Um mein Monatsziel zu erreichen, mussten heute bei sehr mittelmässigem Wetter noch 45 km auf den Tacho. Was tun, wohin fahren? Da kam mir die Idee auf der virtuellen Karte einen virtuellen 23 km Kreis zu ziehen und zu schauen, was es auf dieser Kreislinie interessantes zu suchen gibt. Und siehe da, in Richtung Nord-Nordost war das Ziel ausgemacht: Die Kapelle Murhof und das riesige ehemaligen Kloster Sankt Urban. Bisher kannte ich die Anlage nur von Stauumfahrungsrouten – die Dimensionen und die Aussensicht waren und sind jedoch beeindruckend.
Immer der GPS Route entlang geht es auf direktem Weg von Zuhause via Kriegstetten – Horriwil – Hüniken – Etziken – Bolken – Inkwil – Röthenbach – Heimenhausen – Bützberg – Langenthal – Roggwil nach St. Urban. Erstaunlich wie viele Dörfer man auf 20 km durchfahren kann. Nun stehe ich vor der imposanten Klosterkirche. Der Umstand, dass es in der näheren Umgebung praktisch nichts gibt, macht die Anlage nur noch eindrücklicher.
Obwohl die Sonne nicht scheint, strahlen die Gebäude in ihrem Weiss. Mein Mountainbike auf dem obigen Bild lassen die Grössenverhältnisse erahnen. Weit und breit ist kein Mensch und entsprechend surreal ist die Szenerie. Das Kloster wurde 1848 aufgehoben und dient seither als Psychiatrische Klinik. Nach dem Neubau der Klinikgebäude steht nun ein Teil des Klosters für kulturelle Anlässe zur Verfügung. Natürlich ist die Anlage knapp auf katholischem Boden – wenige Meter entfernt vom Grenzstein, der die Kantone Bern, Aargau und Luzern trennt.
Die Klosterkirche wurde jüngst renoviert und die dominierenden Farben sind Weiss und Gold. Da bleibt nur ehrfürchtiges Staunen – genau was der Baumeister im 18. Jahrhundert bezwecken wollte.
Wer sich für die Details interessiert, dem sei der Artikel auf Wikipedia empfohlen. Mit gefällt das Dreigestirn aus weissem Stuck, Goldverzierungen und dunklem Holz. Irgendwie ist der Innenraum trotz seiner Opulenz ‚aufgeräumt‘.
Sehenswert sind die Figuren und Schnitzereien des Chorgestühls. Man könnte lange in der Kirche verweilen und immer wieder neue Details entdecken (was wohl früher den Gottesdienst etwas interessanter gestaltete). Lustig fand ich zudem die Uhr an der Decke des Chores.
Auf dem Klosterplatz steht eine für diesen Ort relativ provokative chinesische Metallskulptur mit der Bezeichnung ‚Propheten‘. Da stehen nebst Konfuzius beispielsweise auch Buddha, Jesus und Marx auf dem Podest. Solche Kontraste gefallen mir! Doch genug gestaunt, ich will noch weiter und fahre einige Meter rauf zur winzigen Kapelle Murhof. Auf dem Rückweg fahre ich eine alternative Strecke via Roggwil und kehre dort in einem Café mit integrierter Konditorei ein und geniesse einen wunderbaren Orangenkuchen.
Frisch gestärkt geht es auf fast gleichem Weg wieder die 20 km zurück nach Hause. Dabei zeigt sich noch die tiefe Wintersonne, welche die heutige Tour in das richtige Licht rückt. Wieder einmal hat mich mein Hobby Mountainbiken unerwartet an einen sehr sehenswerten Ort gebracht, den ich sonst vielleicht nie besucht hätte.
Statistik: 51.4 km, ca. 441 Höhenmeter, Fahrzeit 2:29 h
Sehr schön. Dein Anlass waren eigentlich die fehlenden km. Und daraus hat sich eine kulturelle Reise ergeben. Das finde ich super. Mir zeigt es wieder mal, dass nicht nur das Training oder die Stunden oder Kilometer etc. bei unserem Sport zählen. Genau so wichtig sind doch die Erlebnisse daneben. Oder werde ich einfach älter? 🙂
Cooler Bericht, was man da so alles entdeckt, wenn man spontan eine Richtung einschlägt…
sehr schön ! 👍