Der Sentier des Gardes Fail !

Es ist Hochsommer und ein wunderschöner Abend, ideal für eine ausgedehnte Feierabendtour am Arbeitsplatz. Ziel ist erneut die Flanke der Crêt de la Neige. Die Anfahrt führt durch die Rebberge von Satigny, vorbei am alten Zoll von Bourdigny-Dessus und runter nach Thoiry, wo man die unbenutzte Bahnstrecke von Collonges nach Divonne-les-Bains überquert. Das wäre auch eine schöne Voie Verte!

Ich plane heute den Sentier des Gardes zu erkunden, ein Wanderweg, welcher auf der Karte parallel zur Grande Route Forestière verläuft und über 15 Kilometer ein leichtes Gefälle von rund 200 Höhenmeter hat. Auf einer Schweizerkarte der perfekte Trail – in Frankreich?  Doch erst muss ich rauf nach Le Tiocan und auf einer sehr steilen Schotterstrasse weiter zum Punkt 1050.

Der Einstieg ist hart. Ich kämpfe mich durch knöcheltief Matsch grosser Forstmaschinen und muss das Mountainbike immer wieder tragen, obwohl es abwärts geht. Endlich sieht man einen alten Weg. Noch motiviert fahre ich durch den grünen Wald, der Weg war mal breit, nun leider vollständig zugewachsen. Trotzdem lässt sich die Spur erahnen und die Tour wird zum Dschungelritt. Die Natur versucht alles um mich vom Bike zu holen – Bäume und Zweige im Gesicht, Dornen an Armen und Beinen sowie Ranken im Antrieb.

Was anfangs noch lustig ist, wird immer abenteuerlicher und auf der Höhe von Sergy muss ich die Übung aus Sicherheitsgründen abbrechen – hier findet dich bei einem Problem wochenlang keiner. Der Exit ist der direkte Abstieg über 160 Höhenmeter auf die bekannte Forststrasse. Was auf den Bildern harmlos aussieht, wird zu einer echten Herausforderung. Zwischen steilen Felsen, tiefem Laub und umgestürzten Bäumen suche ich einen Weg, der Halt bietet – dabei hilft mir das Mountainbike nicht wirklich. Kaum auf einem steilen Weg, steht noch eine Forstmaschine so blöd im Weg, dass deren Umgehung mich nochmals in den Steilhang zwingt. Ich bin ziemlich froh wieder auf der Strasse zu sein.

Leider gibt es noch mehr negative Geschichten. Einen Kilometer weiter treffe ich auf zwei Langhaardackel (oder was ähnliches) mit auffälligen, neonfarbenen Halsbändern inklusive kleinen Glöckchen?! Ich erinnere mich an den Anschlag bei Tiocan bezüglich zweier entlaufener Hunde. Die beiden sind putzmunter, begrüssen mich und trotten mir nach. Ich fahre langsam weiter, während die beiden mir auf ihren kleinen Beinen nachlaufen. Eine Stunde später ist meine Geduld zu Ende, es wird langsam dunkel und ich bin kaum vorwärts gekommen und bis Chez Buffet ist es noch richtig weit. Als sich die beiden Hunde wieder mal in die Büsche schlagen, habe ich die Schnauze voll und fahre zurück ins Tal. Wieder mit Natelempfang rufe ich die Telefonnummer auf dem Halsband an – es handelt sich um einen französischen Hundefinderservice, der zuerst mal einige Euro pro Minute für den Anruf will. Sorry Hundies, da  ist mein Mitgefühl zu Ende und ich hoffe die beiden kommen auch sonst irgendwie nach Hause oder mindestens in belebteres Gebiet, im Ausreissen scheinen sie jedenfalls Erfahrung zu haben.

…und so endet meine wenig erfolgreiche Feierabendrunde!

Statistik: 38 km, ca. 830 Höhenmeter, Fahrzeit 2:58 h

Die Trütlisbergpass – Tour !

Achtung: Bilderflut – leider war die Selektion der Bilder bei dieser grandiosen Tour wieder mal schwierig und so gibt es hier eine Bilder-Overload-Warnung!

Zwei Wochen vor dieser Tour war ich auf einer Wanderung auf dem Sparemoos. Blickt man dort in Richtung Süden sieht man direkt auf den markanten Giferspitz und die umliegende grüne Landschaft – in Gedanken gehe ich die Mountainbike-Checkliste durch und bei der Recherche zu Hause stosse ich rasch auf den Trütlisberg. Swiss Meteo meldet schönes Bergwetter und so lege ich spontan einen Freitag am Freitag ein.

