Zermatt: Schwarzsee – Hobbit- und Yo-Yo Trail !

Unser neuer Nicht-Guide ist Roman, welcher nicht nur bei der Burgergemeinde arbeitet, sondern die lokalen Trails aus der Hosentasche kennt und mit extrem viel Understatement ein guter Mountainbiker ist.  Die Gondelbahn katapultiert uns Ruck-Zuck wieder hinauf zur Station Schwarzsee auf 2588m. Gleicher Berg – andere Perspektive und diese aus nächster Nähe.

Wir fokussieren lieber auf die Trails, oder erst auf deren Namen – Hobbit und Yo-Yo. Das macht definitiv Lust auf mehr. Auf glattgebügelten Wanderwegautobahnen fahren wir am Schwarzsee vorbei zur Staffelalp. Das Matterhorn ist hier so nahe, dass man es kaum auf ein Foto bringt. Bei Punkt 2392 liegt uns der Hobbit Trail zu Füssen. Er führt durch ein altes Bergsturzgebiet und tatsächlich erinnert die Landschaft entfernt an ähnliche Landschaften aus dem Film.

Die Abfahrt zum Restaurant Stafelalp ist definitiv ein Riesenspass und relativ leicht zu fahren. Um noch einige Actionfotos zu schiessen, legen wir ein Zwischenstopp ein, Zeit für Blumenfotos vor dem Matterhorn im Hintergrund. Etwas ruppiger geht es weiter bis nach Biel und zum Zmutt Stausee, welchen wir überqueren müssen um den nächsten Trail auf der anderen Talseite zu erreichen.

Eindrücklich welche Bauwerke hier die Stromwirtschaft in den Berg gebaut hat. Ein eng ins Tal gebauter Gebäudekomplex markiert die Zentrale der Stauanlage. Noch unglaublicher ist die Tatsache, dass hier das Wasser des Zmuttgletschers gefasst wird, hochgepumpt und in den 25 km entfernten Lac des Dix transportiert wird. Keine Ahnung, wie das Wasser durch das Val d’Arolla kommt.

Nach einem kurzen Anstieg rollen wir locker in Richtung Mittagessen im Postkartenweiler Zmutt. Wir kehren im schon fast kitschigen Restaurant Z’Mutt ein. Ich nehme eine scharfe Spaghetti Diavolo um für die folgende Abfahrt genügend Kalorien zu haben. Um sicher zu gehen, gibt es noch eine Riesenmerinque obendrauf. So gestärkt geht es auf den Yo-Yo Trail – mindestens haben wir die Absicht dazu.

Die Plus-Size Reifen von Ben’s Bike scheinen was dagegen zu haben und wehren sich mit schleichendem Luftverlust gegen die Abfahrt. Da lerne ich die negativen Seiten der grossen Reifen kennen – viel Volumen – viel Pumpen! 😉 Der Trail beginnt gemächlich und ’nomen est omen‘ steigert sich in ein welliges Auf- und Ab entlang der Bergflanke. Einige trickreiche Serpentinen sind ebenfalls noch eingebaut.

Vor der steilen Schlussabfahrt ins Dorf geniessen wir bei Herbrigg nochmals die tolle Aussicht auf Zermatt und das Mattertal. Fazit: Erneut eine wunderbare Abfahrt. Im oberen Teil beeindruckt die Landschaft rund um den Schwarzsee mit Matterhorn und der Nähe zum Berg. Später lassen die beiden Trails das Bikerherz höher schlagen!

Aber nun weiter zum dritten Streich des Tages – dem Unterrothorn – mehr dazu im nächsten Beitrag.

Zermatt: Trailspass ab dem Gornergrat !

Montagmorgen, die Arbeit ruft – mindestens für unseren sympathischen Bikeguide, Beat, der uns vor dem Hotel in Empfang nimmt. Während Chregu noch ein Mietbike bekommt, setze ich auf mein bewährtes 27.5″ Fully mit altmodischen schmalen Reifen. Wir fahren die kurze Strecke zur Talstation (1605m) der Gornergratbahn und ich bin vom grosszügigen Bikeabteil überrascht. Da passen sogar Plusreifen in die Halterungen! Das hätte ich in der Schweizer Touristenbahn Nummer 2 so nicht erwartet. Mindestens die Gornergratbahn ist auf Mountainbiker vorbereitet und mit einem Dreitagespass von Zermatt Bergbahnen muss ich mir ausnahmsweise über Transportkosten wenig Sorgen machen. Zu diesem wunden Punkt im Mountainbike-Gesamtpackage von Zermatt gibt es am Schluss dieser Berichtsreihe noch mehr.

