Sonne am See und lässt erste Frühlingsgefühle aufkommen. Ich esse auf einem Bänkli der Uferpromenade den mitgebrachten Snack und fahre dann zum Bahnhof hoch und mit dem Intercity zurück nach Solothurn.

Fazit: Das war echt eine gute Idee und selbst die Kälte war kein Problem. Bei guten Bedingungen und guter Bise wäre vielleicht gar Yverdon erreichbar.

Herzfrequenz Tech Talk

Jetzt noch zum zweiten Thema des Beitrages. Die Zeiten wo ich mich um Herzfrequenzen und Trainingspläne kümmerte sind schon Jahrzehnte vorbei. Seit Weihnachten bin ich jedoch Besitzer einer Garmin Solar Smartwatch und diese zeichnet Tag wie Nacht die Herzfrequenz auf. Bekannterweise sollte man im Winter ja Grundlagenausdauer fahren, also lange Touren in den mittleren Herzfrequenzbereichen.

Wie man oben von einer meiner Feierabendtouren sieht, fahre ich viel zu oft im roten Bereich. Obwohl ich nicht denke, dass meine anaerobe Schwelle bei 156 bpm ist, sonst könnte ich unmöglich so lange im Bereich 5 fahren. Die heutige Tour war also ideal für einen Test. Nachdem ich mich durch die Menüs meiner Uhr gekämpft hatte, konnte ich sie per ANT+ Protokoll an mein GPS koppeln, das nun die Herzfrequenz oben rechts anzeigt. Die Uhr kann zwar auch per Vibration anzeigen, wenn man den besten Herzfrequenzbereich verlässt, aber das nervt und frisst Batterie.

Ein weiterer Vorteil der Kopplung ist, dass man die Herzfrequenzdaten im .gpx Track hat. Natürlich kann man die Daten auch in jeder möglicher Form im Garmin Connect Portal aufarbeiten lassen, ich habe aber gerne die Daten (GPS Track, Temperatur, Geschwindigkeit, Herzfrequenz, Höhe) in einem einzigen Track. So fuhr ich also die Tour und stellte sicher, dass die Herzfrequenz unter der Schwelle von 156 Schlägen blieb.

Wie man sieht hat das dank Rückenwind und flacher Strecke toll funktioniert. Positiver Nebeneffekt: In Neuenburg hatte ich trotz 70km in den Beinen das Gefühl durchaus noch Kilometer anhängen zu können. Ich werde künftig also wieder etwas auf die Herzfrequenz achten und weiss schon jetzt, dass auf dem Mountainbike beim ersten richtigen Anstieg die Anzeige wieder tiefrot sein wird. 🙂

Statistik: 68.5 km, ca. 212 Höhenmeter, Fahrzeit 3:00 h

PS: Habe noch etwas die Werte gegoogelt. HFmax Faustformel bei meinem Alter wäre 168. Wenn ich die Aufzeichnungen der letzten Monate anschaue, ist das wohl in der Nähe der Realität. Ich tippe auf ca 5 – 7 Schläge mehr. Dann wäre die anaerobe Schwelle aber ziemlich korrekt mit 156 bpm. 

Zur Römervilla in Grenchen !

Ich bin spät unterwegs und trotzdem zeigt der Thermometer noch 15°C. Nach den Kelten geht es 2000 Jahre in der Zeit nach vorne zu den Römern, genauer gesagt zum Römerbrunnen in Grenchen. Auf der Anfahrt muss ich kurz beim schmucken alten Feuerwehrlokal von Bettlach einen Fotohalt für mein Ti29-40 Hardtail einlegen. Weiter geht die Fahrt bis westlich von Grenchen, an der Kantonsgrenze zu Bern, zum Breitholz, einem kleinen Hügel.

Wer auch immer den römischen Gutshof hier baute, hat sicher die Aussicht auf die Aare und das Alpenpanorama genossen. Ich hoffe die Ebene war nicht zu sumpfig. Heute sichtbar ist ein Brunnenschacht, dessen oberflächlichen Mauern sicher jüngeren Datums sind. Vor Ort ‚überrasche‘ ich einen Geocacher beim Loggen eines Caches. Wir haben ein interessantes Gespräch zum Thema Geocaching.

Lange kann ich nicht verweilen, da die Sonne rasch hinter dem Horizont verschwindet. Noch rechtzeitig mit der Dämmerung komme ich zu Hause an. Eine schöne Feierabendtour, leicht über den 10km Radius hinaus – historische Bildung inklusive.

Statistik: 30 km, ca. 226 Höhenmeter, Fahrzeit 1:25 h

Die lange Herzroute 99 Tour !

Ein wolkenloser Samstag und ich habe gute Vorsätze bezüglich Mountainbiken. So setze ich mir die Emmentaler Schaukäserei zum Ziel, wissend, dass das eine lange Tour werden würde. Ich starte frühzeitig und fahre auf der Route 802 nach Herzogenbuchsee und weiter bis Thörigen Oberdorf (497m). Anstelle der Strasse nehme ich den steilen, kaum fahrbaren Weg durch den Wald nach Duppenthal und rauf nach Linden (661m).