In der Region gibt es einige Touren, zB die offizielle Trütlisbergbike 891 ab Gstaad oder die Ride Trütlisbergpasstour ab der Lenk. Ich wähle letztere, die Weicheivariante, und starte bei der Talstation (1078m) der Betelberg Bahn. In einer durchaus witzigen Erlebnisgondel überwinde ich knapp 900 Höhenmeter bis zum Betelberg (1946m). Ich bin bewusst früh unterwegs und so reicht es für ein Frühkaffee im Bergrestaurant.

Hinter der Hütte führt eine einfach zu befahrene Wanderautobahn entlang des Leiterli in Richtung Stübleni. Ich kenne die Region nur vom Skifahren im Winter und staune über die schöne Region. Das Gras leuchtet frischgrün vor dem blauen Himmel und ich bin erstaunlicherweise alleine unterwegs. Der Frühling ist noch nicht lange eingezogen und entsprechend viele Bergblumen blühen am Wegesrand. Ein Fotohalt folgt dem anderen.

Der südliche Weg ums Stübleni scheint mir fahrbarer als die Direttissima. Soll ich einen Abstecher in Richtung Stüblenipass und Stigellegi / Tungelpass an den Fuss des Wildhornmassivs machen? Auf der Karte ist der Weg verlockend, in der Realität liegen noch einige kleine Schneefelder und so lasse ich den Ausflug sein. Bis zum Stübleni rauf muss das Mountainbike kurz geschoben werden.

Vor mir liegt nun eine geologische Besonderheit, die Gryden. Die ganze Gegend ist Kraterlandschaft aus Gipsdolien. Entfernt erinnert mich die Szenerie an Eindrücke aus dem Yelllowstone. Natürlich brodelt hier nichts in der Erde und die zahlreichen weissen Löcher sind maximal mit kühlem Altschnee gefüllt. Der spektakuläre Wanderweg führt auf dem Grat mitten durch die Krater und wer Mut und keine Angst vor tiefen Löchern hat, kann den einen oder anderen Abschnitt vielleicht fahren. Schieben ist trotzdem empfehlenswerter!

Auf dem Weg finden sich einige Stelen mit zusätzlichen Informationen zu diesem Naturschauspiel. Bei der Schutzhütte (2048m), ein lustiges Minichalet auf dem Berg, halte ich erneut inne und geniesse das grandiose Panorama. Ein Singletrail führt hinüber zum Trütlisbergpass, der Lauenen – Gstaad mit der Lenk verbindet.

Weiter entlang der steilen Flanke der Tube und nochmals kurz das Bike geschoben, bevor man zum Türli (1986) abfährt, ebenfalls ein kleiner Pass. Die Flurbezeichnungen sind dabei etwas wirr, unterhalb des Passes ist nun der Trütlisberg, welcher eher ein Talkessel, den ein Berg ist.

Die Szenerie ist umwerfend. Vor mir liegt das wunderbar grüne und relativ unberührte Turbachtal, links Louwenehore und Giferspitz, rechts der langgezogene Rücken des Wistätthore. Ich setzte mich mal hin und geniesse – die Blumenpracht, die Ruhe, das Panorama! Ein Singletrail führt nun rechts auf halber Flankenhöhe dem ganzen Tal entlang. Ich bin gespannt.

Auf der Singletrailmap ist der Weg schwarz eingezeichnet und ich kann das angesichts des braunen Bandes im sanften Wiesenhang nicht richtig glauben. Zu Beginn müssen einige Höhenmeter zum Oberen Trütlisberg überwunden werden. Ich liefere mir ein kleines Rennen mit dem Landwirt, der auf einem sehr langsamen Gefährt ebenfalls zur Alp aufsteigt – und gewinne! 😉

Die ersten Kilometer machen einen perfekten Eindruck. Kein Wunder, treffe ich doch später auf der Höhe des Rüwlishore auf den Arbeiter, der seit einigen Tagen mit dem Wegunterhalt beschäftigt ist. Was soll ich da sagen – einfach nur TOP! Ich danke ihm recht herzlich für den toll hergerichteten Weg und als dieser später wie mit dem Massstab gemäht scheint, muss ich etwas über die Schweizer Perfektion schmunzeln.

Im folgenden Abschnitt wird der Singletrail etwas schmaler und manchmal etwas ruppiger. Es hat zudem einige ausgesetzte Stellen, die eine gewisse Fahrsicherheit voraussetzen und wohl die schwarze Beurteilung motiviert haben. Der Weg endet bei der Zwitzeregg, ein interessanter Namen für diese Region. Hier öffnet sich nun der Blick gegen Norden in Richtung Gastlosen.

Die schönen Landschaften liefern sich auf der heutigen Tour einen Wettkampf. Auf dem Rüwlispass (1718m) steht man inmitten einer voralpinen Sumpf- und Moorlandschaft, inklusive der prachtvollen Flora. Eine kurze Abfahrt und nach dem Hof Altläger geht es in den nächsten Trail, der sich abwechslungsreich durch den Wald schlängelt.