Auf 3089m auf dem Gornergrat angekommen schieben wir die Mountainbikes über die Terrasse durch die asiatischen Touristen. Ich bin nicht zum ersten Mal hier oben und trotzdem ist das Panorama der Gletscherlandschaft und die Viertausender der Monte Rosa Gruppe immer wieder atemberaubend. Das einige Asiaten anstatt die Berge uns Mountainbiker fotografieren ist ’speziell‘ und schmeichelt trotzdem.

Es gibt diverse Abfahrtsvarianten vom Gornergrat runter ins Tal. Wir nehmen heute früh die schwierige, dafür lange Abfahrt via Grünsee und Suneggatrail. Zum Glück war ich in diesem Jahr schon in den Bergen unterwegs, weil ‚kalt‘ auf über 3000m in die Trails einzusteigen ist nicht jedermanns Sache. Der erste Teil entlang der Bahn und weiter zum Gornergratsee führt über sehr schottrigen Untergrund.

Danach biegen wir auf den Singletrail in Richtung Rosenritz ein. Die Passage ist fahrbar, trotzdem müssen wir immer wieder eine Pause einlegen. Das Panorama hoch über Zermatt ist einfach zu schön um konzentriert den Boden vor dem Vorderrad anzustarren. Das Matterhorn, welches sich majestätisch vor dem blauen Himmel abhebt, gibt geniale Fotosujets ab. Magisch schleicht sich das Horu immer wieder auf die Fotos. 😉

Die erste von zwei Felsstufen bei Rosenritz zeigt die Zähne und ist für mich nicht immer fahrbar. Es geht recht technisch zur Sache. Ich bin erstaunt, wie ich wohl dank Gruppendruck relativ gut den Berg runterkomme. Alleine hätte ich einiges mehr geschoben. Umso mehr macht es Freude den Mountaibike-Cracks in unserer Gruppe zuzuschauen, wie sie die alpinen Trails rocken und dazu noch für das Foto stylisch sind.

Während im Breitboden Linienwahl und Schwung bei der Fahrt über die grossen Steinplatten gefragt sind, gibt es einige Meter weiter wieder Flowabschnitte. In der Ferne grüssen auf der anderen Talseite die Findelalp und die beiden Rothörner.

Bei der nächsten Felsstufe beim Ritzengrat muss ich definitiv für einige Höhenmeter das Mountainbike schieben. Während die einen die Limiten ihrer Fahrkünste ausloten, können die anderen wunderschöne Fotos machen. Da ich meist alleine unterwegs bin, freut es mich Fotos zu machen, wo nicht nur Singletrails, sondern Singletrails und Mountainbiker abgelichtet sind.

Mit einem steilen Schlussschuss quer über die Wiese bis zur Alp Ze Seewjien ist der technische obere Teil der Abfahrt geschafft. Damit man mich hier richtig versteht: Es ist eine Abfahrt, die ich sofort wieder fahren würde, trotz der Schiebepassagen. Auf dieser Höhe sind solche Trails für mich normal. Im Gegenteil, ich finde es sogar gut, dass man in Zermatt nicht aus jedem Trail eine ‚Flowautobahn‘ baut.

Via Mossjesee fahren wir gemütlich zur Findelalp mit seinen vielen Alprestaurants. Die Gegend kenne ich bestens von meiner 5-Seenwanderung. Wir queren in Richtung Rieben und biegen auf einen endlosen Singletrail durch die ‚Üsseri Wälder‘ ein. Hoch über Winkelmatten müssen wir noch durch ein Felsband, Die ausgesetzten Stellen sind gut gesichert – wird steigen trotzdem ab. Für den Rest des Trails gibt es keine Fotos – zu toll die Fahrt bis Patrullarve,

World-Exclusive kriegen wir danach Einblicke in den neuen Sunegga-Trail, den die Trailbau Crew entlang der alten Weltcup Downhill Strecke in den Hang gräbt. Der obere Teil ist noch in der Mache, der untere Teil bereits fertig. Was will man dazu sagen: Spass pur! Im 2018 sollte die Eröffnung sein. Auf einem kleinen Strässchen geht es zurück nach Zermatt und direkt zur Talstation der Schwarzseebahn, wo uns leider Beat, welcher uns toll geguided hat, wegen einer Verletzung wieder verlassen muss.