Ab hier folge ich den Wegweisern der Route 99, der bekannten Herzroute. Erstaunlicherweise bin ich ziemlich alleine unterwegs. Bei solchem Wetter ist die Herzroute mit den Panoramablicken zum Jura einfach fantastisch. Die Route folgt den kurvigen Höhenlinien des Emmentals und steigt relativ angenehm auf 800m an. Ich nehme es gemütlich, die Strecke zieht sich. Beim Punkt 807 gibt es oberhalb von Ferrenberg eine Riegelpause auf einem sonnigen Bänkli.

Im Blick ein markanter Hügel, der Friesenberghubel mit seiner Burgstelle. Wikipedia gibt nicht viel her, ausser, dass die Burg einen Höhenweg sicherte. Heute könnte sie mit e-Bikern ein Vermögen machen. 😉 Oft führt eine Internetrecherche zu Landmarkern der Region auf die Seite von Dillum. Ich bin immer wieder fasziniert und teilweise schockiert, welche Theorien da in die Welt gesetzt werden – also aufgepasst, trotzdem amüsant. Einige Meter weiter kehre ich im Hofladen Friesenberg ein und kaufe eine frische Züpfe – die Bezahlung mit Twint ist ja mittlerweile Hofladenstandard.

Mittags esse ich auf der (geschlossenen) Terrasse der Schaukäserei. Im Käseladen und der Bäckerei gibt es alles zu kaufen was es braucht und die sonnigen Bänke laden zum Verweilen ein. Trotz vieler Besucher ist alles sehr diszipliniert und die Abstände werden sehr gut eingehalten. Weiter auf der Herzroute! Der letzte Abschnitt runter nach Lützelflüh (591m) ist geprägt vom einzigartigen Panorama in die Berner Alpen.

Nun muss ich nur noch der Emme entlang zurück nach Solothurn. Die Strecke ist bekannt und ich bilde im Kopf häppchenweise virtuelle Etappen. Bis Burgdorf hänge ich mich einem e-Biker an, der wunderbar das Tempo vorgibt. Am Nachmittag ist nun so richtig was los auf den Pfaden entlang der Emme, auf der grossen Wiese in Burgdorf und auf den Kiesbänken im Fluss. Jeder der kann verbringt den Tag im Freien.

Die letzten Kilometer werden trotzdem zu einer Durchhalteübung. Ich bin es mir nicht gewohnt im Februar bei kalten Temperaturen 80km abzufahren. Die Oberschenkel melden sich schon seit längerem. Ich lenke mich mit dem Besichtigen der umfangreichen Renaturierungsmassnahmen im Unterlauf der Emme ab. Von Kirchberg bis zum Emmenspitz hat sich der Charakter des Flusses völlig verändert und ich bin gespannt wie es hier in 10 Jahren aussieht. Die Natur wird es sicher danken und hoffentlich nützt es auch gegen ein mögliches Jahrhunderthochwasser.

Statistik: 79.6 km, ca. 865 Höhenmeter, Fahrzeit 4:38 h

Zu den Keltengräbern nach Subigen !

Die heftigen Minusgrade sind vorbei und damit habe ich wieder Lust auf eine Feierabendrunde. Nur, wohin? Grosse Sprünge liegen im Februar nicht drin. Also etwas im 10km Umkreis. Zur Zeit lese ich das Geo Epoche zum Thema Germanen – da fällt das Stichwort Hügelgräber – und damit ist es gedanklich nicht mehr weit zu den keltischen Hügelgräbern in Subigen.

Letzten Sommer hatte ich die Gelegenheit eine archäologische Notgrabung während längerer Zeit aus der Nähe zu verfolgen. Im Gespräch mit dem Archäologen realisierte ich, dass man in der Schweiz quasi überall eine Schaufel in dem Boden stechen kann und mit grosser Wahrscheinlichkeit in kleinem Umkreis auf menschliche Kulturspuren trifft. Faszinierend!

Über die Veloroute 802 fahre ich nach Subigen und im grossen Bogen in den Wald zum Heidenmoos und Erbeeri-Ischlag. Wer Zeit hat, fährt oder wandert den Urzeitweg ab (hier noch ein kritischer Kommentar), welcher die Lebensumstände der Siedler beleuchtet. Eine Station sind die keltischen Hügelgräber im Wald. Ich irre etwas ziellos umher, ohne wirklich ein Hügelgrab von einem verwachsenen Baumstrunk unterscheiden zu können. Trotzdem interessant 2600 Jahre nach der Grablegung hier zu stehen. Das würde ich mir ebenfalls wünschen, dass im Jahr 4600 einmal ein Zukunftssportler vor meinem Grab steht. 😉

Im Abendrot fahre ich zurück um rechtzeitig vor dem Eindunkeln zu Hause zu sein. Spannend – da gibt es im 10km Umkreis sicher noch mehr zu entdecken!

Statistik: 24.8 km, ca. 137 Höhenmeter, Fahrzeit 1:21 h