Der Wanderweg endet auf einer gemähten Alpwiese, dem obere Chatzestalde (1617m). Zeit für eine Zwischenverpflegung. Wie auf einem Balkon sitzt man hoch über Matten und hat vor sich das Panorama der Spillgerte und des Albristhore ausgebreitet. Episch…

Die Tour durchquert das Dürrebachtobel und hat dann nur noch eines im Sinn – auf steilen und steilsten Wegen möglichst rasch runter ins Simmental und zurück in die Lenk. Mit etwas Fahrtechnik und einem absenkbaren Sattel sind die Abschnitte mehrheitlich fahrbar. Dabei sollte man immer wieder kurz aufschauen um das Panorama des majestätischen Wildstrubels nicht zu verpassen.

Fazit: Ich glaube jeder Kommentar erübrigt sich und man spürt die Begeisterung über diese fast 100% Singletrailtour. Wer Lust hat auf mehr, kauft sich eine Tageskarte bei der Betelbergbahn (35 CHF, Einzelfahrt 22 CHF, Bike Tageskarte 5 CHF) und hängt noch eine Abfahrt durchs Wallbachtal an oder fährt mit Muskelkraft via Pöschenried den Berg hoch oder testet den Flowtrail durch den Summerwald. ich kehre sicher nochmals zurück!

Statistik: 23.5 km, ca. 527 Höhenmeter, Fahrzeit 3:06 h

Wieso ich Strassenfahrten hasse !

Heute hat Spoony’s Bike Blog seinen 13. Geburtstag und zur Feier der Tages darf wieder mal ein verstaubter Beitragsentwurf ans Tageslicht. Letztes Jahr fuhr ich bei der Val Viola Tour vier Kilometer auf der breiten Passtrasse. Während dieser Fahrt wurde mir einmal mehr klar, wie sehr ich solche Strassenfahrten hasse.

Was ist positiv? Die Steigung ist meistens moderat und am Wegesrand gibt es allerhand zu beobachten. Interessant welcher Abfall sich so entlang einer Passtrasse ansammelt. Besonders tückisch die Schrauben, Bremsbeläge, Nägel, Metallstücke und weiterer Schrott, der es auf die Reifen des Radfahrers abgesehen hat.

Was ist negativ?

  1. Die Hitze: Auf einer breiten Asphaltstrasse ist sie einfach unerträglich. Die Sonne brennt von oben, der Asphalt glüht von unten und die Wärmereflektion der Betonstützmauer gibt mir den Rest.
  2. Die Distanz: Mein Kopf ist nicht für diese Art von Radfahren gemacht. Psychologisch sind für mich Aufstiege auf breiten, stark befahrenen Strassen die Hölle. Man trampt und pedalt, aber das Ziel kommt einfach nicht näher. Je gerader und sichtbarer die Strecke, umso schlimmer. Dabei helfen die Distanzschilder alle 100m am Strassenrand nicht wirklich, im Gegenteil.
  3. Die Gefahren: Autos und Lastwagen rasen mit 80 km/h mit gefühlten 10cm Abstand am Bergradler vorbei, der seit Kilometern versucht auf dem weissen Streifen der Fahrbahnbegrenzung zu balancieren.
  4. Die Schmerzen: Während ich im Mountainbikegelände kaum Probleme im Anstieg habe, schmerzen auf der Strasse nach wenigen Kilometern allerlei Körperteile. Alles schläft irgendwie ein, die Hände, die Arme, die Schultern ziehen, zwischen den Beinen ist alles taub, der Nacken schmerzt, die Klicks drücken und die Füsse brennen von der Hitze des Asphalts.

Fazit: Ich werde nie Rennradfahrer oder Langdistanz-Tourenradler. Umso grösser mein Respekt vor Jenen, die gerne Abgsasluft auf Passstrassen schnuppern! 😉

Einfach Blaugrün !

Manchmal kann man die Bilder für sich sprechen lassen: Oben Blau und unten frisches, saftiges Grün. Dazu noch Temperaturen von um die 27 °C. So fährt man gerne eine Standardrunde nach Arch – Hin durch die Witi nördlich der Aare und zurück auf dem Radweg südlich der Aare. Immer wieder eine tolle Runde, wenn auch mit einem Singletrailanteil von 0%. 😉

Statistik: 27.7 km, ca. 187 Höhenmeter, Fahrzeit 1:32 h

Der Ironbike Brittnau 2019 !