Zermatt: Prolog !

Drei Tage auf Einladung von Zermatt Tourismus die Traumtrails im hinteren Mattertal unsicher machen! Ich verlängere kurzentschlossen meine Sommerferien und fahre mit viel Vorfreude ins Wallis. Bei Täsch ist bekannterweise Schluss mit Auto und für 4 CHF darf das Bike ebenfalls auf den Zugsshuttle rauf ins Dorfzentrum von Zermatt. Dani, der Kurdirektor himself, empfängt die kleine Truppe (Ben und Tina, Sven, Chregu) und gibt uns auf einer kurzen Dorfführung interessante Hintergrundinformationen zum weltweit bekannten Bergsteigerdorf.

Auf dem ‚Touristenfriedhof‘ bei der Kirche tummeln sich die Bergsteigerlegenden mitsamt ihren packenden Geschichten in der feuchten Erde. Als die ersten Engländer die Alpen und das Matterhorn als Touristenziel entdeckten, waren die Walliser skeptisch. Heute spürt man davon (zumindest in Zermatt) nichts mehr. Das Dorf ist voll auf Tourismus getrimmt und die Ziegen werden immer noch durch die Hauptgasse getrieben – für mich eine schöne Kindheitserinnerung. Dani zeigt uns ebenfalls das Zermatt abseits von Mc Donalds und teuren Boutiquen – den alten Dorfteil mit seinen typischen Speichern. Wir lernen zudem Kurioses – in Zermatt, dem motorlosen Dorf, braucht man als Einheimischer für e-Bikes eine Bewilligung der Behörden. 😉

Anschliessend checken wir im Hotel Bristol ein. Das Haus liegt an DEM Fotospot von Zermatt, der Brücke über die Vispa. Sie bietet unverbaute Sicht auf das Matterhorn und die Konsequenzen zeigen sich in einer skurrilen Szene morgens früh bei Sonnenaufgang: Eine entzückte Touristenschar aus Asien bevölkert die Brücke und knipst das Matterhorn ab bis die Akkus leer sind!

Nachtessen gibt es im nahe gelegenen Hotel Ambiance. Die Motivation der Gastgeber, die sich mit Innovation und Herz versuchen von der Masse abzuheben, ist sofort spürbar. Ich geniesse die sehr gute Zermatter Rösti und die Bergkräuter Ravioli. Dani stellt sicher, dass wir dazu nicht verdursten und zeigt eine sichere Hand bei der Walliser Weinauswahl. Wie viele Hotels in Zermatt hat das Ambiance ebenfalls die nötige Mountainbike Infrastruktur und vor dem Dessert besichtigen wir noch kurz die Zimmer mit Matterhornblick.

Nun, der Einstieg ist gelungen und auf dem kurzen Heimweg lassen wir die ersten Eindrücke im Papperla Pub mit einem Bier durch den Kopf gehen.

Kleines Fazit zum Hotel Bristol nach einer Nacht? Nicht ein spezifisch auf Mountainbike getrimmtes Hotel, aber das Nötigste, wie ein abschliessbarer Bikeraum, ist vorhanden. Die Zimmer sind relativ klein, aber komplett eingerichtet und der Rest des Hauses ist top. Restaurant, Bar und Terrasse besitzen dank dem verbauten Holz viel Ambiance und Wärme. Das Frühstücksbuffet ist lustig verwinkelt im Restaurant angeordnet und bietet was das Herz begehrt. Das Motto heisst: Selber kochen. Die Auswahl geht von gekochten Eiern, über Spiegeleier bis hin zu amerikanischen Pancakes. Hätten wir das gewusst, wären wir eine Stunde früher aufgestanden. 😉 Aber wir müssen los, aufs Mountainbike!

Mountainbiken im Montafon !

Zum Schluss meines Aufenthaltes in St. Gallenkirch im Montafon hier ein kurzer Spotcheck. Das Positive zuerst: Das Montafoner Marketing ist wirklich professionell und lässt keine Wünsche offen. Das beginnt mit einer zentralen Webseite für alle Touren inkl GPS Download und endet mit zentral organisierten Biketouren und informativen Broschüren und Karten, die in den Hotels aufliegen. Die Region selber ist schön und die vielen Seitentäler laden zu interessanten Touren in mittlere Höhen ein. Der Illradweg verbindet dabei die Routen in idealer Weise. Die Kulturlandschaft ist OK, kann sich aber nicht mit Ortsbildnern wie man sie zB im Wallis findet messen.

