Elsass: Weinrebentour ob Turckheim… und Trailjagd !

Der zweite Tag unseres kurzen Elsasswochenendes sollte erneut unter dem Motto „Reben und Trails“ stehen. Der im Internet zusammengeklickte Track enttäuschte uns nicht. Die Anfahrt erfolgt über Turckheim (232m) – wiederum ein mittelalterliches Städtchen, Mauer, Tore und Türme inklusive. Da wir bei Tourende wieder hierher zurückkommen, verlassen wir den Ort über das Osttor und fahren die Reben rauf nach Boland.

Hier hat man einen schönen Blick zum Revier der gestrigen Tour rund um die Hohlandsbourg. Über wellige Reben und kleine Strässchen geht es erst nach Katzenthal. Schon aus der Ferne leuchtet der weisse Kirchturm und die Burg Wineck. Tatsächlich ist das hier die Weinecke und der GPS Track führt uns in wunderbaren Panoramaschlaufen durch die Rebberge.

Wie oft bei Internettracks ist die Fahrrichtung nicht immer ganz klar. Ich befürchte streckenweise, dass wir die Runde die falsche Richtung rum fahren. Der nächste idyllische Ort der Route ist Niedermorschwihr. Ich kürze die Abfahrt ins Dorf ab und nehme einen kurzen Singletrail entlang des Weidbachs.

Es geht nun relativ steil die Reben rauf bis zum Hügelzug des Heidenkopfs. Der (umgekehrte) Track folgt der Krete bis in den Höhenkurort Trois-Épis. Wie erwähnt, entpuppt sich der Kretenweg als wurzliger Downhilltrail und als noch Mountainbike-Ritter den Trail runterdonnern hat meine Frau genug. Kurz vor einer Ehekrise breche ich das Experiment ab und suche auf dem winzigen Display meines GPS auf der OSM Map Alternativrouten. 😉

Auf der anderen Bergseite finden wir sie und fahren teilweise auf dem ehemaligen Trassee der Colmar – Trois-Épis Bahn den Berg hoch. Anstatt die Strasse zu nehmen, biegen wir auf einen Wanderweg ab, der in immer fahrbarer Steigung bis in den Kurort führt. Der Trail ist wie gemacht für den Uphill, besonders für das e-Bike meiner Frau. Damit ich auch noch meinen Spass habe, entscheide ich denselben Weg wieder runter zu fahren.

Trois-Épis (660m) hat seine Glanzzeiten definitiv hinter sich. Wo sich früher die reichen Kurgäste tummelten, besuchen nun Familien ihre Angehörigen im Pflegeheim. Trotzdem weht noch etwas altes Flair durch den Ort. Meine Frau hat genug von Trails und macht es sich auf der Terrasse der Bäckerei gemütlich.  Ich mache noch eine Zusatzschlaufe auf 100% Singletrails.

Am alten Bahnhof vorbei geht es auf dem Sentier Louise, dem Meierhofweg und dem Erlenbrunnweg alles leicht aufwärts, einen Flowtrail runter zum Zimmerbach ausgenommen, rund um den Grand Hohneck herum. Die Höhenmeter auf Singletrail nagen an meiner Kondition und die letzten Meter rauf zum Croix de Wihr (890m) muss ich gar einige Meter schieben. Vor dem Denkmal, welches den Diables Rouges, den Soldaten des 152. Infanterieregimentes gedenkt, die hier am 19. August 1914 eine Schlacht gefochten hatten, mache ich kurz Rast.

Teils auf Trails, teils auf Forststrassen mit herrlich weichem und griffigen Waldboden fahre ich zurück nach Trois-Épis. Der GPS Track lässt selbst den Singletrail des Vitaparcours nicht aus. Besonders fällt der Frühlingsduft des Waldes auf. Vielleicht liegt es an den Baumarten oder vielleicht war ich einfach schon lange nicht mehr richtig im Wald. Rechtzeitig zum Dessert bin ich wieder zurück bei meiner Frau.