Auch in diesem Jahr durfte mein Formtest im Frühsommer nicht fehlen, der Ironbike Brittnau!  Da ich am Sonntag eine Einladung hatte, musste ich am Samstag aus dem Bett, wie immer so früh wie möglich. Startgebühr bezahlt, Flasche gefüllt und kurz nach 6 Uhr auf der Strecke. In diesem Jahr geht es in den Norden bis in den Kanton Basel-Land. Das Wetter ist mit knapp unter 20° sehr angenehm und die tief liegenden Sonne signalisiert, dass es heute sicher nicht regnen wird.

Entlang der Wigger geht es zum Autobahnkreuz, vorbei am Haus eines Radioamateurs mit wohl einer der grössten ausfahrbaren Antennen des Landes. Wer das nächste Mal auf der A1 bei der Ausfahrt Rothrist vorbeifährt, möge darauf achten. Bei Aarburg über die Aare nach Höfi und danach gleich ein Früchstückstrail entlang des Borns nach Olten und erneut auf einem schönen Uphilltrail nach Trimbach an den Fuss des Hauensteins.

Auf der alten Hauensteinstrasse geht es im kleinsten Gang direkt auf den Unteren Hauenstein (690m) und ich kämpfe nicht das letzte Mal an diesem Tag. Auf Forststrassen, immer leicht steigend, fahren wir um Läuflingen rum in Richtung Dietisberg. Es folgt die Abfahrt zum Schulhaus Diegten für den verdienten Verpflegungsposten. Wie immer am Ironbike ist man auf der grossen Runde nicht selten alleine unterwegs. Frisch gestärkt und mit bereits 800 Hm in den Beinen geht es weiter in mir relativ unbekannte Juraregionen.

Der eine Hügel löst den anderen ab, vom Ränggen (752m) zum und rund um den Hornenberg, entlang der Flanke des Dielenbergs, runter nach Oberdorf BL (497m). Weiter stotzig rauf zum Hof Wil und über einen knackigen Wiesentrail hinüber nach Liedertswil. Ich liefere mir seit einiger Zeit ein Fernduell mit einem ca 15 Jahren älteren drahtigen Herrn, der wenn es besonders steil ist immer wieder vom Rad geht, sich aber nicht abschütteln lässt. 😉 Beim erneuten Aufstieg auf den Gagsen (895m) muss ich bereits letzte Reserven mobilisieren und auch mal absteigen. Zum Glück brauchen auch andere Fahrer dort oben ein kurze Verschnaufpause und ich einen Notfallriegel.

Es ist nun die Zeit, wo man auf der grossen Runde von den ‚Cracks‘ im Renntempo überholt wird, welche die Runde wohl in einem Drittel meiner Zeit fahren. Eindrücklicher ist aber der einbeinige Biker, der im Schnellzug bergauf an mir vorbeifährt. Da hat man jeweils sehr gemischte Gefühle! Auf der Waldweid (1015m) ist der Höhepunkt erreicht und ich bin froh, dass es beim Hof Hinter-Haubberg geschäftige Damen gibt, welche Getränke verkaufen und ich deshalb ein kühles Cola geniessen kann. Die Kantonsgrenze SO – BL führt mich zum Helfenberg, entlang dessen Flanke wir nach Langenbruck (697m) abfahren.

Es wäre nicht der Ironbike, wenn die Streckenplaner nicht noch ein Dessert in Form der Santelhöchi (797m) eingebaut hätten, weite Tiefblicke über Egerkingen inklusive. Auf Schotter geht es rasant runter nach Härkingen und entlang der Dünnern, wo mein Vorderrad zunehmend schwammig wird. Ja genau, ein Platten hat mir in meinem Zustand noch gefehlt. Der Schlauch ist rasch gewechselt und so stehe ich bald in der Gunzger Allmend beim ersehnten zweiten Verpflegungsposten.

Die Rückfahrt nach Brittnau über hügeliges Gelände ist wie jedes Jahr eine reine Willensleistung. Meine Beine jammern jeweils bei jeder noch so kleinen Steigung und trotzdem spürt man das sich nähernde Ziel. Ich nehme es gemütlich und so habe ich heute einmal mehr auf den letzten Kilometern keine Probleme. Auf dem letzten Abschnitt habe ich noch ein kurzes Gespräch mit dem Streckenchef, den ich wirklich loben möchte – jedes Jahr eine so tolle Strecke zu erkunden ist eine Topleistung, von den Bewilligungen und der Signalisation gar nicht zu sprechen.

Ein Blick auf die Statistik zeigt wieder Unglaubliches – wie jedes Jahr staune ich über meine eigene Leistung! Auf einer ’normalen‘ Tour würde ich mir das nie zutrauen – eines ist klar, der Ironbike ist mindestens statistisch jeweils der Saisonhöhepunkt und ich komme wieder! 😉

Statistik: 98 km, ca. 2552 Höhenmeter, Fahrzeit 7:27 h