Familienferien 2017:

Nun zum Negativen welche das obige Bild versinnbildlicht. Das letzte Zeichen der Zivilisation zuhinterst im Vergaldner Tal ist ein dickes Bikeverbotsschild. Das ist leider sinnbildlich für den Umgang mit Mountainbikern im Montafon. Die Marketingoffensive täuscht nicht darüber hinweg, dass man auf den offiziellen Touren keine Singletrails findet und dass das Befahren ebenjener auf offene Ablehnung stösst bzw illegal ist.

Damit stellt sich für mich leider die Frage: Will ich irgendwo hin, wo man den Mountainbikern mit einem grundsätzlichen Misstrauen und Verboten begegnet oder gehe ich ins Südtirol oder in die Schweiz wo ‚Trail-Toleranz‘ gelebt wird? Da tun mir die vielen engagierten Personen, welche im Montafon das Mountainbiken pushen, fast ein wenig leid.

Das BergSPA und Hotel Zamangspitze !

Während unserem Aufenthalt im Montafon haben wir im BergSPA & Hotel Zamangspitze übernachtet. Das Hotel liegt oberhalb von St. Gallenkirch im Ortsteil Inerziggam. Die hundert Höhenmeter ab dem Dorfkern sind für Mountainbiker nach einer langen Tour ein letzter Kraftakt, dafür entschädigt die wunderbare Aussicht ins ganze Tal. Das Hotel bietet Österreich-typisch das volle Auswahlmenü von Wellness über Natur- zu Sportaktivitäten inklusive einem Basispaket für Mountainbiker. Die Kundschaft ist entsprechend bunt gemischt und während unserem Aufenthalt in der Hochsaison hatte es viele Familien mit Kindern. Wer also in Ruhe das Hallenbad geniessen will, sollte ausserhalb der Ferienwochen buchen.

Empfang und Beratung waren sehr herzlich und kompetent. Für Mountainbiker sind alle nötigen Unterlagen und (minimalen) Einrichtungen vorhanden. Es gibt täglich geführte Touren, die hotelübergreifend organisiert sind und wer mag kann e-Bikes mieten. Der Wellnessbereich mit diversen Saunen und Hallenbad ist sehr schön und gross, den eigentlichen SPA Bereich habe ich nicht genutzt. Essenstechnisch gibt es ein üppiges Frühstück und ein Viergänger (teils Buffet) zum Abendessen. Mein Favorit war der optionale Käsewagen und das Glacebuffet (für die Kinder). 🙂 Wer will kann am Mittag nochmals essen, alles in der Halbpension inklusive. Die Küche ist solide und gut, wenn es auch keine Gourmethöhenflüge gab. Würde man auf hohem Niveau meckern, gäbe es bei unserem Aufenthalt Abstriche beim Service,  es fehlte teilweise an professioneller Kontinuität. Und dann noch ein Detail: Ich möchte gerne Bier in der Grösse 0.5l! 😉

Die Zimmer sind sehr schön, relativ gross und scheinen etappenweise renoviert zu werden. Das Ambiente ist ansprechend und ein Mix aus heimelig und modern. Wir hatten ein Zimmer mit Balkon und Talblick, was sicher empfehlenswert ist, speziell weil aktuell zur Bergseite hin gebaut wird. Die Lage des Hotels ist sicher Geschmackssache, aber für uns war es ein idealer und zentraler Ausgangspunkt für diverse Aktivitäten im Montafon. Für die Anfahrt kann man aus der Schweiz ab Solothurn via Walensee und Feldkirch ca. 3 staufreie Stunden einplanen (dazu muss man nicht mal die österreichische Vignette kaufen). Im Gegensatz zum Südtirol ist die An- und Abreise schon sehr kurz und stressfrei – ein dicker Pluspunkt für das Montafon!

Zum Schluss noch das Wichtigste: Wir haben das Hotel via Tchibo Reisen gebucht und deshalb ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis erreicht. Zu berücksichtigen sind die Nebenkosten im Hotel. Die Getränke sind nicht ganz billig und man ist wegen der Lage des Hotels beinahe gezwungen im Haus zu konsumieren.

Fazit: Ich würde wieder gehen, das nächste Mal jedoch lieber in einer Nebensaison.