Der Downhill runter nach Turckheim ist dann im oberen Teil ein flüssiger Highspeed-Singletrail der Extraklasse. Danach folgen noch einige steile Schotterabschnitte – alles fahrbar, ebenfalls für meine Frau. Vollgepumpt mit Adrenalin kommen wir in Turckheim an und rollen inmitten der schönen Altstadt gemütlich aus.

Fazit: Eine tolle Tour mit hoher Traildichte und vielen Mountainbiker im Gelände. Wie gestern scheint auch das heutige Revier um Turckheim noch viele Singletrails zu bieten und lädt zum Erkunden ein. Speziell gefällt mir der flowige Untergrund, meistens weicher Waldboden mit einigen Wurzeln und Steinen. Dazu immer wieder Panoramablicke in die Rheinebene und zum Schwarzwald. Top!

Statistik: 46.3 km, ca. 1098 Höhenmeter, Fahrzeit 04:15 h

Elsass: Trails, Burgen und das Val de Munster !

Der Tag startet mit einem währschaften Frühstück in unserem Hotel. Mit genügend Beurre Demi-Sel auf Baguette, Munster Kass und Müesli im Bauch sind wir bereit für die heutige Tour. Diese kombiniert einen Burgen-Singletrail Loop mit dem Radweg durch das Munstertal. Wir verlassen Éguisheim (220m) in Richtung Rebberge und der drei markanten Burgtürme der ‚Les Trois Châteaux‘.

Durch die Reben geht es hoch ins Dorf Husseren-les-Châteaux. Auf der ‚Route des Cinque Châteaux‚ kämpfen wir uns den Berg rauf. Die letzten Meter zu den Burgen (580m) führt ein steiler, aber fahrbarer Wanderweg. Quasi ‚von hinten‘ nähern wir uns den drei mächtigen Burgen an. Zum Glück hat meine Frau ein Schloss dabei um unsere zwei Bikes im Wald zu sichern.

Für die Tatsache, dass die ganze Anlage bereits um 1466 zerstört wurde, sind die drei Türme in gutem Zustand. Die Ruinen lassen sich mindestens teilweise ‚beklettern‘, wobei herabfallende Steine wohl ein Problem zu sein scheinen. Mir gefällt die Anlage, sendet sie doch auch nach über 1000 Jahren noch ein selbstbewusstes Signal in die Ebene. Ab hier sieht man bereits unser nächstes Ziel, die Hohlandsbourg.

Wir fahren weiter und es wartet ein erstes Trailfeuerwerk! Der GPS Track aus dem Internet ist ein Glücksgriff. Ich wundere mich erst über die zwei Kringel im Track. Beide Runden sind tolle Singletrails mit vollem Flowfaktor im lichten Wald. Dafür nimmt man gerne einige ’sinnlose‘ Höhenmeter in Kauf. Wenn in den Vogesen alle Trails so sind, dann muss ich unbedingt mehr hierher fahren.

Das nächste Ziel ist die Hohlandsbourg (639m), eine extrem mächtige Anlage hoch über Colmar. Der Eintrittspreis lohnt sich in verschiedener Hinsicht. Ein modernes Museum zeigt die reiche und lange Geschichte der Anlage auf. Der Gründer, Rudolf von Habsburg, ist für uns Schweizer ja kein Unbekannter. Wir trinken etwas im Burgkaffee und bewandern die Anlage. Mir gefällt wie man einerseits die historische Bausubstanz bewahrt, andererseits einen modernen ‚Kultur‘-Ort aus der Burg gemacht hat.

Die Aussicht von der massiven Bewehrungsmauer aus ist fantastisch. Erneut sieht man vom Grand Ballon der Vogesen, über Strassbourg und Colmar zum Feldberg im Schwarzwald und weiter über das Sundgau nach Basel und zum Jura. Eindrücklich!

Es folgt das zweite Trailhighlight des Tages: Die Abfahrt von der Burg runter nach Wintzenheim auf 275m. Mindestens ab der Hälfte wurde der Singletrail speziell für Mountainbiker angelegt und ist einfach nur der Hammer. Der Parkplatz bei der Landwirtschaftsschule Pflixbourg zeigt, dass es wohl noch mehr Abfahrten durch den Wald gibt und dass hier gerne auch mit Shuttles hoch zum Parkplatz der Hohlandsbourg gefahren wird.

Wir nehmen den zweiten Teil der Tour in Angriff – durch das Munstertal bis in die namensgebende Ortschaft Munster. Das Tal zieht sich in die Länge, ist aber auf einem wunderbar ausgebauten Radweg leicht zu befahren. In Munster schauen wir uns um, bevor wir beim Dorfplatz erneut einen Flammkuchen essen, natürlich mit dem berühmten Munster Käse.

Die Beine sind nun etwas müde und meine Frau sorgt sich um den Akku. Ein klares Zeichen, dass die Tour etwas länger dauert. 😉 Wir verzichten auf Höhenmeter und fahren auf dem gleichen Weg zurück und dann in einem Bogen via Wintzenheim und Wettolsheim über die letzten Hügel und Reben bis vor die Hintertüre unseres Hotels.

Fazit: Ich bin überrascht und leicht begeistert welche Singletrailqualität es hier in den Vogesen gibt. Für mich als Burgenfan gibt es keine bessere Kombination!

Statistik: 50.6 km, ca. 991 Höhenmeter, Fahrzeit 04:04 h

Elsass: Die Winzertour um Éguisheim !

Die ersten warmen Tage des Jahres mit Temperaturen um die 20° sind für dieses Wochenende angekündigt. Ich nehme heute spontan frei und fahre mit meiner Frau in einen Kurzbikefrühlingsurlaub ins Elsass. Wir haben uns in Éguisheim in der Nähe von Colmar einquartiert. Für die Anfahrt nehmen wir uns Zeit und wählen die Route über die Transjuranne nach Belfort und anschliessend via die Elsässer Weinstrasse zu unserem Hotel. Kurz eingecheckt und mit den Mountainbikes 100m zum Dorfplatz ins Restaurant. Der Flammkuchen mit Munster Käse ist schon mal Spitze!

Nachdem wir uns am pittoresken Städtchen Éguisheim erstmal sattgesehen haben, wollen wir noch einige Kilometer machen. Wir folgen einem Track aus dem Internet, der uns in einer großen Acht durch die Weingebiete und Winzerdörfer südlich von Éguisheim führt. Ein Dorf ist dabei rustikaler als das andere und dazwischen liegt das weitläufige Rebgebiet.

Zuerst fahren wir auf kleinen Strassen mit grandiosen Namen (zB Rue de la 1ère Armée) runter an einen kleinen Fluss, die ‚La Lauch‘. Von hier sieht man sehr schön hoch zu den Vogesen und den Rebbergen. Die Strecke führt weiter durch die Ortschaften: Herrlisheim, Obermorschwihr, Voegtlinshoffen, Gueberschwihr, Pfaffenheim und Hattstatt. Obwohl ich mir als dialekterprobter Schweizer schwierige Buchstaben- und Lautgruppen gewöhnt bin, muss man sich mit den Elsässer Ortsbezeichnungen erst anfreunden.

Die Reben liegen noch etwas trostlos im Winterschlaf. Dafür erwacht rundherum die Natur im zarten Grün. Die Dörfer haben fast ausnahmslos den Charakter mittelalterlichen Wehrburgen mit schönen, farbig bemalten, Fachwerkhäusern. Zudem gefallen die grossen Dorfplätze wie zum Beispiel jener von Gueberschwihr (wobei es kein Parkplatz sein müsste).

Winzer zu sein scheint sich hier zu lohnen. Alle 50m hat es eine andere Kellerei, die Weine zur Degustation und zum Verkauf anbieten. Persönlich habe ich es nicht so mit dem Elsässer Wein, aber angesichts der moderaten Preise im Vergleich zu den Schweizer Weinen sind sie durchaus trinkbar und in den höheren Preisklassen gibt es echt gute Tropfen. Wie immer, vor Ort schmeckt er einfach viel besser als es später die mitgebrachten Flaschen zu Hause tun.

Ein Teil der Route führt durch die bekannte Elsässer Weinstrasse, wovon es eine Variante per Auto und eine für Fahrräder gibt. Die Strecke führt rund 134km von Marlenheim nach Thann und wäre sicher etwas für eine Mehrtagestour. Um keine Missverständnisse zu schüren, es ist eine Rad- und keine Mountainbike-Strecke.

Heute haben wir sehr gute Sicht über die ganze Rheinebene. Im Osten glitzert mit letztem Schneeweiss der Feldberg im Schwarzwald, ihm gegenüber der ebenfalls noch schneebedeckte Grand Ballon der Vogesen und in Richtung Süden schimmern die Schweizer Jurahöhen durch den Bodennebel. Über uns thronen die drei Burgen oder die drei Exen wie man sie hier nennt – unser Ziel für echte Mountainbiketouren in den nächsten Tagen.

Statistik: 25.8 km, ca. 266 Höhenmeter, Fahrzeit 2:00 h

Mein Scott Genius MC 40 – Ein Nachruf !

Heute muss ich von meinem ersten richtigen Mountainbike, dem Scott Genius MC 40 Jahrgang 2006 Abschied nehmen. Mein Sohn hatte es seit 2014 im harten Stadteinsatz und heute beichtete er mir den Diebstahl des Mountainbikes. Ehrlich, das tut schon etwas weh und es nervt, weil man so ein Velo, auch wenn es schon 12-jährig ist, nicht einfach nächtelang in der Stadt stehen lässt. 🙁 Schön war die Zeit und ich erinnere mich gerne an die vielen Touren, die wir gemeinsam erlebt haben. Im Bild oben (links) der letzte Bergeinsatz auf dem Rothorn in der Lenzerheide im Jahr 2016.

Der Mountainbike – Saisonstart 2018 !

Man mag es kaum glauben, aber nach 5 Monaten Bikeabstinenz habe ich heute zusammen mit meiner Frau die Saison 2018 mit einer Runde nach Burgdorf gestartet. Ich muss hier ja niemandem Rechenschaft ablegen und trotzdem habe ich ein schlechtes Gewissen so lange den inneren Schweinehund nicht überwunden zu haben. Die Gründe sind vielfältig – der Beruf, das Wetter, das Alter… alles richtig und doch im Prinzip nur Ausreden. Fakt bleibt, dass ich mit meinem aktuellen Job in Genf seit zwei Jahren sowohl beim Mountainbiken wie auch beim Bloggen zurückstecken muss.

Schauen wir nach Vorne! Ich war mit dem Ti29-40 unterwegs und das Titan Hardtail glänzt mit Fahrspass wie am ersten Tag. Das Biken habe ich jedenfalls nicht verlernt und so wird die Runde noch etwas verlängert mit einer Anfahrt im grossen Bogen via die Höchi ob Halten, Wynigen und weiter nach Burgdorf. Wir sind nicht die Einzigen, die den langen Winter in den Knochen haben – ich hatte den Eindruck, dass heute wirklich jeder draussen war.

Bei Bier und Bretzel geniessen wir im Schützenhaus die wärmende Frühlingssonne und tanken Energie für die lange Rückfahrt der Emme entlang nach Solothurn. Es fällt auf, dass die Natur gefühlt noch im Rückstand ist, aber das mag wegen den frühen Ostern täuschen. Der Bärlauch spriesst vorsichtig aus dem Waldboden und wenn es noch einige warme Tage gibt, wird sich der Frühling wie jedes Jahr mit voller Wucht durchsetzen.

Auf der Rückfahrt erkennen wir kaum noch unsere Hometrails entlang der Emme. Die Arbeiten für den Hochwasserschutz sind im vollen Gange oder bereits abgeschlossen. Man mag bei all den Rodungen entlang des Flusses und den riesigen Erdbewegungen kaum an die Renaturierungsabsichten glauben. So ohne Grün sieht alles sehr trostlos aus.

Bei Kilometer 40 melden sich die ersten Konsequenzen meiner langen Bikepause. 😉 Das linke Knie zwickt, die Oberschenkel laufen unrund und der Hintern ist sich weder Hardtail noch Sattel gewohnt. Dafür stimmt die Moral – was für eine schöne Ausfahrt am Ostermontag!

Statistik: 52.8 km, ca. 349 Höhenmeter, Fahrzeit 3:00 h